Blockseminar statt Bauhaus

Im achten Jahr profiliert sich die Bremer Hochschule für Künste mit der ambitioniert teuren Design-Konferenz „Profile Intermedia“. Diesmal fand sie im Hochschul-Milieu, nahe dem Speicher XI statt

Bremen taz ■ Es ist das Jahr der schlechten Wortspiele. Nicht genug, dass aus der alten Energieleitzentrale in der Überseestadt ein „Power House“ geworden ist. Nein, das Ganze soll auch noch ans Weimarer „Bauhaus“ erinnern. Nun gut, hoffentlich merkt es keiner. Wenn da nicht noch ein „Sieg Heul“ im Programm lauern würde. Oder ein klitzekleines Filmstudio namens „Pollywood“.

Wir befinden uns auf der achten „Profile Intermedia“, dem alljährlichen Designer-Schaulaufen der Hochschule für Künste (HfK), das bislang im Messezentrum stattfand. In diesem Jahr trägt es den – freilich beziehungsreichen – Titel: „Achtung! Dangerous ideas at work“. Ideen zu Design und Musik, Mode und Film, Kunst und Medien.

Wer hier am Wochenende unterwegs sein wollte, musste dafür bis zu 550 Euro auf den Tisch legen. Doch diesen Preis dürfte kaum einer bezahlt haben, auch wenn die OrganisatorInnen von rund 600 verkauften Tickets sprechen. Das Publikum ist überwiegend studentisch. Allein rund 150 HelferInnen der HfK bekommen für ihr Engagement kostenlosen Eintritt.

Rund 450.000 Euro beträgt das Budget der „Profile Intermedia“ in diesem Jahr – „deutlich weniger als noch 2004“, wie der Rektor der HfK, Peter Rautmann, betont. Für gut die Hälfte der Summe kommen Sponsoren auf, den Rest zahlt die HfK selbst, gemeinsam mit dem Land Bremen. Und Honorare für ReferentInnen könne man sich kaum noch leisten, so Rautmann. Auch der neue Veranstaltungsort strahlt etwas sehr Studentisches aus. Wobei: „Diese Ranzigkeit“, sagt einer, „hat etwas sehr Organisches.“

Und so ist auch der Glanz der frühen Jahre etwas verblichen. Große, über die Designerszene hinaus bekannte Namen suchte man in diesem Jahr vergebens – kein Regisseur Peter Greenaway, der 1998 der ersten „Profile Intermedia“ seine Aufwartung machte. Der Star des Wochenendes ist Peter Rea himself, der Spiritus Rector, der ewige Hippie, der Entertainer mit den überspannten Wortblasen.

Am Ende gleicht die Veranstaltung mit ihren zahllosen Vorträgen und Workshops mehr einem großen Blockseminar, einer Art Sommerakademie, als dem Treffen einer hippen Avantgarde. Der Rest ist Networking und die Gelegenheit, Kontakte mit Menschen zu knüpfen, die im Berufsleben einmal nützlich sein könnten. Nur etwas mehr.

Politischer Inhalt könnte vielleicht nicht schaden. Um es mit dem T-Shirt-Aufdruck aus dem Siebdruck-Workshop zu sagen: „Kapitalismus rockt voll nich!“

Jan Zier