die taz-empfehlung : Der Fußball-Wildwuchs
Sie haben noch Hoffnung auf Karten für die echte Fußball-WM? Vergessen Sie’s. Wenn Sie nicht zufällig in Wangen im Allgäu wohnen, wo die Mannschaft aus Togo ihr Kartenkontingent zum regulären Preis unter die einheimische Bevölkerung brachte. In Hamburg brauchen Sie schon einen besonders guten Draht in die Politik und ein leicht unterentwickeltes moralisches Empfinden, dann gibt’s sogar Tickets für lau. Haben Sie nicht? Dann bleibt nur eins: FIFI statt FIFA, Millerntorstadion statt Das-Stadion-das-nicht-AOL-Arena-heißen-darf. Und Gibraltar statt Argentinien, Sansibar statt Côte d’Ivoire, Tibet statt Tschechien.
Gestern nach Redaktionsschluss machten Nordzypern gegen Grönland den heißkalten Auftakt, später spielte die selbst ernannte Republik St. Pauli gegen die Jungs vom Affenfelsen. Heute kommt es um 18 Uhr vielleicht schon zum Spitzenspiel: Im innerislamischen Duell treten die mitfavorisierten Mannen aus dem Nordteil Zyperns gegen die ebenfalls mit großen politischen wie sportlichen Ambitionen gekommenen Swahili Boys aus Sansibar an. Im Spiel der einzigen Nicht-Insulaner treffen ab 20.15 Uhr Tibet und die Nachwuchsspieler der gastgebenden Republik St. Pauli aufeinander. Da könnte durchaus auch Musik drin sein, denn die Tibeter haben weltweit Fußballligen nach talentierten Spielern durchforstet, die tibetische Wurzeln einerseits und einen EU-genehmen Pass andererseits ihr eigen nennen.Danach wird man schon klarer sehen, wer Chancen auf den FIFI-Pokal hat. JANK
18 Uhr Millerntor: Sansibar – Türkische Republik Nordzypern, 20.15 Uhr: Tibet – Republik St. Pauli