KARL-HEINZ FUNKE, EX-MINISTER : Über die Runden kommen
■ war mehr als zehn Jahre lang Landwirtschaftsminister in Hannover und Berlin, bevor er dem Rinderwahn zum Opfer fiel. Foto: dpa
Eine schillernde Politiker-Persönlichkeit war er nie, der heute 63-jährige Karl-Heinz Funke (SPD), eher ein Über-die Runden-Kommer. Im Windschatten von Gerhard Schröder brachte es der im friesischen Dangast geborene treue Parteisoldat, der immer ein wenig altbacken daherkommt, zu einer erheblichen Anzahl an Jahren als Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: erst über acht Jahre in Niedersachsen; dann – als sein Mentor Kanzler wurde – sogar in Berlin. Dort hätte er sich sicher noch länger um ländliche Belange gekümmert und Pensionsansprüche angesammelt, hätte nicht dieser verfluchte Rinderwahn seinen Karriereknick eingeleitet. Funke musste gehen, die forsche Renate Künast von den Grünen ersetzte ihn und Verbraucherschutz wurde plötzlich zum Schwerpunktthema des früheren Agrarministeriums.
Der Ausgemusterte musste sehen wo er blieb und wurde Vorsteher des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV), der etwa die Wesermarsch mit Trinkwasser versorgt – ein Ehrenamt. Dass Funke eine üppige Aufwandsentschädigung samt Dienstwagen dafür einstrich, ist inzwischen aktenkundig. Da das offenbar nicht reichte, ließ sich der Ex-Minister gleich auch noch die Feier zu seiner Silberhochzeit im Herbst 2007 vom OOWV mit 8.000 Euro sponsern. Da die Summe nicht ganz zweckentsprechend als „Baumaßnahme“ abgebucht wurde, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft wegen Untreue gegen Funke, der sich deswegen genötigt sah, sein Ehrenamt aufzugeben.
Nun fordert der niedersächsische SPD-Vizechef Olaf Lies von Funke gar, alle kommunalen Ämter, die er noch innehat, niederzulegen und droht mit der Entsorgung des Gestrauchelten per Parteiausschluss. Funke selbst will in den kommenden Tagen entscheiden, ob er von allen Ämtern zurücktritt. Als Vizebürgermeister und Ratsvorsitzender seiner Heimatstadt Varel wurde er unter Mithilfe einiger Parteifreunde schon im vorigen Februar abgewählt. Doch irgendwie wird Karl-Heinz Funke auch diesmal durchkommen: Bis zum pensionsvergoldeten Ruhestand ist es schließlich nicht mehr weit. MARCO CARINI