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Gaddafi führt keine Rebellen-Gespräche"Bis zum Tag des jüngsten Gerichts"

Die Rebellen haben offenbar einen Anschlag auf hohe Funktionäre in Tripolis verübt. Nicht der einzige Rückschlag für Gaddafi. Trotzdem bleibt der Diktator kompromisslos.

Vielseitiger Gaddafi: Sonnenbrillenträger, Poet und Diktator. Bild: dapd

TRIPOLIS/KAIRO dpa/dapd | Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi schließt Gespräche mit den Gegnern seines Regimes weiter kategorisch aus. Er werde bis zum "Tag des Jüngsten Gerichts" nicht mit den Rebellen sprechen , sagte Gaddafi am Donnerstag in einer Rede vor Anhängern in seiner Heimatstadt Sirte. "Es ist die Stimme des libyschen Volkes - frei und ungehorsam - die ihnen antworten wird."

Zugleich forderte er die Stämme in der von den Aufständischen kontrollierten Großstadt Misrata in einer Audio-Botschaft, die in der Nacht zum Freitag vom staatlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde, auf, diese zu "befreien". "Diese Farce sollte beendet werden. Es ist eine Schande, dass ihr sie akzeptiert", wetterte Gaddafi.

Indes vermeldeten die Aufständischen westlich von Misrata Fortschritte. Bei Dafnija, zwischen Misrata und der Gaddafi-Hochburg Slitan gelegen, rückten sie vier Kilometer in Richtung Slitan vor, berichtete der Nachrichtensender Al-Dschasira am Freitag. An diesem Frontabschnitt nahmen sie außerdem einen hohen Kommandeur der Gaddafi-Truppen gefangen. General Abdul Nabi Sajid sei dabei leicht verletzt worden und werde demnächst vernommen.

Wie der Sender weiter meldete, soll es bewaffneten Aufständischen in der Hauptstadt Tripolis gelungen sein, einen Angriff auf ein Gebäude zu starten, in dem hochrangige Regime-Funktionäre zu einer Beratung zusammengekommen waren. Unter ihnen soll auch Abu Bakr Trabulsi, einer von Gaddafis Geheimdienstchefs, gewesen sein. Wie die Aktion ausging, wurde indes nicht bekannt.

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4 Kommentare

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  • P
    Puck

    @Florentine

    Wie verstrahlt muß man eigentlich sein, um ein solches Plädoyer pro Gaddafi abzulassen?

    Mich wundert, daß Sie ihn nicht für den Friedensnobelpreis vorschlagen...

     

    Wenn Sie Ihren blinden Anti-Amerikanismus mal für 5 Min. vergessen, würden Ihnen evtl. auffallen, daß die Reaktion von Gaddafi geradezu typisch ist für einen durchgeknallten Despoten, der sich weigert zu begreifen, daß seine Zeit vorbei ist.

    Und leider ist zu befürchten, daß er die Drohung wahr macht, eher ein Blutbad anzurichten als zurück zu treten.

  • GS
    Gunnar Sturm

    In Elfenbeinküste wurde der "Regime-Change" gegen jegliche Rechtsgrundlage durchgezogen, von UNO und Frankreich mittels schwerer Waffen (zum Schutz der Zivilbevölkerung)!.

    Sogar eine Neuauszählung der Stimmen wurde verweigert.

    Und nun regieren marodierende Rebellen...und so könnte es auch in Lybien enden!

  • F
    Florentine

    Wenn die Medien bei der Wahrheit blieben, würden sie berichten, dass die US-NATO gegründete sogen Rebellentruppe bisher sämtliche Verhandlungslösungen ablehnte. Einziges Ziel war der Rücktritt Gaddafis. Es gab für diese sogen Rebellen nichts zu verhandeln.Wenn die Medien bei der Wahrheit blieben, würden sie berichten, dass Gaddafi mit Wahlen einverstanden wäre. Und dass die sogen Rebellen dies ablehnten. Wenn die Medien bei der Wahrheit blieben, würden sie berichten, dass die sogen Rebellen sämtliche Vorschläge der AU oder sonstigen Vermittlern ablehnten. Kompromißlos war bisher die US-NATO und deren sogen Rebellentruppe. Aber Gaddafi-Bashing ist Linienkonform, gelle. Wenn die Medien bei der Wahrheit blieben, würden sie berichten, dass Regime-Change gegen das Völkerrecht verstößt. Ein weiterer PK-Bericht der US-NATO in der taz. Die Frage allerdings bleibt: darf die taz nicht mehr anders, oder kann sie nicht mehr anders?

  • D
    Demokrat

    Wurden die Funktionäre festgenommen?