: Junges Theater entert Übersee
In einem leer stehenden Lagerschuppen entsteht das „Neue Theater Überseestadt“
„Das Bremer Medienzentrum entwickelt sich doch eher hier als an der Faulenstraße“, meinte Carsten Werner, Kopf des vor 15 Jahren gegründeten „Jungen Theaters“. Im Innenhof einer alten Gewerbe-Immobilie hatte die Theatergruppe gestern einen Tisch aufgestellt und zum Pressetermin geladen. „Hier“, – Werner zeigte auf eine seit Jahren offensichtlich nicht mehr genutzte Lagerhalle der alten Stauerei – „soll die neue Spielstätte des Jungen Theaters sein.“ Direkt nebenan: der „Speicher XI“ und die „Energieleitzentrale“.
Eine „Clubspielstätte“ soll das werden, „mal gucken, was sich hier entwickelt“ ist das Motto. Und: „Wir wollten von Anfang an dabei sein, wenn hier ein neuer Stadtteil entsteht.“ Schräg gegenüber der neuen Adresse – Cuxhavener Straße 7 – liegt die Hochschule für Künste, über die Bahngleise nebenan die „Energieleitzentrale“ des Alten Überseehafens, die vom Bremer Musikfest zum Kulturzentrum umfunktioniert wurde. Eine Ecke weiter liegt die alte „Feuerwache 5“, ein von Designern genutztes Bürogebäude mit romantischem Blick auf ein altes Hafenbecken, in dem „große Pötte“ vor sich hin rosten. Und jede Menge leerer Lagerhallen, die nach Zukunft riechen, liegen in der Nachbarschaft der neuen Spielstätte. Vermieter des Areals ist der Bremer Bauherr Klaus Hübotter, der schon den Speicher XI mit seinem Konzept einer organischen Wiederbelebung alter Hafen-Brachen gerettet hat. Man habe sich gegenseitig regelrecht „verlockt“ zu dem neuen Projekt, sagt Anja Wiebke, die Chefin des Jungen Theaters. Hübotter wollte das „Junge Theater“ da haben und ist mit der Miete so lange heruntergegangen, bis die Theaterleute Feuer gefangen hatten und nicht mehr Nein sagen konnten. „Neues Theater in der Überseestadt“ soll der Raum heißen.
Am 1. Oktober soll die erste Premiere im „Neuen Theater“ stattfinden: Carsten Werner will als Regisseur den „Tagträumer“ von William Mastrosimone aufführen, eine Milieustudie über den Lebensentwurf von zwei Jobbern. Im Januar 2007 soll Feridun Zaimoglu „Schwarze Jungfrauen“ auf die neue Clubbühne bringen – das Stück lässt Muslima zu Wort kommen, die in Deutschland zu einem strengen Islam gefunden haben.
Das Junge Theater will seine Spielstätte am Güterbahnhof nicht ganz aufgeben. Vom 27. April an soll hier das „Interdisziplinäre Performance-, Maschinen- und Multimediakunst-Festival“ stattfinden. Und in der Schwankhalle wird das „Junge Theater“ seine fast eher „klassischen“ Theaterstücke vorführen – etwa am 29. April Goethes „Clavigo“. kawe