Nächste Elbvertiefung ist die letzte

Der Hafen eilt von Rekord zu Rekord: Containerumschlag hat 2005 um 15 Prozent zugenommen. Jetzt auf Rang acht unter den weltgrößten Containerhäfen. Bis 2009 will der Senat 750 Millionen Euro investieren. Kein Geld für Wilhelmshaven übrig

Von Gernot Knödler

Der Hafen singt seine jährliche Jubelarie in immer höheren Tönen. Der Güterumschlag wächst exponentiell. Unter den größten Containerhäfen der Welt hat sich Hamburg um einen Platz auf Rang acht vorgeschoben. Ein Ende ist nicht abzusehen, so dass der Senat und die Hafenunternehmen unter Druck geraten, enorme Summen zu investieren, wenn sie diese Chance nutzen wollen. Dazu gehört die nächste und angeblich letzte Elbvertiefung: „Wir gehen davon aus, dass wir mit der jetzt geplanten Fahrrinnenanpassung das erreicht haben werden, was machbar ist“, sagte Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) gestern bei der Jahrespressekonferenz des Hafens.

Hamburg hat wie in den vergangenen Jahren von seiner Funktion als Drehscheibe zwischen verschiedenen Wachstumsmärkten profitiert. Der dominierende Containerumschlag ist im Verkehr mit der Volksrepublik China um 29 Prozent gewachsen. Im Ostseehandel wuchs der Containeraustausch mit Polen um 34 Prozent, der mit Russland um 50 Prozent.

Der gesamte Seegüterumschlag hat seit 1990 gewaltig zugenommen: in der ersten Hälfte der 90er Jahre um 17,5 Prozent, in der zweiten Hälfte um 18 Prozent und allein in den Jahren 2001 bis 2005 um beinahe 48 Prozent. Die meisten Container kommen aus oder gehen nach Asien, deutlich weniger werden in Europa hin- und hergeschippert und sehr viel weniger mit den übrigen Kontinenten ausgetauscht.

Das Umschlagswachstum hat nach Angaben der Wirtschaftsbehörde in der Metropolregion tausende Arbeitsplätze geschaffen. 2001 habe es 145.000 vom Hafen abhängige Arbeitsplätze gegeben, im vergangenen Jahr bereits 154.000, rechnete Uldall vor. In ganz Deutschland seien 250.000 Arbeitsplätze vom Hamburger Hafen abhängig.

„Der Investitionsbedarf ist gewaltig“, sagte Uldall. 750 Millionen Euro wolle der Senat bis 2009 investieren. Die Kapazität des Hafens soll sich bis 2010 von heute 8,5 Millionen Standardcontainern (TEU) auf 14 Millonen erhöhen. Alleine die städtische Hafen und Logistik AG (HHLA) will 800 Millionen Euro in ihre Containerterminals Burchardkai, Altenwerder und Tollerort investieren. Insgesamt plant sie, bis 2015 rund eine Milliarde Euro auszugeben. Trotzdem sei der Senat bei der Suche nach einem Investor für die Hafenfirma nicht unter Zeitdruck, sagte Uldall. „Der Cashflow der HHLA wird für die Finanzierung in den nächsten Jahren ausreichen“, versicherte er.

Mit dem Geld soll zunächst die Umschlagskapazität der bestehenden Containerterminals und der Hafenbahn erhöht werden. Danach wird der Mittlere Freihafen zum Containerterminal umgebaut. Moorburg biete Reservekapazitäten.

Für die Umgestaltung des Mittleren Freihafens will die Port Authority bis Anfang kommenden Jahres einen Zeitrahmen erarbeiten. Neun Grundstückspächter und 15 Schifferfirmen müssen dort wegziehen. Mit dem größten Pächter, der Buss-Gruppe, will die Port Authority sich bereits grundsätzlich geeinigt haben.

Die vom Senat gewünschte Elbausbaggerung soll Tiefgänge von 14,50 Metern erlauben. „Die Schiffsentwicklung deutet darauf hin, das wir damit einer maximalen Größe entgegenlaufen“, sagte Hans Peter Dücker, der Direktor der Port Authority. Auch 10.000-TEU-Schiffe benötigten keinen größeren Tiefgang. Noch tiefer gehende Schiffe seien wirtschaftlich und logistisch ungünstig. Sie könnten viele Häfen der Welt, die ja häufig Flusshäfen seien, nicht anlaufen.