Show down in Wandsbek: Etappensieg für Frank Schira

CDU-Kreischef setzt sich im Kampf um die Direktkandidatur für den Bundestag knapp gegen Jürgen Klimke durch.

Darf auf Fortsetzung seiner Politkarriere hoffen: Bundestagskandidat Frank Schira Bild: dpa

HAMBURG taz | „Noch einer? Wie spät ist das? Gleich halb acht? Mein Gott!“ In der ersten Reihe der CDU-Wahlversammlung im Gymnasium Rahlstedt wird es unruhig, als es die neunte Unterstützungsrede für einen der beiden Kandidaten um die Direktkandidatur für den Bundestag gibt. So lange Debatten ist man bei der Wandsbeker CDU nicht gewohnt. Zum Glück wird in diesem Augenblick der Antrag auf das Ende der Aussprache gestellt. Hände schnellen hoch. Da ist man sich einmal an diesem Abend einig.

Jürgen Klimke und Frank Schira haben sich vor diesem Wahlabend am vergangenen Montag ein erbittertes Gefecht um die Direktkandidatur für den Bundestag in Hamburgs größtem Bezirk Wandsbek geliefert. Klimke, der den Wahlkreis vor vier Jahren das erste Mal der SPD hatte entreißen können, will seinen Titel verteidigen. Schira ist Kreisvorsitzender, in Hamburgs CDU umstritten und will unbedingt in den Bundestag.

Von „unerträglichen Intrigen“ hatte Joachim Lenders gesprochen, als er vergangene Woche aufgab und den aus seiner Sicht Verantwortlichen benannte: „Herr Schira“ trage einen „großen Anteil“ daran, dass hinter den Kulissen kräftig manipuliert worden sei.

Die beiden verbliebenen Kandidaten haben zum Showdown alles aufgeboten. In mehreren anderen Hamburger Kreisen werden parallel die CDU-Kandidaten gekürt – von jeweils knapp 80 Mitgliedern. In der Aula des Rahlstedter Gymnasiums hingegen drängeln sich mehr als 400 stimmberechtigte Mitglieder des CDU-Kreises. Von herangekarrtem Stimmvieh reden die einen, von einem demokratischem Willensbildungsprozess auf breiter Basis die anderen.

Schira ist der Favorit. Es scheint undenkbar, dass es ihm und dem mächtigen Rahlstedter Ortsvorsitzenden Karl-Heinz Warnholz mit Hilfe des Wandsbeker CDU Apparats nicht gelungen sein könnte, genug Unterstützer zu mobilisieren. Unklar ist aber, wie weit die negativen Schlagzeilen über Schiras Rolle im Wandsbeker Intrigantenstadl dem Kreischef geschadet haben. Schon der etwa gleich verteilte Applaus nach den Bewerbungsreden beider Kandidaten macht klar: Es könnte eng werden an diesem Abend.

Die Schlammschlacht der vergangenen Tage thematisieren die beiden in ihren Reden nur indirekt. Klimke und Schira wissen: Wer zu offensichtlich nachtritt, hat schon verloren. Klimke stellt sich hinter die Kritik von Lenders, lobt „mit welcher Deutlichkeit er die Probleme des Wahlkreises angesprochen“ habe. Schira spricht von der „einen oder anderen Ruckelei“ der Vergangenheit, erklärt das später für „mit dem heutigen Tag abgeschlossen“. Es gelte nun „sich voll auf den Wahlkampf zu konzentrieren“. Mehr Aufarbeitung? Fehlanzeige.

Als die Stimmen ausgezählt werden, wirkt Schira angespannt. Eine Niederlage könnte das vorläufige Aus seiner CDU-Karriere bedeuten, die schon einen Knick bekam, als er den Hamburger Parteivorsitz nach dem desaströsen CDU-Ergebnis der Bürgerschaftswahl 2011 abgeben musste.

Als das Rennen kurz nach 20 Uhr entschieden ist hat Schira 211 Stimmen, Klimke 196. Warnholz drückt Schira fürs Blitzlichgewitter ein mitgebrachtes Berlin-Wappen in die Hand, das ihm ein CDU-Sprecher sofort wieder entreißt, weil das doch etwas anmaßend wirken könnte.

Schließlich ist Schira noch nicht am Ziel. Ob er den angestammten SPD-Wahlkreis für die CDU holt, ist ebenso unsicher, wie die Frage, ob er mit einem aussichtsreichen Platz der CDU-Landesliste abgesichert wird. Landeschef Marcus Weinberg, der Eimsbüttler Bundestagsabgeordnete Rüdiger Kruse und Herlind Gundelach – die einzige Frau der CDU-Kandidatenriege – gelten als Favoriten für die drei ersten Listenplätze.

Frank Schiras Etappensieg könnte am Ende nutzlos gewesen sein.

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