Eines von vier Traumata

JUSTIZ Dritter Verhandlungstag im Prozess um die tödliche Prügelattacke auf Jonny K. – Gerichtsmediziner und Freund des Getöteten sagen aus. Genaue Todesursache unklar

Ausgedehnte Blutungen im Gehirn haben zum Tod von Jonny K. geführt. Allerdings sei die Ursache der Blutungen unklar, sagte ein Rechtsmediziner am Donnerstag vor Gericht. Infrage kämen Schläge, Fußtritte oder ein ungebremster Sturz mit dem Kopf aufs Pflaster.

Es war der dritte Verhandlungstag im Prozess um die Prügelattacke auf dem Alexanderplatz. Als der 20-jährige Jonny K. am 14. Oktober 2012 gegen fünf Uhr morgens ins Krankenhaus eingeliefert wurde, gab es keine Möglichkeit mehr ihn zu retten. Bei der Obduktion der Leiche seien Hinweise auf eine Gewalteinwirkung im Bereich von Schläfe, Mund sowie in der rechten Schädelregion und am Hinterkopf gefunden worden, sagte der Rechtsmediziner. Jedes der vier Traumata könne die Gehirnblutungen ausgelöst haben. Insgesamt sei er bei der Leichenschau aber überrascht gewesen, wie wenige äußere Verletzungen Jonny K. hatte. Nach den Presseberichten über den Vorfall hatte er einen schlimmer zugerichteten Körper erwartet.

Vor einer Jugendkammer des Landgerichts müssen sich sechs Angeklagte im Alter von 19 bis 24 Jahren wegen Körperverletzung mit Todesfolge und Beteiligung an einer Schlägerei verantworten. Vernommen wurde am Donnerstag erstmals auch ein Freund von Jonny K., der auf dem Alexanderplatz gleichfalls attackiert worden war. Der 29-jährige Gerhard C. hatte unter anderem einen Jochbeinbruch erlitten. Der Zeuge belastete insbesondere den 19-jährigen Angeklagten Onur U. Der habe den ersten Schlag gegen Jonny K. geführt. Wer Jonny K. zu Fall gebracht habe, wisse er nicht. „Dann lag Jonny da, und die haben auf ihn eingestampft und eingetreten.“ Der Vorsitzende Richter wies den Zeugen darauf hin, dass er sich bei früheren Vernehmungen nicht so sicher gewesen sei. Auch bei der Vorlage von Lichtbildern habe Gerhard C. den Angeklagten Onur U. nicht als Täter identifiziert.

Ende Oktober 2012 habe er Onur U.s Foto in der Bild-Zeitung gesehen, erklärte der Zeuge den Widerspruch. Der frühere Amateurboxer U. war nach der Tat in der Türkei untergetaucht. Seither wisse er, dass Onur U. Jonny K. getreten und geschlagen habe, so der Zeuge. Warum er das der Polizei nicht gesagt habe, fragte die Verteidigung. „Ich war der Meinung, das macht keinen Unterschied“, antwortete Gerhard C.

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