Kolumne Pressschlag: Bis die Zunge blutet

Hihi Hoho: Nicht nur in der Bundesliga. Die Großen blamieren sich gesamteuropäisch.

Wieder so ein freudiges Wochenende, an dem die Großen vorgeführt wurden - gesamteuropäisch übrigens. In Holland blamierte sich Tabellenführer Eindhoven 0:1 zuhause gegen ADO Den Haag, was nach einer Gardinenhersteller-Betriebssportmannschaft klingt. Hihi. In England verlor Manchester United erstmals, 1:2 beim Tabellenletzten Wolverhampton. Hoho. Und Arsenal führte in Newcastle in der 70. Minute mit 4:0, um schwer verlacht noch mit 4:4 nach Hause zu fahren. Haha. Da ist die herrliche wie selbstherrliche Niederlage des FC Bayern in Köln nach 2:0-Führung schon banal und Leverkusens Versagen in Nürnberg, wie im Vorjahr, schon normal.

Nur, was will uns das alles sagen? Wir verraten es nicht. Wie Freiburgs Trainer Robin Dutt neulich sagte: "Fußball verliert viel dadurch, dass die Leute, die am meisten davon verstehen, sich ständig auf die Zunge beißen müssen." Nicht, dass wir als Ligabeobachter auch nur annäherungsweise durchblicken wie ein Fußballlehrer, und dennoch: Wir erklären uns solidarisch. Zungenbiss.

Dortmunds Überflieger beißen sich saisonbegleitend auf die Zunge und vermeiden das M-Wort. Zu Recht, denn was würde es ändern, wenn irgendein Kloppo sich bekennen würde: Ja, wir wollen Meister werden. Wenn der BVB den Titel sicher hat, merken es alle früh genug. Das wird übrigens noch vor Beginn des kalendarischen Frühlings Ende März passieren und dem Begriff Wintermeister eine neue Bedeutung geben. Ach, pssst, wollten wir doch nicht verraten. Auch nicht, dass die Mitborussen aus Gladbach sich noch retten werden - ohne jeden Heimsieg. Ist auch noch nie da gewesen.

Wir verraten auch nicht, wie sehr Dortmund das 0:0 gegen Schalke weh getan hat. Da war einige Angst durchs Stadion gekrochen ob der zwei verlorenen Punkte. Schalkes Resterampe 04 bestand nicht nur aus Manuel Neuer, dem Chancenkiller. S 04 hatte sogar die beste Gelegenheit (Jurado). Und alle hatten Psycho-Orakel Uli Hoeneß im Ohr: "Im Innersten hoffen wir darauf, dass Dortmund noch schwächelt. Und dann müssen wir da sein." 14 Punkte - lächerlich.

Jetzt sind es 15. Auch Robin Dutt weiß: Nun werden sie beim FC Ruhmreich im Innersten wieder dauerschwächelnd alle Zungen lösen und neue feine Streite um ihren Meneer van Gaal kreieren. Und alles nur wegen der Vorsehung um Eric Choupo-Moting. Dessen Transfer vom HSV zum 1. FC Köln war ja am Montag wegen eines kaputten Faxgerätes letztminütig gescheitert. Alle hatten den Karnevalsverein ausgelacht. Doch, hoho, zum Glück für Alaafland: Choupo-Moting hätte anstelle des zweifachen Torschützen Novakovic gespielt und der FC Bayern das Spiel nicht verloren. Wussten Sie das auch, Herr Dutt?

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Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).

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