Japanische Regierung reagiert: Hohe Atom-Beamte werden geschasst
"Umfassender Personalwechsel" in Japan: Wegen des Umgangs mit der Katastrophe in Fukushima will die Regierung drei ranghohe Beamte entlassen. Auch ein Minister könnte zurücktreten.
TOKIO afp | Wegen ihres Umgangs mit der Atomkatastrophe von Fukushima und zahlreicher Skandale will die japanische Regierung drei ranghohe Beamte des Energiesektors entlassen.
Er plane einen "umfassenden" Personalwechsel innerhalb seines Ministeriums, sagte Wirtschaftsminister Banri Kaieda am Donnerstag. Sein Ressort ist auch für die Entwicklung und Regulierung der Atomwirtschaft zuständig.
Kaieda bestätigte Medienberichte, wonach sein Stellvertreter sowie die Chefs der Behörde für Rohstoffquellen und der Atomaufsichtsbehörde entlassen werden sollten. Offiziell mitgeteilt werden sollten die Entlassungen zu einem späteren Zeitpunkt.
Medienberichten zufolge erwägt Kaieda auch, selbst zurückzutreten, nachdem er den Personalwechsel eingeleitet hat. Die Beziehung des Ministers zu Regierungschef Naoto Kan hatte sich in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert. Kan sprach sich kürzlich für den Atomausstieg aus und kritisierte die enge Verbindung von Kaiedas Ministerium mit der Energieindustrie. Zudem plant Kan, die Atomaufsichtsbehörde aus dem Ministerium auszugliedern, um deren Unabhängigkeit und Effizienz zu gewährleisten.
Seit der Atomkatastrophe von Fukushima in Folge des schweren Erdbebens und Tsunamis vom 11. März hat sich in der Bevölkerung Misstrauen gegenüber der japanischen Atomindustrie breitgemacht. Dies wurde zusätzlich dadurch verschärft, dass die Atomaufsichtsbehörde Medienberichten zufolge Mitarbeiter von Energieunternehmen damit beauftragte, in der Öffentlichkeit für die Atomenergie zu werben.
Leser*innenkommentare
noevil
Gast
Beim Lesen dieses zwar nach wie vor bedrückenden, aber dennoch ermutigenden Artikels bezgl. der künftigen Richtung für Japan fiel mir ein Adjektiv als Beschreibung für den japanischen Regierungschef Naoto Kan ein, das mir hierzulande vielfach fehlt, weil es vergessen wurde. Es lautet: anständig. Alle Achtung vor einem Regierungschef, der zarte Volkesstimme hört und unsichtbare gefährliche Seilschaften mutig ignoriert.
Ich weiss, es hört sich ziemlich altmodisch an, aber gerade in dieser rekordwütigen geldgeilen Zeit wäre es weltweit ein bitter notwendiges Regulativ.