die wahrheit: Schwul durch Gehirnschaden

"Andere Nationen haben Sex", bemerkte der ungarische Schriftsteller George Mikes, der über 50 Jahre in England gelebt hatte, bis er 1987 im Alter von 75 Jahren starb...

"Andere Nationen haben Sex", bemerkte der ungarische Schriftsteller George Mikes, der über 50 Jahre in England gelebt hatte, bis er 1987 im Alter von 75 Jahren starb, "die Engländer haben Wärmflaschen." Wie sie sich vermehrten, war eins der Mysterien der westlichen Welt. Aber von Untenrumgeschichten waren sie schon immer fasziniert. Die Boulevardzeitungen bedienen diese Vorliebe gern.

Die kleinformatigen Gossenblätter berichteten neulich aufgeregt über Chris Birch, einen 26-jährigen Rugbyspieler aus Süd-Wales, der 120 Kilo wog und kurz vor der Trauung stand. Dann erlitt er beim Training einen Unfall: Bei einem Backflip brach er sich einen Halswirbel und erlitt einen Schlaganfall. Er lag tagelang im Koma, seine Verlobte saß am Bett. Als Birch aufwachte, stellte er überrascht fest, dass er schwul war. Er löste die Verlobung, hungerte sich auf 70 Kilo herunter, verabscheute Sport, gab seinen Job als Bankangestellter auf und ließ sich zum Friseur umschulen. Jetzt wohnt er mit seinem 19-jährigen Partner über dem Frisiersalon. "Merkwürdig", meint er, "ich kannte vorher gar keine Schwulen."

Die Daily Mail hatte eine Erklärung für Birchs überraschende Umorientierung: Bei einem Schlaganfall werde der Blutzufluss zum Hirn unterbrochen, bestimmte Bereiche erhalten keinen Sauerstoff, die Hirnzellen sterben ab, der Schaden ist da: Homosexualität wegen Gehirnschaden. Aha.

Ein anderer Schaden ist "Uterus didelphys". So heißt die Doppelanlage der Gebärmutter mit doppelter Zervix und manchmal auch doppelter Vagina. Letzteres interessierte die Sun besonders. "Sie musste sich zwei Mal entjungfern lassen", schrieb das Blatt über Hazel Jones, die über ihre Geburtsanlage in einer Fernsehtalkshow gesprochen hat. Die S**, das Fachblatt für Spindfotos, das schmuddelige Worte gern durch Sternchen andeutet, wollte mehr wissen.

Als Jones 18 war, klärte man sie im Krankenhaus über "Uterus didelphys" auf. "Die Ärztin sprach aber in einem solch starken Dialekt, dass ich hinterher immer noch keine Ahnung hatte, was mit mir los war", sagte Jones. Als sie es endlich kapiert hatte, erzählte sie es überall herum. "Es ist eine großartige Geschichte, um auf einer Party das Eis zu brechen", findet sie. "Die meisten Männer müssen sich mit einer begnügen, aber mein Freund hat die Wahl."

Der Pornofilmproduzent Steven Hirsch hat ihr eine Million Dollar für eine Rolle geboten. Er habe seine Kundschaft befragt, und knapp 70 Prozent wollen die doppelte Vagina sehen. Sie könne sich sogar ihren eigenen Partner aussuchen. Am besten Stacy Brown, den Shel Silverstein in einem Lied besungen hat: "Everybody got one, everybody got one, Stacy Brown got two. Ooooh!" Jones habe bereits Erfahrung im Filmgeschäft, stellte die Sun fest. Sie spielte in einem Streifen mit, in dem Stoffkatzen, Honig und Sexspielzeug vorkommen, verriet der Reporter, dem vermutlich Speichelfäden aus dem Mund liefen. Aber er fand auch einen Nachteil: Jones müsse bei Vorsorgeuntersuchungen zwei Abstriche machen lassen.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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