Mittelmaß und Magerkost am Millerntor: St. Paulis Einser-Bilanz

Weil der FC St. Pauli keine Tore mehr schießt, genügt Aufsteiger Bielefeld ein Elfmeter zum Sieg.

Viel versucht, nichts erreicht: Marc Rzatkowski : dpa

HAMBURG taz |„Wir hatten genug Chancen“, weiß Marc Rzatkowski, „aber eben kein Tor.“ Dann zuckt der kleine Mittelfeldspieler mit den blondierten Haaren und der Marco-Reus-Tolle mit den Achseln und sein Blick geht weg von seinem Gegenüber, geht dahin, wo die Erinnerung wohnt. Die Erinnerung an die Nachspielzeit etwa, als er selbst einen Abpraller wunderschön volley genommen, in Richtung Winkel gezogen hatte, schon jubeln wollte, als da zwei Fäuste angeflogen kamen und den Ausgleich in letzter Sekunde vereitelten.

Der FC St. Pauli trifft das Tor nicht mehr. Ein einziger Treffer in drei Pflichtspielen stand vor der Heimpartie gegen Arminia Bielefeld in der Saisonstatistik der Hamburger. Verstärktes Torschusstraining hatte Trainer Michael Frontzeck auf den Trainingsplan gehoben, doch der Erfolg dieser Maßnahme ließ am Sonntag noch auf sich warten. Dabei hatten sie alles versucht, Rzatkowski voran. Schon in der ersten, schwächeren Halbzeit hatte er immer wieder den Ball über die rechte Seite energisch nach vorne getrieben, war seinen Gegenspielern davongeeilt, hatte in den Strafraum gepasst und stets nur den Arminen den Ball in die Beine gespielt. War es den Hamburgern doch mal gelungen, den Ball in Tornähe zu befördern, zimmerten sie vorbehaltlos in Richtung Tor, das mal zu weit links, mal zu weit rechts stand. Und war der Schuss platziert, kamen diese Fäuste ins Spiel, die dem Bielefelder Torhüter Stefan Ortega gehören.

Rzatkowski hatte Mitte der ersten Halbzeit sogar versucht, dem Torerfolg näher zu kommen, indem er sich von seinem Gegenspieler im Strafraum einfach umrennen ließ – um wie Rumpelstilzchen zu fluchen, als der fällige Elfmeterpfiff ausblieb.

Der ertönte erst nach 66 Spielminuten, als Marcel Halstenberg seinen Gegenspieler Fabian Klos rustikal umsenste. Bielefelds Kapitän Thomas Hübener ließ sich die Chance nicht nehmen, verlud Torhüter Philipp Tschauner vom Elfmeterpunkt und erzielte so den Siegtreffer für den Aufsteiger aus Ostwestfalen.

Auch in den letzten zwanzig Minuten hatten Rzatkowski noch einmal alles versucht, hatte gedribbelt, gefightet, geflankt und geschossen. Pech und Unvermögen führten dazu, dass St. Pauli der verdiente Ausgleichstreffer nicht mehr gelang. Pech hatte der eingewechselte Fin Bartels, als er drei Minuten vor Spielende nur die Latte traf, Unvermögen bewies der eingewechselte Christopher Nöthe. Als Ortega schon ausgespielt war, seine Fäuste nichts mehr hätten retten können, geriet Nöthe bei einem Drehschuss so in Rückenlage, dass er den Ball statt ins leere Tor in die obersten Tribünenränge katapultierte.

Der Rest waren Durchhalteparolen. Das Bild vom Knoten, der doch irgendwann mal platzen müsse, wurde bemüht, und Rzatkowski zeigte sich gar „optimistisch, dass, wenn wir hart arbeiten, die Tore ganz von alleine fallen“. Torwart Tschauner wollte ab der nächsten Partie „das Glück zurückzwingen“.

Doch bis dahin steht in der Bilanz von St. Pauli nach drei Zweitliga-Spieltagen die Eins im Mittelpunkt: ein Sieg, ein Unentschieden, eine Niederlage, ein Tor, ein Gegentor. „Das ist Mittelmaß“, analysierte Tschauner treffend, und befand: „Mittelmaß ist aber nicht unser Anspruch.“ Dagegen allerdings hilft nur eines: Tore.  MARCO CARINI

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.