Freies Ufer am Glienicker See: Baden in aller Öffentlichkeit

Damit Spandau kein zweites Potsdam wird, will der Bezirk den Berliner Teil des Glienicker Sees von privaten Eigentümern erwerben. Öffentliche Nutzung und Naturschutz sollen sichergestellt werden.

Spandau will nicht Potsdam sein. Um zu verhindern, dass private Eigentümer den Berliner Teil des Groß Glienicker Sees erwerben, strebt der Bezirk Spandau den Kauf des Uferstreifens an. An dem zwei Kilometer langen Abschnitt bestehe ein "großes Interesse des Bezirks", sagte Spandaus Baustadtrat Carsten-Michael Röding (CDU) der taz. "Wir wollen, dass der Uferstreifen weiter öffentlich zugänglich bleibt. Wir haben die Verpflichtung für den Erhalt der Natur und Wasserqualität dort." Auf der Potsdamer Seite des Glienicker Sees blockieren private Grundstücksbesitzer den Uferweg.

Der Bezirksstadtrat rechnet damit, dass der Kauf noch in diesem Jahr über die Bühne gehen könnte. "Die Chancen stehen gut", man befinde sich in Verhandlungen mit dem Uferbesitzer. Die Uferflächen gehören dem Gastronomen Wolfram Ludwig, der zugleich Eigentümer des Seerestaurants Strandbaude ist. Die Ufer sind größtenteils frei zugänglich, es gibt zwei beliebte Badestellen und Stege für Anglervereine und Boote.

Ludwig hatte in den 1970er Jahren den Westberliner Teil des Sees gekauft. Mitten durch den See verlief die Grenze zur DDR. Jetzt will sich der Wirt zur Ruhe setzen und das Restaurant samt Grundbesitz veräußern. Die Rede ist von 250.000 Euro als Verkaufspreis. Ludwig war für Nachfragen nicht erreichbar.

Neben dem Erhalt der öffentlichen Nutzungen begründet der Bezirk sein Kaufinteresse damit, dass sich ein privater Pächter insbesondere bei den Naturschutzprojekten "querstellen könnte". So will Spandau den Schilfgürtel erhalten, die Badestellen nutzen oder den Neubau von Stegen und Anlegestellen - derentwegen es jüngst Krach mit den Vereinen gegeben hat - kontrollieren.

Das Bezirksamt hat bereits das Okay für den Kauf aus der Finanzverwaltung erhalten. Es will das Geld aus "zweckgebundenen Mitteln für den Naturschutz" lockermachen. Doch es gibt noch zwei Hürden: Ludwig will das Uferareal inklusive Strandbaude veräußern, der Bezirk ist nur an der Gewässerseite interessiert. Außerdem ist offen, ob Spandau überhaupt ein Vorkaufsrecht für Naturschutzflächen besitzt. Im Bundesnaturschutzrecht ist das so geregelt, im Berliner Naturschutzgesetz fehlt dieser Passus. "Wir prüfen unsere Situation hier", sagt Röding. Er gehe aber davon aus, dass der Bezirk im Recht sein wird.

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