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Archiv-Artikel

Qualifiziert, weiblich, arbeitslos

Ein Studium ist in Deutschland schon lange keine Garantie mehr für einen Job. Zwischen September 2001 und Januar 2004 wuchs die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit erfassten erwerbslosen AkademikerInnen von 180.000 auf 253.000. Von den weiblichen Hochschulabsolventen waren 4,7 Prozent arbeitslos gemeldet, von ihren männlichen Kollegen nur 3,5 Prozent. Obwohl jeder zweite Studienanfänger in Deutschland weiblich ist, sind nur 39 Prozent der erwerbstätigen Hochschulabsolventen Frauen.

Hochqualifizierte haben immer noch das niedrigste Risiko, ihren Job zu verlieren. Dieser Trend ist seit Jahrzehnten ungebrochen. 2005 ist die Arbeitslosigkeit unter AkademikerInnen sogar um sieben Prozent auf 231.500 gesunken, wie die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) mitteilt. Die Arbeitslosigkeit unter Hochschulabsolventen lag damit bei knapp vier Prozent – bei einer Gesamtarbeitslosenquote von 11,1 Prozent. Zwischen 20 und 40 Prozent aller Erwerbstätigen ohne Berufsabschluss sind im Niedriglohnsektor beschäftigt. Im Jahr 2004 war im Westen jede fünfte, im Osten sogar jede zweite Erwerbsperson ohne Berufsabschluss arbeitslos.

Die Quote arbeitsloser Frauen liegt auf fast allen Qualifikationsebenen nach wie vor etwas höher als bei den Männern. Das gilt besonders für Ostdeutschland. Dennoch trägt ein Mann ohne Berufsausbildung ein mehr als doppelt so hohes Arbeitslosigkeitsrisiko als eine Frau mit Berufsausbildung und ein fast sechsmal höheres als eine Akademikerin.

Um die Arbeitsmarktsituation von HochschulabsolventInnen zu beurteilen, reicht es allerdings nicht, nur die reinen Arbeitslosenstatistiken zu betrachten. Viele AkademikerInnen hangeln sich durch Praktika und Honorarverträge, sind in gering qualifizierten Bereichen tätig, flüchten in eine Promotion oder ein Zweitstudium. Nach dem Ergebnis einer Umfrage der europäischen Jobbörse StepStone beurteilt mehr als die Hälfte aller HochschulabsolventInnen in Deutschland ihre Aussichten auf einen schnellen Berufseinstieg als sehr schlecht. INGA RAHMSDORF