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Archiv-Artikel

Privatisierung durch die Hintertür?

Die Gewoba möchte zwar in Staatsbesitz bleiben – aber trotzdem einiges an die Börse bringen

Von cja

11,4 Millionen Euro will die Bremer Wohnungsbaugesellschaft Gewoba für das Jahr 2005 an ihre Aktionäre ausschütten. Dies erklärte Gewoba-Vorstand Manfred Sydow gestern bei der Vorstellung der Unternehmensbilanz. Hiervon entfallen 8,4 Millionen Euro auf die Stadt Bremen. Damit entspricht der Vorstand einem Beschluß der großen Koalition, der eine jährliche Rendite in eben dieser Höhe von der Gewoba fordert.

Der diskutierte Verkauf der Gewoba scheint für das Unternehmen aktuell zu bleiben. Zwar erklärte Sydow, er verlasse sich auf den Koalitionsbeschluss, der eine staatliche Anteilsmehrheit an der Gewoba festschreibt. Ganz sicher ist man sich aber offenbar nicht. So wurde der Geschäftsbericht mit „Was Gold wert ist, sollte nicht versilbert werden“ überschrieben. Und gleich in den ersten Zeilen des Werkes kritisierte der Vorstand die Privatisierungspläne.

Im Hinblick auf einen möglichen Börsengang des Unternehmens sprach Sydow jedoch von „Möglichkeiten“, die sich durch die voraussichtliche Einführung so genannter REITs ergäben. Bei REITs (Real Estate Investment Trusts) handelt es sich um eine steuerbegünstigte Unternehmensform für börsennotierte Immobiliengesellschaften, die im Ausland bereits seit längerem existiert. Sollten entsprechende Pläne des Bundesfinanzministeriums umgesetzt werden, könnten 24 Prozent der Gewoba-Anteile, die sich im Besitz der Bremer Investitionsgesellschaft befinden, an die Börse gebracht werden, so Sydow.

Die Verhandlungen mit einem Investor über den Verkauf von 2.000 der 9.500 Gewoba-Wohnungen Bremerhavener seien abgeschlossen, erklärte Sydow. Lediglich der Aufsichtsrat müsse noch zustimmen. Wer der Investor sei, wollte Sydow jedoch nicht sagen – es handele sich aber nicht um einen Hedge-Fonds. Der Käufer sei an einem „langfristigen Engagement“ interessiert. Die Verwaltung der Wohnung bleibe weiterhin in Händen der Gewoba, so Sydow. Der Verkauf sei notwendig um den verbleibenden Wohnungsbestand in einem „konkurrenzfähigen Zustand“ zu halten. cja