Berlinale-Vorverkauf hat begonnen: Jährliche Übung in Sachen Demut

Wieder stehen Berlins Cineasten zwei Stunden und mehr an, um an Karten für die Berlinale zu kommen.

Eine Schlange, so lang wie ein Film mit Überlänge: Andrang in den Potsdamer Platz Arcaden. Bild: ap

Eigentlich sollte es eine Schlange für Einsteiger und eine für Profis geben“, sagt die Frau hinter mir. Seit einer guten Filmlänge – zwei Stunden – steht sie in den Potsdamer-Platz-Arcaden für Berlinale-Karten an. Es ist der erste Tag des Vorverkaufs, nur für wenige Filmwiederholungen sind überhaupt schon Tickets zu haben. Dennoch reicht die Schlange vor den drei Verkaufsschaltern bis zur Tür des Einkaufzentrums. Doch gleich ist die Frau am Ziel: Vor ihr stehen nur noch drei andere Filmfans. Etwas nervös schaut sie in ihr Programmheft.

Es ist jedes Jahr erstaunlich, wie entspannt das Warten auf Karten abläuft – allem Andrang zum Trotz. Keiner drängelt, keiner mosert, nur manchmal hört man ein lautes Seufzen, wenn jemand seit fünf Minuten fast regungslos am gleichen Fleck gestanden ist. Die Ansteherei, sie ist die alljährliche Demutsübung für Berlins Cineasten. Und sie wird mit Bravour absolviert. Obwohl es – gefühlt – jedes Jahr länger dauert, die Tickets zu bekommen, die man will. Und das immer seltener auch funktioniert. Obwohl die Zahl der Vorstellungen seit Jahren steigt.

Es gibt indes immer zwei Situationen, in denen die Demut einer kurzen Empörung weicht. Dann, wenn einer der ersehnten Filme auf den Anzeigetafeln plötzlich als „ausverkauft“ angezeigt wird. Und man sich fragt, wie viele Stunden seines Lebens man so sinnlos in einem zugigen Shoppingtempel verbringt.

Und wenn kurz vor dem Ziel einer der oben erwähnten „Einsteiger“ den Schalter blockiert. Indem er oder sie a) weder weiß, dass sieben der acht gewünschten Filme noch nicht im Angebot sind, b) sich sechs der acht gewünschten Filme auf fünf verschiedenen Zetteln notiert hat und c) noch nach einer Alternative für die volle Vorstellung fragt.

Kurz darauf ist dann alles gut: Mit einigen Tickets in der Hand stellt sich die Frage, ob man am nächsten Tag für die nächsten Filme wartet. Das Festival selbst beginnt am Donnerstag.

Karten gibt es täglich von 10 bis 20 Uhr in den Arkaden am Potsdamer Platz, im Kino International und im Haus der Berliner Festspiele sowie online. Die Regeln sind kompliziert: Der Vorverkauf beginnt drei Tage vor der Vorführung, bei Wiederholungen der Wettbewerbsfilme vier Tage vorher. Für den letzten Berlinale-Tag und einige Sonderveranstaltungen gibt es die Karten schon jetzt. www.berlinale.de

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