Winter: Viel Schnee, wenig Halt

Starker Schneefall und Verwehungen sorgen in Schleswig-Holstein für Probleme. Nun gibt es Diskussionen um fehlende Zäune und Knicks. Sie könnten vielleicht helfen.

Schweres Gerät im Einsatz: Ein Bagger räumt die B 76 bei Stawedder (Ostholstein). Bild: dpa

Die Postboten kommen nicht mehr durch, die Busse fahren nicht, die Schulen sind geschlossen: Der starke Schneefall hat den Alltag in Teilen Schleswig-Holsteins durcheinandergewirbelt - und das an manchen Orten schon seit Mitte dieser Woche. Nach nur ein paar Stunden Niederschlag lag der Schnee kniehoch - eine Situation, den die Bewohner sonst eher aus Bayern-Urlauben kennen.

Im Osten des Landes machen Schneeverwehungen die Wege schwer passierbar. Der Naturschutzbund (Nabu) Schleswig-Holstein glaubt, diese Probleme seien "oft hausgemacht" durch "degenerierte" Knicks - die für das Land im Norden typischen Wallhecken zwischen Äckern. "In vielen Landesteilen fehlt es im Vorfeld von Straßen und Schienen an ausreichend dicht gestalteten Hindernissen für die Schneemassen", sagt Nabu-Sprecher Ingo Ludwichowski. Knicks könnten helfen und die "Funktion von natürlichen Schneezäunen wahrnehmen", glaubt er.

Der Nabu argumentiert mit dem Beispiel Ostholstein. Dieser Kreis sei in den vergangenen Wintern "überdurchschnittlich häufig von Schneeverwehungen betroffen" gewesen. Und gleichzeitig sei dort "der vom Bauernverband politisch maßgeblich beförderte Wandel hin zu einer industriellen Landwirtschaft mit großflächigen, offenen Schlägen" am weitesten vorangeschritten.

Der Landes-Bauernverband ist empört: "Wie kommt der dazu, die Bauern in eine Ecke zu stellen?", fragt Sprecher Klaus Dahmke. Die Behauptung, dass der Verband mit Schuld an den Schneeverwehungen sei, nennt er "unmöglich". Der Nabu berücksichtige bei seiner Argumentation nicht, dass es in Ostholstein schon seit Jahrhunderten große Felder gebe, sagt Dahmke. Die Bauern im Land würden die Knicks pflegen, nicht zerstören und bei den Schneeproblemen Hilfe leisten.

Auch das schleswig-holsteinische Landwirtschaftsministerium ist etwas genervt von der Kritik. "Das ist durch die Fakten nicht gedeckt", sagt sein Sprecher Christian Seyfert. "Ich kann zwischen Schneeverwehungen und Knicks keinen Zusammenhang erkennen." Die Wallhecken seien außerdem gut geschützt. Die Debatte um den angemessenen Schutz von Knicks läuft im Land schon seit Jahren zwischen Umweltverbänden und Landwirten.

Ersatz für Hindernisse wie Knicks gibt es nicht: Mit Schneefangzäunen arbeitet der Landesbetrieb Straßenbau nicht mehr - seit sechs Jahren, um zu sparen. "Der Betrieb hat berechnet, dass sich diese Anlagen nicht rentieren", sagt Harald Haase, Sprecher des zuständigen Kieler Wirtschaftsministeriums. Die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern seien aufwendig. Außerdem sei Aufbau und Wartung teuer. "Deshalb wurde entschieden, dass es besser ist, lieber einmal mehr mit einem Schneepflug an der betreffenden Stelle vorbeizufahren", sagt Haase. Der zweite harte Winter in Folge sei kein Anlass vorschnell umzusteuern.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.