Zugiges Bahnfahren

Oh nein, schon wieder die Bahn verpasst, denke ich. Doch die Leute, denen ich auf den Stufen zum Gleis begegne, kommen nicht aus einem gerade abgefahrenen Zug. Sie suchen Zuflucht vor der Kälte. Zum ersten Mal in diesem Winter trage ich eine Mütze. Und so wage ich mich zum Warten auf den Bahnsteig.

Kein gute Idee. Denn auch die S-Bahn kann der sibirischen Kälte nur schwer trotzen: Zehn Minuten Verspätung. Als der Zug endlich kommt, hab ich eingefrorene Finger – trotz Handschuhen. Selbst in den sonst völlig überheizten Waggons fröstelt es mich. Was nicht zuletzt an meinen lieben Mitfahrern liegt. Denn keiner von den Türstehern kommt mal auf die Idee, die Türen zu schließen, wenn der Zug länger am Bahnhof steht. Dabei gibt es dafür extra diesen tollen Knopf an der Seite. So werde ich aufgeben und mich auf der Rückfahrt nicht bequem hinsetzen, sondern zum Einsatz bereit an die Tür stellen. Warum muss man eigentlich immer alles selbst machen? Sandra Courant