Kommentar: Christian Jakob über Gegensätze : Kein Dienst am Standort
Es war 2005, zu jener Zeit, als Bremen „Europäische Kulturhauptstadt 2010“ werden wollte. Damals tat sich eine Handvoll DJs zusammen und begann, eine Reihe von alternativen Elektro-Parties zu organisieren. Das „Provinzielle“ wollten sie dem Nachtleben austreiben. Die Einladungen für ihre Parties endeten mit der Selbstvergewisserung: „Bremen kann was“. Solche Subkultur, die sich in den Dienst des Standorts stellt, selbst ohne überhaupt darum gebeten worden zu sein, tut noch Jahre später weh. Und die Befürchtung, dass eine lebendige Kulturszene, geschickt inszeniert, durchaus steigende Mieten und Verdrängung zur Folge haben kann, ist mit Sicherheit nicht abwegig.
Deshalb muss es den Neuland-Aktiven hoch angerechnet werden, dass ihnen suspekt ist, wenn sie von der Politik gleichsam mit offenen Armen empfangen werden.
Die Distanz zu wahren, ist dabei schwierig: Die Regierenden, bei denen es sich um die Hausbesetzer von früher handelt, mögen solche Projekte – wie übrigens auch den Bauwagenplatz „Querlenker“ – tatsächlich aufrichtig sympathisch finden. Doch letztlich wird sich eine Subkultur immer an den Verhältnissen stoßen müssen. Sonst wäre sie keine mehr. Dass die Auseinandersetzung um ihre Freiräume unter rot-grünen Vorzeichen leichter sein mag, ändert hieran gar nichts.