: Uni verzweifelt gesucht
HOCHSCHULWAHL Wie finden Studienanfänger den geeigneten Hochschulstandort? Von schwieriger Wohnungssuche in Großstädten, Mitwohnbörsen und den Vorteilen kleinerer Universitätsstädte
VON MAI-BRITT WULF
Soll man in einer großen oder einen kleinen Stadt studieren? Welche Hochschule ist gut im gewünschten Fach? Berufsberaterin Nele von Bargen hilft jungen Leuten bei der Studienwahl. „Dabei finde ich heraus, was für Charaktere sie sind.“ Sie erklärt die Vor- und Nachteile von Studienstandorten. „In einer kleineren Stadt ist der Zusammenhalt viel besser als in einer anonymen Großstadt.“
Doch in Großstädten gibt es mehr Freizeit- und Kulturangebote und man findet leicht einen Nebenjob. Wenn nur die Wohnungssuche nicht wäre, und die Mietkosten. Einer aktuellen Studie des Deutschen Studentenwerks (DSW) zufolge finden zwei Drittel der Studienanfänger ihre Wohnungssuche schwierig. Kein Wunder: Auf 2,5 Millionen Studierende kommen gerade mal 230.000 Wohnheimplätze. In Hamburg zahlen Studierende im Durchschnitt monatlich 351 Euro für Miete und Nebenkosten, in Hildesheim sind es laut Studentenwerk nur 262 Euro.
Wer zum Semesterstart keine Bleibe hat, dem helfen die Studentenwerke, sie bieten Notunterkünfte oder Last-Minute-Zimmer an. Danach empfiehlt es sich, die Wohnbörsen der Asten zu durchkämmen. Auch bei Ebay-Kleinanzeigen oder über Facebook-Gruppen wie „Wohnung frei in Bremen“ findet man Zimmer. In Städten wie Flensburg, Hamburg, Kiel oder Osnabrück gibt es zudem „Wohnen für Hilfe“. Studenten unterstützen meist ältere „Vermieter“ im Alltag, zum Beispiel beim Rasenmähen oder Einkaufen. Dafür wohnen sie kostenlos, aber zahlen ihre Nebenkosten. Als Faustregel gilt, dass der Mieter pro Quadratmeter eine Stunde im Monat seine Hilfe anbietet.
Auch der Notendurchschnitt spielt bei der Wahl eine Rolle. Zudem haben auch kleinere Städte interessante Unis zu bieten. So hat die Universität Lübeck einen guten Ruf bei Medizinern. Und an der Leuphana Universität in Lüneburg kann man laut Nele von Bargen „sehr gut Kulturwissenschaften studieren“. Es gebe zahlreiche Fächerkombinationen, internationale Kooperationen und die Hochschule sei „ausgezeichnet mit der Wirtschaft vernetzt“.
Oder man studiert am Meer: Flensburg liegt malerisch an der Ostsee, Dänemark ist nah. Reizvoll ist zum Bespiel der Studiengang „Internationales Management“ an der Uni Flensburg. Dieser kombiniert eine wirtschaftswissenschaftliche Grundausbildung mit internationalen und sozialwissenschaftlichen Vertiefungen sowie den Sprachen Spanisch oder Dänisch. Allerdings muss man diese Sprachen auch schon etwas können.
Ein weiterer Faktor ist die Frage, wie viel Geld dem Studienplatzsucher zur Verfügung steht. Die private Hochschule Bucerius Law School in Hamburg zum Beispiel hat einen guten Ruf in der Rechtswissenschaft – aber auch ihren Preis: Etwa 48.000 Euro kostet das Studium. Es gibt jedoch die Möglichkeiten, Stipendien zu ergattern oder einen Studienkredit zu bekommen.
Gut überlegt will sein, ob man lieber an eine kleinere Fachhochschule (FH) mit besserem Betreuungsschlüssel und Praxisbezug geht. Die private FH Wedel gilt Rankings zufolge als führend im Fach Informatik. Die guten Beziehungen zur Wirtschaft haben schon einigen Absolventen schnell einen Job verschafft. Allerdings gilt die Verkehrsanbindung mit S-Bahn und Bus unter Studierenden als mühsam, und die Vorstadt als sehr ruhig.