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MEIKE JANSEN
Nicht selten gehen Orte mit Geheimnissen einher, bis sie dann gänzlich verschwinden. So entstehen Mythen oder Ärger. Denn im besten Fall kann dies auf eine sinnlich betörende Art geschehen oder aber knallhart. Geht es um öffentliche Gelder, hat das selten mit Feingefühl zu tun. Dafür eher mit Wut und Empörung, etwa wenn die neuen Entscheidungen des Hauptstadtkulturfonds veröffentlicht werden. Letzte Woche war es wieder so weit. Gerade mal vier (4!) Kunstanträge werden im Rahmen der Hauptausschüttung für 2014 mit insgesamt 325.000 Euro (Gesamtfördertopf: 3,2 Millionen) unterstützt. Davon gehen 275.000 Euro an Institutionen (N.B.K., Freunde Guter Musik Berlin e. V. und Kunst-Werke Berlin e. V. ). Lediglich ein (1!) Projekt, das von Matthias Reichelt eingereichte über die im Januar 2013 verstorbene Schriftstellerin und Künstlerin Ceija Stojka „Sogar der Tod hat Angst vor Auschwitz“ in der Galerie Nord und der Schwartzsche Villa wird gefördert. Damit verabschiedet sich der HKF trotz blumiger Bürokratenprosa nahezu gänzlich von der experimentellen Kunstrepräsentation. „Bei der Auswahl der Projekte wird darauf geachtet, dass neben der Förderung großer, über die Stadt hinaus wirkenden Projekte auch noch nicht etablierte Künstler eine Chance bekommen. Dabei liegen die kleinen Projekte, die Entdeckungen und neue Zugangsweisen versprechen, der Jury besonders am Herzen.“ (aus der Pressemitteilung zur aktuellen Ausschüttung)
Verschwunden ist leider auch schon der „Secret Garden“ bei Ciat, einem Projektort in der Zossener Straße. Das heißt, eigentlich ist er gar nicht wirklich verschwunden, er ist lediglich nicht mehr einsehbar. Und zwar für niemand anderen als dem Herren des Hauses, der als Einziger den Schlüssel besitzt. Den Einblick in den nahezu hermetisch abgeschlossenen zweiten Hinterhof hatte Antonia Low ermöglicht, die mit Max Sudhues und den AutorInnen Alexandra Heimes und Andreas Martin Widmann Frances Hodgson Burnetts Jugendroman „Der geheime Garten“ von 1911 in eine zeitgenössische Perspektive umgesetzt hatten. Es entstand eine vielschichtige wie sensible Anordnung von Schriften und Bildern, die das Projizieren unbekannter Terrains aufzeigten. Die gleichzeitige Entdeckung eines real existierende Orts und solchen, die ausschließlich in Köpfen entstehen, hat immer etwas sehr Besonderes, ja Magisches. Solch einen unerwarteten Moment kann man sich allerdings nicht kaufen, ihn auch nicht konservieren. Und doch benötigt er finanzielle Unterstützung, um im zeitgerafften, urbanen Schubladenbetrieb reifen zu können.