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Archiv-Artikel

Akku, Verdampfer, Heizspirale, Kartusche

SUCHT Elektronische Glimmstängel werden als Alternative zum Rauchen immer populärer – aber wer weiß schon, was er da inhaliert?

BERLIN taz | Sie kommt meistens aus China, aber auch aus den USA, den Niederlanden oder Polen: die elektronische Zigarette. Sie besteht in der Regel aus einem Akku, einem Verdampfer, einer Heizspirale sowie einer auswechselbaren Kartusche, in der sich die „Betriebsflüssigkeit“ befindet. Diese Flüssigkeit, auch „Liquid“ genannt, wird elektrisch erhitzt und verdampft bei 65 bis 120 Grad Celsius. Hauptbestandteil ist Propylenglykol, das als Vernebelungsmittel dient und unter E1520 in der EU als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen ist. Es kann durch pflanzliches Glyzerin ergänzt oder ersetzt werden.

Liquids gibt es in den verschiedensten Geschmacksrichtungen: Sie schmecken ganz schnöde nach Tabak oder nach Schokolade, Erdbeere, Amaretto, Mandel, Vanille, Apfel, Karamell oder Cappuccino. Manche Mixturen enthalten Nikotin unterschiedlicher Dosierung, andere nicht. In Paris bieten eigene Boutiquen bereits über 60 Geschmacksrichtungen an.

Immer mehr Raucher entdecken sie als Alternative zum herkömmlichen Glimmstängel, hierzulande soll es schon 2 Millionen Konsumenten geben. Fans loben ihre „saubere Sucht“ als Alternative zum schädlichen Rauchen. Wissenschaftler sind skeptisch. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg warnt, derzeit wisse der Verbraucher nur vage, was er mit der E-Zigarette konsumiere. Die Nikotinmenge sei nicht selten ungenau oder sogar falsch deklariert – und es könne so zu Überdosierungen bis hin zu Vergiftungen kommen. Zudem enthalte der Nebel mancher Liquids krebserzeugende Substanzen wie Formaldehyd, Acetaldehyd, Acrolein, Nickel und Chrom.

„Der Verbraucher sollte sich darauf verlassen können, dass ein Produkt gesundheitlich unbedenklich ist – und das ist bei der elektrischen Zigarette nicht gegeben“, sagt Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle am DKFZ. „Der Verkauf als Lifestyle-Produkt verharmlost E-Zigaretten“, befürchtet auch Ilona Köster-Steinebach vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben von 12- bis 17-jährigen Jugendlichen 9,1 Prozent, von den 18- bis 25-Jährigen 18,4 Prozent schon einmal eine E-Zigarette probiert. Zum Vergleich: Gegenwärtig rauchen 12 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren sowie 35,2 Prozent bei den 18- bis 25-Jährigen. PASCAL BEUCKER