Ungarisches Blut in Perleberg unerwünscht

Ehrenamtliche Helfer weisen Spenderin wegen Staatsangehörigkeit ab. Rotes Kreuz: „Unglückliches Missverständnis“

BERLIN taz ■ Im brandenburgischen Perleberg ist eine junge Frau aufgrund ihrer ungarischen Staatsbürgerschaft vom Blutspenden abgehalten worden. Dies sei damit begründet worden, dass Ausländer kein Blut spenden dürften, berichtete die gestern die Zeitung Märkische Allgemeine.

Demnach hatte sich Judith M. am vergangenen Freitag zum Blutspendedienst begeben. Normalerweise füllt man nach der Anmeldung einen Fragebogen zur gesundheitlichen Vorgeschichte aus. Ein Arzt entscheidet dann, ob der Spender zu einer Risikogruppe gehört oder nicht.

So weit kam Judith M. aber gar nicht. Sie wurde schon bei der Anmeldung von den ehrenamtlichen Helfern des DRK abgewiesen. Ihre ungarische Staatsbürgerschaft berechtige sie nicht zum Blutspenden, Ausländer dürften dies nicht.

Der Leiter des DRK-eigenen Instituts für Transfusionsmedizin in Potsdam, Roland Karl, bestätigte den Vorfall auf taz-Anfrage. Es gebe allerdings keinen ausländerfeindlichen oder rassistischen Hintergrund. Vielmehr handele es sich um „eine unglückliche Verkettung von Missverständnissen“. Die Mitarbeiter hätten sich unglücklich verhalten, die Abweisung habe keine fachliche Grundlage gehabt. Man werde sich „bei der Bürgerin in aller Form entschuldigen“.

Eine Sprecherin des brandenburgischen Gesundheitsministeriums sagte der taz, die Abweisung von Judith M. sei „ein Unding“. Es gebe keinen Grund, Menschen aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit von der Blutspende abzuhalten. Die Spender müssten lediglich einen festen Wohnsitz in Deutschland vorweisen können. Dies sei bei Judith M. der Fall gewesen.

Der Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Landes Brandenburg, Harald Klier, sieht den Ausschluss ebenfalls nicht als rechtmäßig an. Das Blutspendegesetz verlange keineswegs, dass die Spender die deutsche Staatsangehörigkeit besäßen. Sie müssten lediglich über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen, um den Anmeldebogen ausfüllen zu können. „Es gibt keinen Grund für diesen Ausschluss von der Blutspende.“

In einem ethischen Kodex, der auch vom DRK anerkannt und auf dessen Internetseite zu finden ist, heißt es sogar ausdrücklich: „Bei der Blutspende darf keine nachteilige Unterscheidung aufgrund von Rasse, Staatsangehörigkeit oder Religion gemacht werden.“

Zurzeit werden in Berlin und Brandenburg die Blutspenden knapp, wegen der sommerlichen Hitze und der Ferienzeit spenden weniger Menschen als sonst. Das DRK ruft in Werbekampagnen verstärkt zu Blutspenden auf. „Hilf auch du – Rette ein Leben – spende Blut!“, heißt es auf der Internetseite des DRK. Judith M. wäre dem Aufruf gern gefolgt.

FLORIAN HOLLENBACH