IRAN: VERSÖHNLICHE SIGNALE – VIELLEICHT AUCH AN ISRAEL : Tel Aviv blickt auf Teherans Atomanlagen
Entspannung im Atomkonflikt? Eine nahe liegende Erklärung für das positive Signale aus Teheran ist: Iran versucht Zeit zu gewinnen und eine Entscheidung des Weltsicherheitsrats, Sanktionen gegen das Land einzuleiten, hinauszuschieben. Das ist genau die Vorgehensweise, die Iran bereits seit drei Jahren bei den Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm mit Erfolg ausübt.
Für die bislang positivste Stellungnahme könnte man sich aber auch andere Gründe vorstellen. Auch in Teheran sind die Differenzen zwischen Amerikanern und Europäern einerseits sowie Russen und Chinesen andererseits wohl bekannt. Während der Westen inzwischen die Geduld verloren hat und ein hartes Vorgehen gegen den Iran fordert, wollen Russland und China den Versuch, einen friedlichen Ausweg zu finden, noch nicht aufgeben. Versöhnliche Signale aus Teheran, die zum Gipfel der G-8-Staaten gesendet wurden, sollen diese Differenzen weiter vertiefen.
Man kann aber auch für diese Signale angesichts der jüngsten Ereignisse im Nahen Osten andere Adressaten finden. Will Iran vielleicht damit andeuten, dass es trotz aller Solidarität mit Hamas und Hisbollah sich aus dem nun entflammten Krieg heraushalten will? Denn nach den Stellungnahmen Israels in den letzten Tagen könnte die Befürchtung aufkommen, dass Tel Aviv mit dem Gedanken spielt, nun der Stabilität in der ganzen Region den Garaus zu machen und auch die iranischen Atomanlagen zu bombardieren.
Denn es fällt auf, dass der Ton aus Israel gegen den Iran immer schärfer wird. Es wird behauptet, dass die Rakete, die am Freitag ein israelisches Kriegsschiff traf, aus dem Iran stamme. Israelische Medien äußerten die Vermutung, die in Geiselhaft befindlichen Soldaten seien inzwischen in den Iran gebracht worden. Schließlich behaupteten mehrere israelische Regierungsmitglieder und Militärs, die eigentlichen Drahtzieher der Konflikte säßen in Teheran. Israel hatte mehrmals erklärt, sollte der iranische Atomstreit nicht auf diplomatischem Weg gelöst werden können, werde man das Problem auf eigene Faust lösen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Israel den jetzigen Zeitpunkt dafür als günstig erachtet. BAHMAN NIHRUMAND