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Archiv-Artikel

Putins Werkzeug

Vertraute des russischen Präsidenten führen den Gazprom-Konzern

BERLIN taz ■ Im Gasstreit mit der Ukraine hält sich der russische Präsident Wladimir Putin meist dezent zurück. Die kompromisslosen Preisforderungen erhebt ein anderer für ihn: Alexej Miller, Vorstandschef der Gazprom.

Der 43-Jährige gehört zu den engsten Vertrauten des Präsidenten. Wie Putin stammt er aus Sankt Petersburg – und mit Putin hat er dort einst bei der Stadtverwaltung gearbeitet. Ein weiterer Kollege war der heute 40-jährige Dmitri Medwedjew. Er ist inzwischen Aufsichtsratsvorsitzender der Gazprom und gleichzeitig stellvertretender Ministerpräsident der russischen Regierung.

Als Putin 1999 Ministerpräsident und 2000 Präsident wurde, kam er ohne Hausmacht nach Moskau. Zu seinen strategischen Zielen gehörte, die Kontrolle über die Energiereserven zurückzugewinnen, die sein Vorgänger Jelzin den „Oligarchen“ billig überlassen hatte. Dabei folgte Putin nicht nur der innenpolitischen Logik des Machterhalts: Außenpolitisch soll die angeschlagene Atommacht Russland nun als Energiegigant Weltgeltung erlangen.

Inzwischen gehört Gazprom wieder überwiegend dem Staat. Die Firma kontrolliert mehr als 60 Prozent der russischen Gasreserven – 16 Prozent der Weltvorkommen – und beschäftigt 300.000 Menschen. Jeder vierte Rubel im Etat stammt von Gazprom.

Trotzdem macht der Konzern nur im Westen Gewinne. In Russland hingegen wird das Gas zu subventionierten Preisen an die Industrie und die Privathaushalte verkauft. Zudem macht Gazprom auch noch Putin-freundliche Medienpolitik: Inzwischen gehören ihr der Fernsehsender NTW und die einst liberale Zeitung Iswestija. Beides sind keine Gewinnbringer. Jedenfalls wirtschaftlich. Politisch gilt Medwedjew längst als ein möglicher Nachfolger von Putin.

ULRIKE HERRMANN