Schach-Weltmeisterin mit 16 Jahren: Das Wunder mit den Haarspangen

Die "Puppe mit dem großen Kopf", wie Funktionäre sie nannten, war mit 14 Jahren jüngste WM-Finalistin. Nun, mit 16, ist Hou Yifan jüngste Schach-Weltmeisterin aller Zeiten.

Geblümte Spangen im Haar: Schach-Weltmeisterin Hou Yifan. Bild: imago/xinhua

BERLIN taz | Eine Krone statt zwei grellbunte Haarspangen auf der Denkerstirn: Bereits mit 16 Jahren wurde Hou Yifan an Heiligabend Schach-Weltmeisterin der Frauen. Im türkischen Antakya schlug das Mädchen nach einem 2:2 in den Turnierpartien ihre chinesische Landsfrau Ruan Lufei im Tiebreak mit verkürzter Bedenkzeit 3:1. Hou Yifan ist damit die jüngste Weltmeisterin aller Zeiten. Bis dato hielt die Georgierin Maja Tschiburdanidse, die 1978 mit 17 den Titel erobert hatte, den vermeintlich kaum zu unterbietenden Rekord.

Das war allerdings nicht die erste Bestleistung, die Hou aufstellte. Die "Puppe mit dem großen Kopf", wie die Funktionäre das kleinste Mädchen im Schachzentrum in Peking einst nannten, war schon mit 14 Jahren die jüngste WM-Finalistin aller Zeiten. Damals aber stoppte noch die Russin Alexandra Kosteniuk das Wunderkind aus dem rund zwölf Zugstunden von Peking entfernten Xinghua, das stets mit zwei farbenfrohen Spangen ihr schwarzes Haar bändigt.

In Antakya schaltete Hou Yifan wie schon 2008 die Weltranglistenzweite aus: Die 23-jährige Inderin Humpy Koneru hatte als einzige Nicht-Chinesin im Halbfinale mit 0,5:1,5 das Nachsehen. Zum vorweggenommenen Endspiel war es gekommen, weil die nominell schwächere und schon im Achtelfinale gescheiterte Kosteniuk als Titelverteidigerin die Setzliste angeführt hatte. Bereits in der zweiten Runde war die einzige deutsche Teilnehmerin im 64er-Feld, die Berlinerin Elisabeth Pähtz, ausgeschieden.

Das Finale zwischen den beiden Chinesinnen war nur auf dem Papier eng. Hou Yifan verpasste zwar mehrfach den vorzeitigen Sieg, aber die 16-Jährige ließ sich nie aus der Ruhe bringen. "Derlei juckt mich nicht die Bohne", erläuterte sie ihre mentale Stärke. Ihre Mutter Wang Qian bestätigte: "Yifan ist psychisch stabil, Niederlagen stören sie nicht. Sie nimmt sie einfach hin." Unbeeindruckt von ihren vorherigen Patzern schlug Hou ihre Nationalmannschaftskollegin Ruan Lufei zweimal in den vier Blitz-Partien der Verlängerung und machte den Titel perfekt.

Die 13. Weltmeisterin der Schach-Geschichte ist die insgesamt Vierte aus dem Reich der Mitte. Der Titel brachte der Schülerin 60.000 Dollar Preisgeld ein. Die erstmals mit sechs Jahren mit dem westlichen Schach in Berührung gekommene Chinesin steckt sich, wie sie schon früher äußerte, aber höhere Ziele. Auf die Frage, ob es ihr gegen Mädchen nicht zu langweilig am Brett sei, äußerte Hou Yifan forsch: "Nein, ich möchte mich aber selbst fordern - deswegen will ich mich gegen Jungs ausprobieren."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.