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Kommentar GriechenlandDas Märchen vom Schuldenschnitt

Kommentar von Nicola Liebert

Griechenland werden großzügig 107 Milliarden Euro in Schulden erlassen, doch aus alten Schuldscheinen werden nur neue. Nutznießer sind die Banken.

H ut ab, meine Herren Banker! Auf mehr als die Hälfte eurer Forderungen verzichtet ihr also tatsächlich, um das arme Griechenland zu retten und dessen bevorstehende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Mit diesem beherzten Schuldenschnitt im Umfang von sage und schreibe 107 Milliarden Euro müssten jetzt ja alle Probleme gelöst und die Griechen voll überströmender Dankbarkeit sein.

Weit gefehlt. Und das liegt keineswegs nur daran, dass die öffentlichen Gläubiger, also zum Beispiel der deutsche Staat, keine Schulden erlassen. Durch den Schuldenschnitt der Privaten allein würde der griechische Schuldenberg schon um rund ein Drittel schrumpfen, und das wäre ja auch nicht schlecht. Würde. Wäre. Die Realität ist komplexer.

Der Schuldenschnitt war die Voraussetzung für das zweite Griechenland-Rettungspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro. Der größte Teil des Geldes kommt jedoch in Form neuer Kredite und erhöht so den gerade eben ein wenig abgetragenen griechischen Schuldenberg wieder. Alte Schulden weg, neue Schulden drauf – unterm Strich dürfte sich die Verschuldung Griechenlands durch die Aktion um gerade mal 4 Prozent verringern.

DIE AUTORIN

NICOLA LIEBERT ist freie Journalistin und Wirtschaftsexpertin.

Die Euro-Finanzminister äußern wohlweislich nur ganz vage die Hoffnung, dass sich die griechische Verschuldung bis 2020 von 160 auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verringert. So langsam wird klar, warum der Aufschrei der Banker über den politisch erzwungenen „freiwilligen“ Schuldenschnitt praktisch unhörbar war. In Wirklichkeit handelt es sich hierbei lediglich um eine Umschichtung. Für ihre alten Schuldscheine, die auf dem Markt ohnehin nicht mehr viel wert waren, erhalten die Banken neue.

Die haben zwar einen geringeren Nominalwert, aber ihr Marktwert wird viel höher sein, weil Griechenland mithilfe des Rettungspakets den Schuldendienst auch tatsächlich leisten kann. Das ist ja der Sinn der Hilfsgelder. Nutznießer sind also allein die Gläubigerbanken. Der griechischen Bevölkerung kommt davon kein Cent zugute.

Diesen Schuldenschnitt braucht weder Griechenland noch die Eurozone, denn die griechische Wirtschaft steht hinterher genauso mies da wie vorher. Was nötig ist, ist ein echter Schuldenerlass. Und bei dem werden sowohl Banken als auch öffentliche Gläubiger wohl oder übel wirklich Federn lassen müssen.

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10 Kommentare

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  • W
    Wahrheitssager

    @von ogdan:wie sehe Sie haben gar keine Ahnung von den Finanzgeschäfte. Sie glauben auch alles was man Ihnen erzählt. Es ist nicht anders als naivität. Am Ende kommt das Gleiche raus. Ich weiss, wer mein Geld bekommen hat( nicht die Griechen), trotzdem kann ich nichts machen. Sie können alles glauben aber nur eins nicht. Den Politiker.

  • M
    M.G.

    Gut, mal einen Text zu lesen, der auch ein wenig Hintergrundinfos liefert und zeigt, dass Schlagzeilen über "erleichterte Politiker" und "erstaunlich hohe Bereitschaft der Gläubiger" (gesehen in der SZ)nichts als Augenwischerei sind. Lest mal den Kommentar auf sueddeutsche.de zum Thema, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zu diesem hier, was den Erkenntniswert betrifft.

    Danke für solche klaren Worte. Die taz scheint ja fast das einzige "größere" Medium zu sein, die hier mal die offiziellen Verlautbarungen der Politik auf Stichhaltigkeit überprüft.

  • Z
    Zunder

    Europa braucht eine soziale Revolution! Jetzt! Oder, wie lange soll der Todeskampf der ausgeplünderten Bevölkerungen denn andauern? ...Und es werden stets mehr, die von den Oligarchen ausgebeutet werden. Auf der einen Seite wachsender Reichtum, bei der Bevölkerung wachsende Armut. 'Das Maß liegt in der Mitte', und dahin muss man zurück. Diese Politik ist verantwortungslos-, sie soll Wachstum schaffen (für wen?)ist aber zerstörend. Die Politik ist zu schwach etwas zu verändern(verdient ja gut daran)also bleibt nur das Volk und das wird zwangsläufig was verändern müssen. Das Volk hat langsam die Schnauze voll, von diesen Selbstherrlichen Idioten. Wo man geht und steht,nur Korruption und Selbstbereicherung. Daran sieht man doch am besten was die Politik von ihrem Stimmvieh hält.Demnächst haben wir wieder eine große Koalition, die so wertvoll ist wie ein Überbein. Vor lauter Feigheit vorm Kapital, macht man so weiter, 'bis alles in Scherben fällt'.

  • H
    Hans

    Griechenland ist kein Land mit exportfähigen Produkten, einem großen Binnenmarkt oder aufstrebenden technologischen Entwicklungen. Das Land hat außer Schafskäse, Olivenöl, Reedereiwesen und Tourismus kaum Sektoren, die etwas hermachen bzw. für Wachstum sorgen könnten. Und damit erklärt sich auch das Grundproblem dieses Landes: Hoher Schuldenstand, kaum Exportprodukte und keine echten Impulse für Wachstum.

     

    Und das bedeuet, dass die Wachstumsschwäche für Griechenland bestehen bleibt. Lediglich die Umschichtung der Schulden wird für Athen und die Bevölkerung, die Arbeit sucht, Kredite beantragt oder eine neue Landmaschine kaufen will, kaum was ändern.

     

    Und nach ein paar Monaten könnte die Drachme-Diskusssion entsprechend von Neuem losgehen, zumal bald Wahlen anstehen und die griechischen Politiker geneigt sein könnten, die ganze Betrachtung auf Positiv zu drehen, um dann später wieder die bitteren Pillen auszupacken. Aber dann platzt der Bevölkerung vielleicht der Kragen und es gibt einen Bürgerkrieg, eine Diktatur oder eine Psyeudo-Demokratie mit Polizeistaatcharakter.

    Der beste Weg raus aus Schulden ist Gewinn, Wachstum, und wenn das sich nicht realisieren lässt, bleibt die Wachstumsschwäche, die auch eher andauerndes Negativwachstum ist, denn die Wirtschaft schrumpft seit Jahren.

  • W
    Wolf

    Schneeballsysteme lassen grüßen !

     

    Es müsste auch der Dümmste m.d. Zeit mitbekommen haben, das das Bankenrisikogeschäft seit Jahren bereits dem Steuerzahler auferlegt wurde.

    So auch bei vielen Auslandsgeschäften der Wirtschaft ist bereits das unternehmerische Risiko schon seit längerer Zeit auf den Steuerzahler übertragen worden.

     

    Und Politaffen machen da noch mit !

    Für wie dumm halten Poltiheinis, Banken und die Wirtschaft eigendlich das Volk ?

     

    Mit das größte Übel ist die Unternehmensform

    AG, sprich das Aktiengesetz.

    Es gibt zuhauf dreckige Papiere, die nicht einmal das Geld f.d. Druck wert sind und künstlich mit staatlicher Intension hoch bewertet werden.

     

    Wie von dreckiger Wirtschaft, Schmutzbänkern, etc.

    schon stets gewohnt, Gewinne sind im Sinne der Schmutzvorstände privatisiert, Verluste, Pleiten werden sozialisiert, auf Steuerzahlerkosten.

     

    Ganz besonders ins Gewicht fallen die mit Unterstützung von annonymen Politheinis i.d. EU und a.d. Tagesordnung stehenden Subventionserschleichungen aus allen Richtungen.

     

    Wer als Privatperson noch in Aktien, Wettpapieren, etc. schafft, der hat eh nicht mehr alle Krampen im Holz !

     

    Der hochangesehene Schriftsteller Hochhuth hat einmal in einer TV-Sendung folgendes zum Euro folgendes gesagt:

     

    "Da hilft nur Revolution" !

  • SB
    Siegfried Bosch

    Die griechische Bevölkerung sieht sehr wohl etwas von den Hilfsgeldern -- Griechenland hat nämlich immer noch ein Primärdefizit. Das Geld geht also nicht einfach nur an die Banken.

    Übrigens waren griechische Pensionskassen ein großer Gläubiger ihres Staates; ein weiterer Teil der Hilfsgelder ist also über diesen Weg zum griechischen Volk gegangen. Wie in der NZZ zu lesen war, gingen ungefähr 40% der Hilfsgelder nach Griechenland und der Rest ging nur nicht nach Griechenland, weil Griechenland das Geld bereits verfrühstückt hat, welches es sich vor Jahren geliehen hat.

  • BV
    Bettlerin vom Internetcafé

    So, danke!

    Und jetzt noch mit dem Mythos aufräumen, daß es irgendein Recht auf Zinsen gäbe. Zinsen bezahlt man für das Risiko, daß der Kredit platzen könnte und nicht als Profit.

    360 Millionen hat Deutschland allein an Zinsen durch die Kredite an Griechenland verdient.

  • VB
    Volker Burggraf

    Was haben Sie erwartet? In dieser verlogenen Welt ist man doch als normaler Mensch verratzt! Mal sind es die Politiker die sich die Taschen stopfen, mal die Banker, mal die übrigen Großkopferten! Die armen Sch... in Griechenland werden doch genauso für dumm verkauft wie wir hier zuhause. Unsere Ossi Tussi wird es schon richten. Vielleicht braucht Sie nach der Franzosenwahl einen neuen Galan? Es stehen jeden morgen zig-tausend Dumme auf. Ändern wird sich nichts.

  • B
    Bankenversteher

    Solcherart stumpfschnittige Schuldenschnitt(z)ereien werden in den Chefsesseln der Bankenvorstände höchstens mit einem wohligen Räkeln und Furzen quittiert.

    Daher war auch der bei solcher Gelegenheit eigentlich zu erwartende hyperventilierende vielstimmige Aufschrei der "Finanzmärkte" völlig unhörbar.

    Welch ein Schmierentheater der Medien auf absolut unterirdischem Niveau...

  • O
    ogdan

    Die Rechnung ist doch lächerlich. Griechenland ist damals echtes Geld geliehen worde - z. B. ist ein Teil meiner Rentenversicherung in "sichere" griechische Anleihen gesteckt worden. Von 100 Euro meiner Beiträge, die ich damals den Griechen für ihre Renten und Staatsdienerbezüge geliehen habe, sind jetzt mehr als 50 Euro futsch.

     

    Da ist es eine merkwürdige Betrachtung, daß meine Versicherung mir schon vorher erklärt hatte, daß der Buchwert meiner x mal 100 Euro nur noch x mal 55 Euro gewesen sei, weil die Griechen mir mein Geld so oder so nicht zurückzahlen würden.

     

    Ich hatte denen das auf Treu und Glauben geliehen und muß jetzt damit leben, daß ich nicht mal mehr die Inflation kompensiert bekomme.