die wahrheit: Alle meine Vanessas

Ich will nicht ins Detail gehen, nicht einmal etwas andeuten, zuweilen ist Dezenz ein hohes Gut. Aber dass ich mit dem Namen Vanessa ...

... ganz Außerordentliches verbinde, möchte ich preisgeben.

Der Name Vanessa ist übrigens eine Kreation von Jonathan Swift, ein Pseudonym für seine heimliche Geliebte Esther Vanhomrigh. Jedenfalls schlendere ich aufgrund dieser nicht näher zu charakterisierenden Angelegenheit ab und an durchs Internet, meist mit den immer gleichen Kombinationen von Suchbegriffen. Neulich hatte ich davon genug und gab, weiß der Kuckuck, was mein Hirn da ausgeheckt hatte, in die Suchmaske des bekanntesten Telefonbuchanbieters schlicht und einfach "Vanessa" ein. Sieh an! stutzte ich, es gibt in Deutschland nicht mehr als exakt 108 Vanessas, unter denen würde sie dann wohl zu finden sein, und ich käme mal einen Schritt voran.

Zunächst stieß ich auf eine Vanessa, die Rechtsanwältin in Bonn ist, eine "Rechtsanwältin & Mediatorin Vanessa" in Annaberg-Buchholz und - erstaunlich, denn in meiner Causa V. spielt die Jurisprudenz eine recht pikante Rolle - eine weitere Anwältinnen-Vanessa, mit Nachnamen tatsächlich "Engel" und tätig, Donnerwetter!, in der "Kanzlei Fünfrock" in Wiesbaden. Röcke und Wiesbaden passen da vortrefflich.

Die Spur schien heiß zu sein, zumal mir nun auch noch eine Vanessa ins Auge sprang, die auf dem Frankfurter Liebfrauenberg haust. Liebfrauenberg? Ich war auf dem richtigen Weg und ignorierte deshalb den Laden "Make-up und mehr - ,Vanessas'" im nahegelegenen Groß-Gerau und das "Nagelstudio Hotnailz" unter der Regie von "Vanessa Rexhepi" in Südbrookmerland-Moordorf. Hier stimmte wahrlich überhaupt nichts mehr - es sei denn, meine Vanessa war verrückt geworden.

Dann schon eher der Friseursalon "Vanessas Schnitt-Stelle" in Algermissen? Wieso nicht gleich "Beauty Island Vanessa Tilp" in Dachau? Oder "Boutique Vanessa" in sage und schwitze Dresden-Blasewitz?

Was war hier eigentlich los? Was sollte mir das alles sagen? Führte meine V. unterdessen das "Café am Markt Schreckenberg Vanessa"? Hieß sie jetzt "Vanessa Hampel-Zessin" und lebte im allerunwürdigsten "Lohmar-Donrath"? Hieß sie gar "Vanessa Quentin" und hatte jenen irren Kinoregisseur an der Backe, neben dem ich mal im Frankfurter Flughafen zwanzig Minuten lang hergelaufen war?

Was lief da, war da gelaufen? Muss ich mich damit abfinden, dass sie, meine V., sich heute "Vanessa Johanns" nennt? Oder krautert sie im lieblichen Duisburg, Stadtteil Neudorf-Süd, herum und hört auf den zum Dahinschmelzen, zum Niedersinken zart-scharfen Namen "Vanessa Dagruma"?

Ich forsche demnächst besser über den Nachnamen dieser meiner Vanessa, der nämlich gefährlich oder verlockend nah am exzellenten Rothaus-Bier entlangschrammt, in dessen Name zudem kein Geringerer als mein höchst eigener Nachname aufgehoben ist.

Darüber in Bälde ein zehnseitiger Essay im Merkur.

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kari

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