Nikotin im deutschen Frühstücksei

Der größte deutsche Legebetrieb darf Millionen Eier nicht verkaufen, weil Hennen möglicherweise mit Zigarettengift besprüht wurden. CDU-Regierung hielt Informationen zurück und wehrt sich im Bundesrat gegen die Abschaffung der Legebatterien

VON JÜRGEN VOGES

Das bei Rauchern beliebte Suchtgift Nikotin ist rechtzeitig zum Osterfest in Hühnereiern nachgewiesen worden. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hat, wie erst jetzt bekannt wurde, wegen der Nikotinfunde bereits am 31. März ein Vermarktungsverbot für Eier des größten deutschen Produzenten, der Deutschen Frühstücksei GmbH, verhängt.

Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt wegen Verstoßes gegen das Lebensmittel- und das Futtermittelrecht. Nach Angaben der Behörde besteht der Verdacht, „dass Nikotin zur Schädlingsbekämpfung in Ställen des großen niedersächsischen Eierproduzenten eingesetzt wurde, während diese noch mit Tieren besetzt waren“. Mit dem Rauchergift werden in Hühnerställen Milben abgetötet. Eine Desinfektion mit Nikotin ist aber nur in leeren Ställen erlaubt.

Die Deutsche Frühstücksei GmbH bezeichnet sich selbst als Europas größter Eierproduzent. Die Hühnerställe mit ihren engen Legebatterien hat das Unternehmen unter anderem von dem niedersächsischen „Hühnerbaron“ Anton Pohlmann übernommen. Diesem wurde einst die Hennenhaltung verboten, weil er Tiere grausam getötet und ebenfalls Nikotin eingesetzt hatte. Politiker von SPD und Grünen sowie Tierschützer kritisierten gestern, dass der niedersächsische Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) die Öffentlichkeit über das Nikotin in Käfigeiern nicht von sich aus informiert hatte. Sie vermuten einen Zusammenhang mit einem niedersächsischen Antrag, der am Freitag im Bundesrat zur Abstimmung steht und das von Exverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) verhängte Verbot der Käfighaltung ab 2007 aushebeln soll. Niedersachsen will in der Länderkammer die Zulassung des so genannten ausgestalteten Käfigs erreichen. Gerade die Frühstücksei GmbH habe sich in den letzten Monaten für den etwas größeren Käfig stark gemacht, sagte gestern der Präsident des deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel.

Die anonyme Strafanzeige, die die Staatsanwaltschaft auf die Spur des Nikotins brachte, ging in Oldenburg schon Ende letzten Jahres ein. Die Ställe der Deutschen Frühstücksei GmbH wurden jedoch erst drei Monate später gesperrt. In dieser Zeit brachte die Firma noch mehrere hundert Millionen Eier auf den Markt. Nach Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums wurde erst am 24. März in Federn von Hennen oder in Eiern Nikotin entdeckt. Danach habe man zunächst einzelne Ställe gesperrt und schließlich ein generelles Vermarktungsverbot für die niedersächsischen Ställe der Deutschen Frühstücksei GmbH verhängt, sagte der Sprecher des Ministeriums, Dominik Mayer. Nur aus 24 der 78 gesperrten Ställen dürften nun die Eier wieder verkauft werden. Über die Höhe der Belastung gebe man keine Auskunft. Die Gesundheit sei nicht gefährdet, da die gemessenen Nikotinwerte zu gering seien.