Gastkommentar: Andreas Speit über Drohungen : Öffentlichkeit muss sein
Dem Kino 46 wird gedroht, seinen „Kinosaal und Vorführraum zu zerstören“, weil es Filme über die „Krankheit Homosexualität und das verbrecherische Judentum“ zeigt.
Eine Bedrohung, doch muss sie öffentlich gemacht und ernst genommen werden? Schreiben hier vielleicht bloß Wirrköpfe, um Schrecken zu verbreiten oder Aufmerksamkeit zu erheischen? Die Drohung mag bizarr sein, aber ja, sie musste bekannt werden, und, ja, sie muss ernsthaft wahrgenommen werden.
Kein Rechtsextremismusexperte oder Polizeibeamter möchte bei solchen Bedrohungsszenarien ausschließen, dass nach den Worten nicht doch Taten folgen. Nicht ohne Grund: In den vergangenen Jahren blieben Drohungen von Rechtsextremen, meist via Internet, gegen Menschen, die sich gegen Rechts engagieren, oder nicht in ihr völkisches Weltbild passen, nicht ohne Folgen: Angriffe erfolgten. Kein „Phänomen“ alleine im fernen Ostdeutschland, auch hier, nahe der Bremer Stadtgrenze, erlebte eine Journalistin, die zur Szene kritisch berichtet, dass Rechtextreme im Internet sie massiv bedrohten. Später standen sie vor der Tür.
Die Bedrohung sollte aber auch öffentlich gemacht und ernst genommen werden, um den Betroffenen zu zeigen: Ihr seid nicht alleine. Ein guter Grund, vielleicht ins Kino 46 zu gehen.