: Afrikas Aufsteiger
Bingu wa Mutharika gehört zu jenen Politikern, deren kometenhafter Aufstieg keine Spuren hinterlässt. Noch 1999 kam der malawische Ökonom bei seiner ersten Präsidentschaftskandidatur in Malawi mit unter einem Prozent auf den letzten Platz. Jetzt ist der 75-Jährige neuer Präsident der Afrikanischen Union (AU). Er folgt auf den Libyer Gaddafi – gegen den Widerstand Gaddafis, der vergeblich versuchte, die turnusmäßige Rotation des höchsten Posten Afrikas auszusetzen.
Man erwarte von dem Malawier, anders als von dem Libyer, einen konsensuellen Stil, hieß es in ersten Kommentaren. Mutharika hat sich zeitlebens durch Unauffälligkeit hervorgetan. Zwischen 1991 und 1999 war er Generalsekretär der Regionalorganisation Comesa (Gemeinsamer Markt des östlichen und südlichen Afrika), von deren Existenz die meisten Bürger ihrer Mitgliedsstaaten bis heute noch nie gehört haben. Als Politiker war er erfolgreicher: Auf seine Wahlschlappe 1999 folgte ein knapper Sieg bei Malawis Präsidentschaftswahlen 2004 und eine triumphale Wiederwahl 2009.
Mutharikas erste Regierungserklärung enthielt den mysteriösen Satz: „Die Vergangenheit ist dafür da, dass wir sie kennenlernen; die Gegenwart, dass wir sie bewältigen; und die Zukunft, dass wir von ihr lernen.“ An all dies hat er sich gehalten. Im Jahr 2004 bezog er noch den gigantischen Protzpalast mit 300 Zimmern, den Malawis Langzeitdiktator Hastings Banda vor seinem Sturz 1994 zwanzig Jahre lang gebaut hatte und der danach leer geblieben war – und zog drei Monate später aus, weil es darin spukte. Im Jahr 2010 kann sich Mutharika zugutehalten, dank gezielter Investitionen in kleinbäuerliche Landwirtschaft Malawi vom Hungerland in einen Maisexporteur verwandelt zu haben, dessen Agrarpolitik als Vorbild für Afrika geht.
Die taz hat Mutharikas Potenzial früh erkannt. Sein erster Wahlsieg fiel zusammen mit dem seines deutschen Amtskollegen Horst Köhler, und so räumte die taz selbstverständlich am 24. Mai 2004 für Mutharika die Titelseite frei. Nun hat Mutharika als Präsident Afrikas sogar das wichtigere Amt als der Bundespräsident. Man darf davon ausgehen, dass die beiden sich gut verstehen. DOMINIC JOHNSON