KOMMENTAR: JAN KAHLCKE ÜBER CHRISTIAN WULFFS UPGRADE-AFFÄRE
: Kein Mensch wie jeder andere

Wenn Wulff das Pikante des Upgrades klar gewesen wäre, hätte er gleich zahlen müssen

Wer würde sich nicht über ein kostenloses Upgrade beim Urlaubsflug freuen? So wird es auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) gegangen sein, als er erfuhr, dass er den Florida-Flug mit seiner Familie in der Business-Klasse verbringen würde, obwohl er zum Schnäppchen-Preis gebucht hatte. Ist ein Ministerpräsident ein Mensch wie jeder andere?

Nein, das ist er nicht. Das kann man schon daran ablesen, dass er vorab von seinem Upgrade erfährt. Normalsterbliche bekommen solche Offerten am Check-In-Schalter – wenn klar ist, dass sich kein Fluggast mehr finden wird, der den Business-Preis zahlen wird. Das hätte Wulff auffallen können.

Die Behauptung aus der Staatskanzlei jedenfalls, Wulff habe sich gegen die Vorzugsbehandlung nicht mehr wehren können, klingt abenteuerlich. Das würde ja voraussetzen, dass ihm der pikante Gehalt der Offerte klar geworden wäre – und dann hätte Wulff die Differenz auch gleich bezahlen können. Das hat er erst wegen der drohenden Veröffentlichung getan – offenbar hoffte er, ohne Nachzahlung durchzukommen.

Wulff ist nicht zufällig in den Genuss der Extra-Beinfreiheit gekommen. Das belegt, dass laut Spiegel Online Air-Berlin-Boss Joachim Hunold persönlich den Vorgang abgesegnet hatte. Die Erfolgs-Airline weiß genau, wo Wohltaten opportun sind: Sie sind sogar Chefsache.