was fehlt ...: ... der Realitätsbezug
Nach einer Nacht mit Prostituierten in Zürich beschwerte sich ein Finanzberater: 20.000 Franken seien zu viel. Die Frauen werden wegen Wuchers verurteilt.
Wie viel ist ein Mensch, sein Körper und seine Seele wert? Diese Frage könne ein Gericht nicht beurteilen, so die Anwälte zweier Schweizer Prostituierter. Doch, es kann, beschloss das Gericht und verurteilt die beiden Frauen wegen Wuchers.
Während einer Geschäftsreise lud ein englischer Finanzberater zwei Prostituierte ein, berichtet die Neue Zürcher Zeitung. Zwar haben die drei für die Liebesdienste 1.000 Franken vereinbart, doch wegen des Kokains, das sie in seiner Pfeife gemeinsam konsumierten, zahlte der 69-Jährige bereitwillig über 20.000 Franken (rund 16.000 Euro).
Dem Gericht erzählte er, er habe durch die Drogen seinen „Realitätsbezug“ verloren. Das Obergericht in Zürich beschloss: 20.000 Franken entsprechen nicht dem Marktwert einer „Absteige im Rotlichtmilieu“. Es verurteilte die beiden Frauen zu120 Tagessätzen à 30 bzw. 35 Franken. (taz / sb)
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