SPORTPLATZ : Mit neuem Vertrauen in die Playoffs
BASKETBALL Alba Berlin hat das letzte Saisonspiel gegen Bayreuth knapp mit 75:74 gewonnen. Nun geht es um die Meisterschaft. Erster Gegner ist Bayern München
Albas Sven Schultze war sich nach dem Spiel sicher: „Jetzt geht die Saison erst richtig los!“ Sein Team hatte gerade 75:74 gegen den BBC Bayreuth gewonnen. Mit diesem Zittersieg vor knapp 10.800 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof beendeten die Berliner die Hauptrunde der Basketball-Bundesliga auf Platz fünf. Ab jetzt geht es in die Playoffs um die deutsche Meisterschaft. „Der Sieg gibt uns noch einmal Selbstvertrauen“, ist sich Schultze sicher.
Das werden sie brauchen können, denn die Playoffs werden kein leichtes Unterfangen. Gegner im Viertelfinale ist kein Geringerer als der hoch ambitionierte FC Bayern München. Das erste Spiel wird am kommenden Samstag in der bayerischen Landeshauptstadt ausgetragen.
Die Playoff-Serie wird im Best-of-five-Modus gespielt: Das Team, das in den Aufeinandertreffen zuerst drei Siege auf dem Konto hat, kommt weiter. Alba hätte in einem möglichen fünften Entscheidungsspiel kein Heimrecht – ein echtes Handicap.
Denn die Berliner sind in dieser Saison auswärts wahrlich keine Riesen. In der Liga verloren sie die letzten sechs Spiele in der Fremde ausnahmslos. Der letzte Auswärtserfolg liegt bereits zwei Monate zurück. „Wir hoffen aber, dass das in den Playoffs anders wird“, sagte Albas Forward-Spieler Nihad Djedovic.
Ein frühes Scheitern wäre für Alba ein schwerer Schlag. Ohnehin verlief die Saison bisher sehr durchwachsen. Großen Spielen folgten immer wieder peinliche Pleiten. Mit dem Einzug unter die Top 16 in der Euroleague wurde ein echtes Ausrufezeichen gesetzt.
Das war zuvor keiner deutschen Mannschaft gelungen. Und während Konkurrent Bamberg, der auch den Sprung geschafft hatte, dort alle Spiele verlor, errang Alba immerhin vier Siege. Auch das war ein Novum.
Aber die Doppelbelastung mit dem europäischen Spitzenwettbewerb hatte auch ihren Preis. Die Spiele kosteten viel Kraft, es gab kaum Pausen zum Verschnaufen. Das machte sich mit der Zeit bemerkbar: „Unser Energielevel ist auf dem untersten Niveau“, erklärte Trainer Sasa Obradovic.
Hinzu kam noch das Verletzungspech mit drei Langzeitverletzten: Nach den Kreuzbandrissen von Center Nathan Peavy und Aufbauspieler Vule Avdalovic zog sich der nachverpflichtete Center Ali Traoré letzte Woche noch einen Knorpelschaden zu. Auch für den französischen Nationalspieler ist dies gleichbedeutend mit dem vorzeitigen Saisonaus.
Und dann kamen Formkrisen und kleinere Blessuren dazu. Gegen Bayreuth fehlten Dashaun Wood und Derrick Byars. Bis zum Playoff-Start am nächsten Wochenende sollten aber beide wieder fit sein. Müssen sie auch: Denn Alba braucht jeden Spieler für das laufintensive Spielsystem von Trainer Obradovic, das vor allem auf eine starke Defensive aufbaut.
Der Pokalsieg, bei dem Alba Ende März erst die Bayern und dann Ulm besiegte, scheint im Nachhinein gleichermaßen Segen und Fluch zu sein. Segen, weil Alba endlich wieder nach vier Jahren einen Titel bejubeln durfte. Ein Fluch, weil die Formkurve nach dem Triumph stetig bergab ging. Die Leichtigkeit vom Saisonbeginn scheint verschwunden.
Derzeit sind die Berliner nur in finanzieller Hinsicht eine Spitzenmannschaft. Nur Bayern und Bamberg haben einen größeren Etat. Kontrahenten wie Oldenburg oder Ulm haben zwar weniger Geld, stehen jetzt in der Tabelle aber besser da und machen insgesamt einen souveräneren Eindruck.
Alles in allem spricht nicht viel für Alba. Nur eines: Sie haben in dieser Saison – wie beim Pokalsieg – schon gezeigt, dass sie auf den Punkt da sein können, wenn es nötig ist.
Vielleicht gelingt das ja ein weiteres Mal. NICOLAS SOWA