der zweite tag :
Schon heute über das reden und berichten zu können, was morgen erst passieren wird: Das sollte die unwahrscheinliche journalistische Kür sein, wird aber mehr und mehr die Pflicht. Ausstellungen werden schon vierzehn Tage vor ihrer Eröffnung vernichtet, und Filmkritik zum Starttermin ist inzwischen wirklich Schnee von gestern. Das gilt auch für die Berlinale. Heute schon überall besprochen: Terence Malicks „The New World“, der am Samstag im Wettbewerb laufen wird. Was für eine Eile! Für eine 400 Jahre alte Geschichte. Für die olle Pocahonta-Geschichte, um die Häuptlingstochter, die edle Wilde, die die elenden Siedler vor dem sicheren Tod bewahrt. Apropos: Die Indianer heißen bei Malick tatsächlich Wilde, nämlich Naturals. Was aber nur ein Grund von vielen ist, warum Die Zeit „The New World“ als „kolonialistischen Softporno“ verdammt.
Trotzdem: Über die Zukunft schon heute reden können wir auch. Morgen, am Samstag, wird unser Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit das traditionelle Essen genossen haben, zu dem er die internationale Jury eingeladen haben wird. Und am Tag darauf wird Kameramann Michael Ballhaus hoch erfreut die Goldene Berlinale Kamera entgegengenommen haben. Schon weil er sich der Filmstadt besonders verbunden fühlt, wie er der Zeit verriet. Am Montag dann, nein besser, am kommenden Sonntag, das wissen wir heute schon, wird die Berlinale beendet sein.
Und nun zum heutigen Tage, der der eines einzigen Mannes ist: natürlich George Clooney, der heute Abend seinen außer Konkurrenz laufenden Film „Syriana“ vorstellt. Das alte Ratespiel übrigens – kommt er oder kommt er nicht? – ist entschieden: Er ist schon da.
Mehr über die Berlinale gibt es als Special auf www.taz.de. WBG