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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Schwere Sprachprüfung

■ betr.: „Heiß begehrte Mangelware“,taz vom 6. 4. 13

Ich verstehe die zuständigen Stellen beim Senat nicht, wenn sie darüber klagen, dass Erzieherinnen „knapp“ seien. Ich kenne mehrere sehr gut ausgebildete polnische Erzieherinnen, die hier jetzt eine völlig unangemessene Sprachprüfung nachreichen sollen. Diese Erzieherinnen sprechen ein gutes Deutsch, sollen aber jetzt ein Großes Deutsches Sprachdiplom nachweisen, das nicht einmal von ausländischen Psychologen verlangt wird, sondern nur von Lehrern – was durchaus zu begrüßen ist. Diese Prüfung verlangt ein langes Training und ist akademisch ausgerichtet. Sie wäre auch für deutsche Akademiker sehr schwer. Außerdem kostet die Prüfung beim Goethe-Institut 300 Euro, der Senat bietet nur für Lehrer eine eigene Prüfung. Es gibt keinen Grund, die ausländischen Erzieherinnen mit solchen Prüfungsanforderungen, die so gar nichts mit ihrer Arbeit zu tun haben, abzuschrecken. Ich verstehe auch die Untätigkeit der Gewerkschaften nicht. BÄRBEL DEBES-SCHRÖDER, Berlin

Frischlinge totgefahren

■ betr.: „Die neuen Nachbarn“, taz vom 24. 2. 10

Wir wohnen in Müggelheim an der Odernheimer Straße. Gegenüber unserem Grundstück ist ein Waldstück und somit Wildwechsel. Seit Anfang Februar hat unsere Wildschweinrotte sieben Frischlinge. Heute Mittag befanden sich die kleinen Schweine auf dem Fahrdamm (wie so oft). Plötzlich kam ein Auto angefahren. Zuerst dachten wir, der Fahrer würde bremsen. Aber nichts da. Er gab ordentlich Gas und raste mit voller Wucht in die Wildschweine hinein. Zwei schafften es verletzt zu ihren Müttern zu laufen, aber eins verendete jämmerlich mitten auf dem Fahrdamm. Die Autonummer hatten wir uns notiert. Wir riefen die Polizei. Damit nicht weitere Fahrzeuge drüber wegfahren mussten, haben wir das Schweinchen beiseite gelegt. Vom Wildtiertelefon Berlin bekamen wir den Rat, auf jeden Fall Anzeige gegen den Fahrer zu erstatten. Nach ca. zwei Stunden traf die Polizei ein. Die Polizisten wollten keine Anzeige entgegennehmen, weil es sich um keinen Verkehrsunfall handelt. Können diese Tiere wirklich von jedem einfach abgeschlachtet werden? HANNE FOLESKY, Berlin

Da wundert nichts mehr

■ betr.: „So kann man nicht umgehen mit Menschen“, taz vom 5. 4. 13

Da wundert einen natürlich nichts mehr: Wenn Herr Stößlein aufgrund vager Befürchtungen – Kapazitäten würden wegbrechen – darauf verzichtet, überhaupt Forderungen zu stellen, können die Psychotherapeuten in Ausbildung (PiAs) die Hoffnung doch begraben, in absehbarer Zeit besser behandelt zu werden. Als ärztlicher Psychotherapeut bin ich nicht von der Ausbeutung der PiAs betroffen; aber die auf diese oder andere Weise unwirksamen Interessenvertreter der Beschäftigten des Gesundheitssystems kenne ich auch seit Jahrzehnten. JÖRG ROSIN, Göttingen

Schlaglochfreies Berlin

■ betr.: „Umstieg für Autofahrer erleichtern“,taz vom 11. 4. 13

War der Kommentar von Herrn Heiser eigentlich ein Plädoyer für die getrennte Führung vonAuto-, Bus- und Radverkehr? Ich glaube, es macht gerade in einer Stadt wie Berlin Sinn, wenn sich Verkehrsteilnehmer in weiten Teilen der Stadt das öffentliche Straßenland teilen können. Dies ist zumindest die Meinung des Großteils der Fahrradfahrer in Berlin. Bei der Notwendigkeit einer Sanierung von Straßen nun zwischen einzelnen Spuren zu unterscheiden und die Forderung aufzumachen, nur die Bus- und die Fahrradspur zu sanieren und dafür die Schlaglöcher in der Autofahrerspur zu belassen, ist an Unkenntnis kaum zu überbieten, denn auch die Fahrradfahrer müssen Straßen überqueren, unterschiedliche Ziele ansteuern und wünschen sich überall in der Stadt vernünftige Fahrbahnbeläge. Man könnte vermuten, dass der Kommentator selbst nie Fahrrad fährt, denn ansonsten wüsste er, dass Schlaglöcher auf Berlins Straßen von Fahrradfahrern viel eher wahrgenommen werden als von Autofahrern. Da, wo man als Autofahrer ein Schlagloch noch überfahren kann, begibt man sich als Fahrradfahrer schon in Lebensgefahr. Schlussfolgerung: Bitte keine Konkurrenz an einer Stelle aufmachen, wo Fahrrad- und Autofahrer ein gemeinsames Interesse haben, nämlich vernünftige Fahrbahnbeläge in dieser Stadt. Auch der Nutzer der BVG-Busse weiß es zu schätzen, wenn er auf vernünftig sanierten Straßen unterwegs ist. REINHOLD DELLMANN, SPD Fachgemeinschaft Bau Berlin-Brandenburg

Queere sexy Bitch

■ betr.: „All die schönen Rapper“, taz vom 11. 4. 13

Fatma Aydemir hat einen interessanten, vielschichtigen Essay über Schönheit aus queertheoretischer Perspektive geschrieben. Ich finde trotzdem, dass Kritik an der Queertheory längst überfällig ist. Sie schreiben, dass die Körperästhetik des Rap sich vor allem auf den männlichen, heterosexuellen Blick bezieht. Ein Bild, das positive Gegenbeispiel, zeigt: Langes Walle-walle-Haar, Schlafzimmerblick, ein leicht geöffneter Schmollmund, Push-up-Bra und Hot Pants – geradezu die „klassische“ Ikonografie der „sexy Bitch“, der „Barbie“, des etwas nuttigen „Pornosternchens“! Nur dass es sich hier um einen Mann handelt. Macht es das wirklich wett?

Gut, es ist das Verdienst von „Queer“, dass nun jede und jeder „Barbie“ sein darf, auch Homosexuelle und Frauen, die nicht so ganz dem gängigen Schönheitsideal entsprechen. Körper ist kein Schicksal mehr, Geschlecht ebenso wenig.

Mann/Frau kann sich mit Diät und Fitnesstudio quälen, sich die Falten wegliften, einen großen Busen oder auch einen Penis an- oder aboperieren lassen. Schönheit scheint gestaltbar, das Klischee der „sexy Bitch“ performbar zu sein. Doch genau hier hakt „Queer“, am altbackenen Stereotyp, das ohne jede Ironie reproduziert wird. Jeder und jede kann nun zwar die Rolle, des/der Schönen und Begehrenswerten spielen, aber leider ist diese Rolle einer sehr konservativen, eindimensionalen Interpretation von „Gender“ verpflichtet: „Weiblichkeit“ meint eben „Barbie“. Darin kann ich nichts Befreiendes sehen! Ich finde, dass Missy Elliott und Sister Souljah bereits klargestellt haben, dass Frauen im HipHop (und auch sonst) mehr sein können als nur ein wandelnder Oversize-BH. Und dass es dabei nicht um frigide, lustfeindliche Emanzen geht. Vielleicht sollten wir unseren Blick auf Körperlichkeit einfach mal wieder erweitern? DANIELA HÖHN, Berlin

Meisterschaft im Radpolo

■ betr.: „Endlich Frauen im Angriff“, taz 8. 4. 2013

Vielen Dank für Ihren interessanten Artikel über Bikepolo in Berlin. Es hat mich sehr gefreut, einen Artikel über lokalen Radsport in der taz zu lesen. Es hatte mich lediglich überrascht, dass Sie Bikepolo mit Radpolo gleichsetzen. Radpolo ist eine Sportart, die nach meinem Verständnis im Prinzip nur in der Turnhalle gespielt (Hallenradsport) und von Frauen dominiert wird. Am letzten Maiwochenende findet in Spandau die Deutsche Schülermeisterschaft im Hallenradsport statt (www.spandauer-rv1891.de/2.html). Neben Kunstradfahren und Radball werden dort auch die Meisterschaften im Radpolo ausgetragen. Die „knuffigen“ Schüler sind bestimmt ebenso spannend wie die Berliner Bikepolo Frauen und ich würde mich über einen ebenso interessanten Artikel in Ihrer Zeitung freuen. TIM KÖRNER Berliner Radsport Verband

Gedankenlose Ämter

■ betr.: „Geräumte Rentnerin verstorben“, taz.de vom 12. 4. 13

Ob die zwangsräumung tatsächlich ursächlich für den tod der exmieterin war, wäre zu klären, wird sich aber so wohl nie klären lassen. die moralische dimension bleibt aber bestehen. – die allerdings nur die eine seite der medaille ist. Sicher, mehr als offensichtlich hat es fehler beim amt gegeben: der umfassenden beratungspflicht wurde ganz offenbar nicht genüge getan. Die obdachlosigkeit ist tatsächlich dem gedankenlosen umgang der ämter mit der mieterin geschuldet, denn es gibt mehr als genügend möglichkeiten von amts wegen, diese zu verhindern. doch offenbar wurde auch auf seiten der mieterin „geschlafen“. Bis es zu einer zwangsräumung kommt, geht viel wasser die Spree hinunter. Da gibt es Briefe, Mahnschreiben, Einigungstermine. Ein Krankenhausaufenthalt oder ein Vermieterwechsel verunmöglichen all das nicht. Es gibt so viele professionelle hilfseinrichtungen. Wenn einem schon die ämter nicht helfen, dann kann man sich helfen lassen, die auf trab zu bringen.

autocrator, taz.de

Teurer Nahverkehr

■ betr.: „Busfahren wird Luxus“, taz.de, 11. 4. 13

Über das Sozialticket wird erst gar nicht berichtet, sie zahlen im Verhältnis am meisten. Nach Angaben des Erwerbslosenausschusses sieht der Regelbedarf für Bezieher von Arbeitslosengeld II 19,44 Euro für Fahrten mit Bussen und Bahnen vor. Das Sozialticket sei damit um 85 Prozent teurer. Die Betroffenen müssten die Differenz von 16,56 Euro durch Verzicht an anderer Stelle aufbringen. ickmalwieder, taz.de