Vorwürfe gegen Julia Timoschenko : Nun droht eine Mordanklage
Die Tochter Timoschenkos bestreitet den angeblichen Auftragsmord ihrer Mutter. Die Opposition fordert ein Misstrauensvotum gegen Präsident Janukowitsch.
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Kämpferische Tochter: Jewgenia Timoschenko bestreitet die Vorwürfe gegen ihre Mutter Julia. Bild: dapd
KIEW dapd | Rund 3.000 Menschen haben am Samstag in Kiew gegen den ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch demonstriert. Sie forderten ein Misstrauensvotum gegen den umstrittenen Staatschef und die sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen.
Auf dem Oppositionskongress unter freiem Himmel verlas die Tochter der in Haft erkrankten ukrainischen Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko, Jewgenija, einen Brief ihrer Mutter. Die drohende Mordanklage gegen diese bezeichnete Jewgenija Timoschenko als politisch motiviert. Ihre Mutter habe kein Geld für einen Auftragsmord bezahlt.
In dem Brief forderte die zu sieben Jahren Haft verurteilte frühere Ministerpräsidentin ihre Landsleute auf, den „antidemokratischen und antieuropäischen Kurs der Regierung zu stoppen. Nach der Parlamentswahl im Oktober soll es ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Janukowitsch geben.“ Widerstand sei nicht nur die Aufgabe der Politiker, sondern die Verantwortung der Bürger. Die Redner wurden immer wieder durch „Freiheit für die Ukraine“-Rufe unterbrochen.
Am Wochenende hatte der stellvertretende Generalstaatsanwaltschaft Rinat Kuzmin mitgeteilt, gegen Timoschenko in zwei Wochen wegen eines angeblichen Auftragsmordes Anklage erheben zu wollen.
Sohn des Getöteten gehört zum Lager des Präsidenten
Dabei geht es um einen Vorfall im Jahr 1996, als der Geschäftsmann Jewgenij Schtscherban erschossen wurde. Vor ein paar Wochen teilte Schtscherbans Sohn Ruslan mit, er habe Informationen, wonach ein Geschäftsfreund seines Vaters Beweise dafür habe, dass Timoschenko die Mörder seines Vaters bezahlt habe.
Ruslan Schtscherban hat ein Abgeordnetenmandat der Janukowitsch-Partei in der Region Donezk. Zudem stützt er seine Behauptungen auf Aussagen des in den USA lebenden Petro Kiritschenko. Der hatte in den 1990er Jahren geschäftliche Beziehungen zu dem damaligen Ministerpräsidenten Pawel Lazarenko. Kiritschenkos Ehefrau Isabella wurde im vergangenen Sommer beim Versuch, in Kiew ein Apartment zu verkaufen, verhaftet. Erst Anfang 2012 konnte sie die U-Haft verlassen und in die USA zurückkehren.
Leser*innenkommentare
Benz
Gast
Die Oligarchen sind über Nacht zu Milliardenvermögen gekommen. Es gibt genügend Beispiele von mutigen Leuten, die sich den Oligarchen entgegenstellten und umgebracht wurden. Im wilden Osten waren Auftragsmorde Alltag und billig zu haben.
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Von da her ist es naiv, die Vorwürfe gegen Timoschenko ohne nähere Prüfung einfach wegwischen zu wollen.
reblek
Gast
"Die Tochter Timoschenkos bestreitet den angeblichen Auftragsmord ihrer Mutter." - Seit wann muss jemand etwas bestreiten, was lediglich "angeblich" passiert ist, also nicht wirklich?