Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Was nicht mehr geht, ist das entschlackte Liedgut von The XX, deren letztjähriges Debütalbum allgemein so wertgeschätzt wurde, dass nun die Konzerte der Band am heutigen Freitag im Astra ratzeputz ausverkauft sind, das um 20 Uhr genauso wie das um 23 Uhr, weswegen sich die Nichtkartenbesitzer einfach mal den Sachen zuwenden können, die immer gehen wie Surrealismus, Minimalismus, Krachismus und der Kitsch. Der Reihe nach: Im Ballhaus Ost laden Barbara Ehwald und der DJ/Komponist Jueri Gagarino (entspricht Jürgen Grözinger) zum Salonabend mt Talk, Performances und musikalischen Interventionen unter anderem von Susi Asado, um die „Kraft des Irrationalen“ zu befragen. Dabei wird auch der Buñuel-Gassenhauer „L’Âge d’Or“ live vertont. Und am gleichen Abend spielt Werner Durand in der Galerie Oqbo an seinen selbstgebauten Blasinstrumenten, was die Gelegenheit gibt, auf ein zwar bereits älteres, aber immer noch sehr schönes und in die Zukunft hineindauerndes Album zu verweisen, nämlich „Ping Pong Anthropology“ von The 13th Tribe: Werner Durand mit Erik Balke und Silvia Ocougne, 1992 erschienen. Moderne Ritualmusiken, sogar mit Pop-Appeal in einem Minimalismus mit immenser Schubkraft. Der Krachismus kommt am Montag im Nbi mit Gay Beast, die sich als „erste Agit-Prop Queer Band Minnesotas“ sehen und ihren harschen Noiserock mit einer guten Übersicht zu bündeln wissen, weil auch und gerade im Krachismus kompositorisches Geschick gefragt ist. Bleibt noch der Kitsch. Den die beiden Franzosen von Air durchaus mit einiger Eleganz zum gefälligen Plüsch-Pop für die Progrock-Lounge aufzupolstern verstehen, beim aktuellen Album „Love 2“ zwischendurch auch mit manchen Leerlauf-Phasen durchmischt. Was ja ein Konzept sein kann. Air spielen am Mittwoch im Huxleys.

■ Die Kraft des Irrationalen: Ballhaus Ost, Sa, 19 Uhr. 10/8 €

■ Werner Durand: Galerie Oqbo, Sa, 19 Uhr. Eintritt frei

■ Gay Beast: Nbi, Mo, 22 Uhr

■ Air: Huxleys, Mi, 20 Uhr. VVK: 30 €