: Annahme verweigert
Die Düsseldorfer Friedensaktivistin Barbara Gladysch will nicht mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden
Ob die Mutter-Ey-Medaille des Heimatvereins „Düsseldorfer Weiter“ oder der Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland, ob den Düsseldorfer, den Bremer oder den renommierten Sean MacBride-Friedenspreis: Auszeichnungen hat Barbara Gladysch in ihrem friedens- und menschenrechtsbewegten Leben schon zahlreiche erhalten. Nun sollte der pensionierten Sonderschullehrerin eine weitere Ehrung zu teil werden: Am 11. Januar kommenden Jahres hätte ihr im Düsseldorfer Rathaus das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen werden sollen. Doch die Feier wird leider ausfallen müssen. Denn Gladysch will das Bundesverdienstkreuz nicht haben: Annahme verweigert.
Ihr Eintreten für von Abschiebung bedrohte Flüchtlinge stehe „nach meiner Vorstellung und nach meiner Erfahrung genau im Widerspruch zu der vergangenen und gegenwärtigen bundesdeutschen Regierungspolitik“. Deshalb könne sie nicht von dem höchsten Repräsentanten der Bundesrepublik für ihr Handeln geehrt werden, hat die rüstige Düsseldorfer Friedensfreundin jetzt Bundespräsident Horst Köhler schriftlich beschieden.
Es wäre bereits das zweite Bundesverdienstkreuz für Barbara Gladysch gewesen. Das erste erhielt die Gründerin der Initiative „Mütter für den Frieden“ und des Vereins „Kinder von Tschernobyl“ vor sieben Jahren – für ihre Aktivitäten in den Bereichen Friedenserziehung, Friedensförderung und Friedenserhaltung. „Sie bringt Frieden im Alltag zustande“, hieß es seinerzeit in der Laudatio. „Damals war es für mich noch möglich, eine solche Auszeichnung anzunehmen, ich war noch hoffnungsvoller“, erklärt die Düsseldorferin gegenüber der taz, warum sie einst das Verdienstkreuz „am Bande“ entgegennahm. „Ich fühlte mich noch nicht so verraten von der Politik.“
Das sieht heute jedoch anders aus: „Bei meiner praktischen Arbeit fühle ich mich von den ‚Regierenden‘ in Stadt und Land und im Bund ziemlich allein gelassen“, so Gladysch, die in diesem Jahr im Rahmen der von der Schweizer UNESCO-Kommission unterstützten Initiative „1000 Women for the Nobel Peace Prize 2005“ auch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen war.
„Ich bin mit der Flüchtlings- und Asylpolitik dieser und der Vorgängerregierung in keiner Weise einverstanden, da wäre es ein Hohn, mir das Bundesverdienstkreuz verleihen zu lassen“, sagt die Mutter zweier Söhne, deren wesentliches Betätigungsfeld seit Jahren die Betreuung von Flüchtlingen zunächst aus Ex-Jugoslawien und heute vor allem aus Tschetschenien ist.
Ferner beklagt Gladysch, die auch regelmäßig nach Tschetschenien reist und dort das von ihr mitgegründete Projekt „Swodotschka“ („Kleiner Stern“) für vom Krieg traumatisierte Kinder unterstützt, „die unverantwortliche Handlungsunfähigkeit der deutschen Regierung in Bezug auf die andauernden, gravierenden Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien“. Von dieser „Realpolitik“ grenze sie sich „entschieden ab“.
PASCAL BEUCKER