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Archiv-Artikel

Betr.: kinotaz nord

A

Ab durch die Hecke USA 2005, R: Karey Kirkpatrick, Tim Johnson

„‘Ab durch die Hecke‘ handelt vom bösen Erwachen aus dem Winterschlaf. Einige Waldtiere stellen im Frühjahr entsetzt fest, dass ihr Lebensraum weitgehend einer Neubausiedlung gewichen ist. Sie sehen sich gezwungen, mit Guerillataktik gegen die fiesen Menschen zu kämpfen. Der überaus launige Animationsfilm von Tim Johnson und Karey Kirkpatrick macht sich lustvoll und einfallsreich über die amerikanische Wohlstandsgesellschaft her und feiert alles, was wild ist.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, Hl, KI, OL

Die andere Seite des Mondes Kanada 2003, R: Robert Lepage, D: Robert Lepage, Anne-Marie Cadieux / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein Mann mittleren Alters verdient sein Geld mit einem tristen Job im Telefonmarketing und zankt sich mit seinem erfolgreicheren Bruder. Er träumt davon, seinem freudlosen Leben zu entkommen, wobei die Raumfahrt der Fluchtpunkt seiner Phantasien ist. Regisseur Robert Lepage entwirft das thematisch wie formal vielgestaltige Porträt eines vom Leben enttäuschten Philosophen, dessen existenziellen Fragen er sich ernsthaft und zugleich voller Sinn für die Absurditäten des Seins widmet. Eine philosophierende Komödie, die einen reizvollen Bewusstseinsstrom produziert, dem man sich gern überlässt. (filmdienst) H

Angel-A Frankreich 2005, R: Luc Besson, D: Jamel Debbouze, Rie Rasmussen

“Der französische Starproduzent Luc Besson setzt sich nur noch selbst auf den Regiestuhl, wenn eine Frau ihn dazu hinreißt. Diesmal ist es das dänische Gucci-Model Rie Rasmussen: Besson gibt der langbeinigen Blondine in seinem surrealen Liebesmärchen die Rolle eines gefallenen Engels und paart sie mit dem knuddeligen kleinen Komiker Jamel Debbouze, der als einarmiger Underdog aus Nordafrika in Frankreich größte Popularität genießt. Die Komödien-Chemie stimmt, als Kulisse dient Paris, von Thierry Arbogast in schwelgerischem Schwarzweiß fotografiert und dazu swingt ein jazziger Soundtrack von Anja Garbarek: So luxuriös kann Popcorn-Kino sein, wenn es vom Chef persönlich serviert wird.“ (Der Spiegel) H

Asterix und die Wikinger Frankreich/Dänemark 2006, R: Stefan Fjeldmark, Jesper Möller

„Das achte Asterix-Zeichentrickabenteuer punktet mit exzellenter Grafik, prominenter Synchronisation und einer actionreichen Dramaturgie mit liebenswerten Zweideutigkeiten aus der Comicvorlage ‚Asterix und die Normannen‘. Dennoch will der Funke nicht recht überspringen. Das liegt vor allem am versuchten Spagat zwischen Hinkelsteinzeit und Neuzeit.“ (tip) H, HB, HH

B

Bambi 2 – Der Herr der Wälder USA 2006, R: Brian Pimental, Jun Falkenstein

„In der Fortsetzung des Klassikers von 1942 arrangiert sich das mutterlose Kitz mit Papa Hirsch. Wem es gelingt, die XXL-Portion Pathos, den moralischen Zeigefinger und die schmalzige Musik zu ignorieren, die Zuschauer oberhalb des Vorschulalters unter Zuckerschock setzen, findet in ‚Bambi 2‘ eine herzige Coming-of-Age-Story mit putzigen Dialogen. Dass sich die Macher Mühe gegeben haben, davon zeugen neben den schön altmodischen Bildern auch zahllose Referenzen an den ersten Teil.“ (Cinema) HB

Battle in Heaven Mexiko/Belgien/Frankreich, R: Carlos Reygadas, D: Marcos Hernández, Anapola Mushkadiz

„Befremdliches Drama über einen Kriminellen und seine Buße. Mal ehrlich: Nicht jeder Film, in dem hässliche Laiendarsteller trantütig durch die Gegend schleichen, kryptisches Zeug faseln und lustlosen Sex haben, ist Filmkunst. Der Mexikaner Carlos Reygadas rankt solcherlei Frustszenen um eine nur vage skizzierte Story: Der dicke Marcos ist traurig, weil das Baby, das er gekidnappt hat, gestorben ist. Deshalb muss er Buße tun. Und ganz viel ficken. Will dabei ernsthaft irgendjemand zugucken?“ (Cinema) H, HH

Bertolt Brecht - Bild und Modell Deutschland 2006, R: Peter Voigt

„Eine filmische Hommage, die Brechts Arbeiten mit Film und Fotografie rekonstruieren will, ist Peter Voigts Dokumentation „Bertolt Brecht - Bild und Modell‘. Der Regisseur - selbst ein Brecht-Schüler - beleuchtet dabei nicht nur die Arbeitsmethoden Brechts, sondern vermittelt auch den besonderen Zugang des Meisters zu diesen Medien.“ (tip) HB, HH. OL

Bonnie und Clyde USA 1967, R: Arthur Penn, D: Warren Beatty, Fay Dunaway, Gene Hackman

“Die abenteuerliche und tragisch endende Geschichte eines Gangsterpaares im amerikanischen Südwesten der 20er Jahre, von Arthur Penn mit formalem Geschick und doppelbödigem Sarkasmus inszeniert: Bonnie und Clyde, zwei einfache junge Leute aus der Provinz, erfüllen sich ihren Traum von Freiheit und Reichtum, indem sie jenseits von ‚Recht und Ordnung‘ einen aussichtslosen Kampf gegen die staatlichen Autoritäten führen - wodurch sie unversehens zu Volkshelden avancieren. Ausgehend von tatsächlichen Ereignissen entwikkelt Penn seine Außenseiter-Ballade zum Spiegelbild amerikanischen Bewusstseins in den 60er Jahren; der Mythos des ‚guten Gangsters‘ wird beschworen und zugleich einer kritischen Revision unterzogen.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Born To Fight Thailand 2004, R: Panna Rittkrai, D: Noppol Gomarachun, Suntisuk Phromsiri

„Um ihren Anführer aus dem Knast zu pressen, richtet eine militante Gangsterbande in einem Dorf ein Massaker an und nimmt die Überlebenden - darunter eine Sportlermannschaft und der Elite-Cop Daew - als Geiseln. Bis sich die Gefangenen zusammenrotten und ihren schwer bewaffneten Peinigern mit Holzpfählen und fliegenden Handkanten entgegentreten. Brutalo-Spektakel im Fahrwasser des letztjährigen Thai-Hits ‚Ong-bak‘, dessen 45-minütiger (!) Showdown mit unspektakulären Kampfeinlagen und einfallslosen Dauerexplosionen langweilt.“ (Cinema) H, HH

C

Die Chaoscamper USA/Deutschland 2006, R: Barry Sonnenfeld, D: Robin Williams, Cheryl Hines

„Der gestresste Familienvater Bob macht mit seinen Lieben einen Ausflug in die Rokky Mountains. Pannen am laufenden Band sind bei der Fahrt mit dem Wohnmobil natürlich programmiert. Aus einem zutiefst banalen Drehbuch einen durchaus vergnüglichen Film zu machen, das zeichnet einen guten Regisseur aus. Barry Sonnenfeld gelang dieses relative Kunststück nun bei ‚Die Chaoscamper‘. Trotz Überraschungsarmut und arg sülzigem Finale schneidet diese Wohnmobil-Odyssee in der langen Liste aller Comedy-Roadmovies also überdurchschnittlich gut ab.“ (Cinema) H, HB, HH, HL. KI

Chokher Bali (Sand in the Eye) Indien 2003, R: Rituparno Ghosh, D: Aishwarya Rai / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Bengalen 1902: Die angesehenen Brüder Mahendra und Behari können sich vor Heiratsanträgen kaum retten. Auch die schöne und gebildete Binodini versucht ihr Glück - vergebens. Als die Mutter der beiden Brüder eines Tages bei einem Ausflug in ihr Heimatdorf zurückkehrt, trifft sie auf die mittlerweile verarmte Binodini und die zwei freunden sich an. Regisseur Ghosh lässt in seiner Verfilmung des legendären Romans von Tagore das alte Kalkutta des frühen 20. Jahrhunderts in opulenten Bildern wieder aufleben. Die Figur der emanzipierten Binodini ist vergleichbar mit der in Henry James‘ ‚Portrait of a Lady‘ und zeigt eine Frau, die ihrer Zeit voraus ist und droht, daran zu scheitern. Mit visueller Anmut und emotionaler Intensität entfaltet sich das Schicksal einer jungen Frau zwischen Selbstbestimmung und Vereinsamung - beeindruckend dargestellt von Aishwarya Rai, der ‚Queen of Bollywood‘.“ (Kommunalkino Bremen) HB

Congo River - Au-delà des ténèbres Belgien/Frankreich 2005, R: Thierry Michel / Originalfassung mit Untertiteln

„Die heutige Demokratische Republik Kongo war früher belgische Kolonie. Doch nicht nur deswegen fühlt sich der belgische Filmregisseur Thierry Michel der Region verbunden. Seine Mobutu-Abrechnung ‚Mobutu, roi de Zaire‘ (2000) hat im Kongo Nationalgeschichte mitgeschrieben. ‚Congo River‘ ist nicht so offensichtlich politisch, doch nicht minder ambitioniert. Denn die atemberaubende Filmreise will den Mythos vom Herz der Finsternis ebenso zeigen wie dekonstruieren. Die – im Kommentar leider zu aufdringlich geratene – Narration folgt den Spuren der Kolonialisten vom Flusslauf hinauf zu den Quellen: Wir treffen Pfarrer und Mai-Rebellen, ihre vergewaltigten Opfer und die, die ihnen helfen. Thierry Michel stellt Krieg und Elend nicht aus, im Gegenteil: Er versucht, einer möglichen Zukunft eine Stimme zu geben, die auch ästhetisch trägt. Auch deswegen ist ‚Congo River‘ opulent mit High-Definition-Kamera und großem Team gedreht.“ (Tagesspiegel) HH

Crystal Voyager USA 1974, R: George Greenough / Originalfassung ohne Untertitel

Einer der coolsten Film der 70er! Zur Musik von Pink Floyds „Echoes“ ging die Kamera Wellenreiten, und hier sah man zum ersten Mal die Surferbilder von sich brechenden Wellen, in die wir durch ein Froschaugenobjektiv ganz nah mit ein und wieder auftauchen konnten. Heute ist es ein Klischee der Werbespots, damals war es eine rauschhafte Vision. (hip) HH

D

The Da Vinci Code – Sakrileg USA 2006, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Ian McKellen

„Dass es in ‚Sakrileg‘ um Dinge geht, die die Grundfeste des Christentums erschüttern könnten, ist stark übertrieben. Die Kritik an der männerbestimmten christlichen Kirche, die das Weibliche unterdrückt, ist nicht nur vergleichsweise alt, sondern auch so oberflächlich gehalten, dass sich niemand beleidigt fühlen muss, der es nicht darauf anlegt. Ron Howards Filmversion ist darin vollkommen werktreu: Es wird bedeutungsvoll geraunt, aber wenig offensiv präsentiert. Browns kunstlose Schreibe reiht endlos Sätze in direkter Rede aneinander. Drehbuchautorin Akiva Goldsman hat von diesen Dialogen erstaunlich viel übernommen und ‚Sakrileg‘ damit zu einem ungeheuer geschwätzigen Film gemacht, der unfreiwilliger Weise die großen Schwächen der Vorlage mehr betont als verdeckt.“ (epd-film) H, HB, HH, Hl, Ol

E

Elementarteilchen Deutschland 2005, R: Oskar Roehler D: Moritz Bleibtreu, Christian Ulmen

“Verfilmung von Michel Houellebecqs Skandalroman um zwei ungleiche Brüder, die aus ihrer Liebesunfähigkeit radikal unterschiedliche Konsequenzen ziehen. Michel widmet sich als Molekularbiologe der Erforschung der menschlichen Reproduktion ohne Sexualität, während der Lehrer Bruno verzweifelt der ultimativen sexuellen Befriedigung nachjagt. Oskar Roehler hat aus der pessimistischen Bestandsaufnahme einer Spezies am Rande der Selbstzerstörung einen anrührenden, menschlichen und vitalen Film mit großem Staraufgebot gemacht.“ (tip) HB, OL

Esmas Geheimnis – Grbavica Österreich/Deutschland 2006, R: Jasmila Zbanic, D: Mirjana Karanovic, Luna Mijovic

„Mit ihrem Debüt ist der bosnischen Filmemacherin Jasmila Zbanic ein eindrückliches politisches Melodram gelungen, das den Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele 2006 gewann. Mit den Mitteln eines psychologischen Familiendramas erzählt „Esmas Geheimnis“ von einer verdrängten Wirklichkeit. Esma lebt mit ihrer zwölfjährigen Tochter Sara allein und verheimlicht, dass ihr Kind bei einer der Vergewaltigungen gezeugt wurde, die sie als Gefangene in einem serbischen Konzentrationslager erlebte. Der Konflikt spitzt sich zu, als Sara auf Klassenfahrt gehen will und für eine Ermäßigung eine Bestätigung über den Märtyrer-Tod ihres vermeintlichen Heldenvaters braucht.“ (tip)H, HB, HH

F

The Fast and the Furious: Tokyo Drift USA 2006, R: Justin Lin, D: Lucas Black, Lil‘ Bow Wow

„Weil er bei illegalen Autorennen in Kalifornien mitmischt, wird Hitzkopf Sean zu seinem Vater nach Japan geschickt. Doch auch dort lässt er den Fuß nicht vom Gaspedal und legt sich mit dem König der Drift-Szene von Tokio an. Und der steht mit der gefürchteten Yakuza in Verbindung. Nicht von ungefähr nennt man das Genre in den USA auch ‚Car Porn‘ (Auto-Porno). So gesehen ist der Film mit seinen getunten Sushi-Bombern, halsbrecherischen Drifts und hohem Testosteron-Anteil flotter Turbosex für echte Kerle. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, Hl, KI OL

Französisch für Anfänger Deutschland/Frankreich 2006 , R: Christian Ditter, D: François Göske, Paula Schramm

„Im Normalfall muss man selbst ein Teenager sein, um Teenie-Komödien zu mögen. Diese deutsch-französische Co-Produktion funktioniert jedoch altersunabhängig, weil sie mehr als nur plumpe Klischees zu bieten hat. Mit ausgelassener Klassenreise-Stimmung und Hang zu kulturellen Missverständnissen trifft sie meist den richtigen, amüsanten Ton. Vor allem Hauptdarsteller François Göske erweist sich als komisches Talent, wenn er unbeholfen Französisch radebrecht oder glaubt, seine Gastfamilie wünsche, dass er sein Frühstücksmüsli mit Rotwein zu sich nimmt.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, Ol

G

Garfield 2 - Faulheit verpflichtet USA 2006, R: Tim Hill, D: Breckin Meyer, Jennifer Love Hewitt

„In London wird Kater Garfield mit einer ‚Aristocat‘ verwechselt und macht sich in deren Schloss breit. Damit ruft er jedoch einen fiesen Lord auf den Plan, der es auf das Familienerbe abgesehen hat und das Fellknäuel aus dem Weg schaffen will. ‚Dieser Film ist so schlecht, dass nicht mal die Tierschützer von PETA etwas dagegen hätten, wenn man Garfield ein Loch in den Pelz brennen würde‘, schrieb die US-Presse. Gemein, aber treffend. Denn 80 Minuten Katzenjammer belegen, dass die Hollywood- Studios nicht unbedingt aus ihren Fehlern lernen: Schon Teil 1 war so erbaulich wie eine Katzenhaar-Allergie. Zum Fell-Raufen miese CGI-Effekte und hilflos grimassierende Schauspieler machen das heillose Debakel, bei dem sogar Kids die Krallen ausfahren dürften, perfekt.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, Hl, KI, OL

Geheime Staatsaffären Frankreich/ Deutschland 2006, R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, François Berléand

„Eine Untersuchungsrichterin bringt mit dem Instinkt einer Jägerin und geradezu stählernem Charme in genüsslich zelebrierten Verhörsitzungen korrupte Top-Manager erst aus der Fassung und anschließend zur Strecke. Sarkastisch deckt sie den Amtsmissbrauch der Drahtzieher eines Großkonzerns auf, nicht ohne die Männer im grauen Flanell auf der anderen Seite ihres Schreibtisches noch ein wenig zu quälen. ‚Geheime Staatsaffären‘ ist eine Komödie der Macht: inszeniert (und orchestriert) mit typisch Chabrol’schem Witz, jener eigensinnigen Mischung aus Subtilität und Albernheit.“ (tip)H, HB, HH, KI

Gernstls Reisen – Auf der Suche nach dem Glück Deutschland 2005, R: Franz Xaver Gernstl

“‚Gernstls Reisen‘ ist eine Zusammenstellung der skurrilen, über einen Zeitraum von 20 Jahren für das Fernsehen unternommenen Streifzüge des bayerischen Dokumentarfilmers Franz Xaver Gernstl in deutschsprachigen Gefilden. Ausgestattet mit VW-Bus, zwei Freunden und einer schönen unaufgeregten Neugier, erforscht Grimme-Preisträger Gernstl Land und bemerkenswerte Leute – vom ostdeutschen Schrebergärtner, der sich einen Kletterberg zwischen die Gemüsebeete gebaut hat, bis zum Theologen, der sich der Schafzucht und Käseherstellung verschrieben hat und dabei auf ,gute Gedanken‘ kommt. Ein spontan eingefangenes, so unterhaltsames wie lebensnahes Roadmovie, das von dem Geheimnis zufriedener Menschen handelt.“ (Der Spiegel) HH

Ghetto Deutschland/Litauen 2005, R: Audrius Juzenas, D: Heino Ferch, Erika Marozsán, Sebastian Hülk

“Vilna 1941: Der junge deutsche Kommandant des Ghettos Kittel ist so von der schönen, jüdischen Sängerin Haya beeindruckt, dass er sie singen lässt, statt sie zu töten. Wegen ihr befiehlt er auch, das alte Theater wieder zu bespielen. Der junge, litauische Regisseur Audrius Juzenas legt bei seiner berührenden Adaption des auf Tatsachen basierenden, gleichnamigen Theaterstücks von Joshua Sobol über den Überlebenskampf der litauischen Juden viel Wert auf Authentizität. So drehte er die internationale Koproduktion an Originalschauplätzen.“ (Blickpunkt:Film) HB

The Giant Buddhas Schweiz 2005, R: Christian Frei

„Auf dem Weg, eine Geschichte über die von den Taliban gesprengten Buddha-Figuren in Afghanistan zu machen, verliert sich Frei (bewusst!) in vielen anderen Geschichten. Da ist die seit Generationen in ihrer Felshöhle lebende Familie, die nicht mehr dorthin zurück darf, weil die Felsen nun zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Da ist der Archäologe, der in der Wüste unbeirrt nach einer weiteren Buddha-Figur gräbt und da ist die afghanisch-stämmige Freundin aus Übersee, die sich ihr Leben lang vergebens danach sehnte, die nun gesprengten Buddhas einmal zu erleben. Der Film zeigt ihre unterschiedlichsten Vorstellungen vom Seienden und der Kultur. Und manchmal scheint er sich wirklich zu verlieren, würde Frei nicht fragen: „‘Wie sagte Buddha? Nichts bleibt, alles ändert.‘“ (Leipzig-Almanach) HH

H

Der Hals der Giraffe - Le cou de la girafe Frankreich, Belgien 2004; 84 Minuten, R: Safy Nebbou, D: Sandrine Bonnaire, Louisa Pili / Originalgfassung mit Untertiteln

„Ein Mädchen entführt seinen Opa, um die Großmutter zu finden, die es niemals kennengelernt hat. ‚Der Hals der Giraffe‘ erzählt mit viel Warmherzigkeit von erwachsenen Lebenslügen und dem kindlichen Mut, sie zu brechen.“ (critic.de) H

Hard Candy USA 2005, R: David Slade, D: Patrick Wilson, Ellen Page

„Vom Chatroom ins Café ins Apartment lief es wie am Schnürchen; doch dann muss Fotograf Jeff feststellen, dass die 14-jährige Hayley keineswegs so frühreif und willig ist, wie erhofft. Stattdessen droht ihm plötzlich die Kastration. Als Zuschauer dieser kammerspielhaften Beunruhigung bleibt einem nur die Wahl zwischen Regen und Traufe: Pädophiler oder selbst ernannte Rächerin – weder das eine noch das andere Identifikationsangebot ist verlockend. ‚Hard Candy‘ ist ein Experiment, das einen zwingt, die eigene Haltung zu Gewaltanwendung und Rachsucht zu reflektieren. Nicht jedermanns Sache. (tip) H, KI

Das Haus am See USA 2006 , R: Alejandro Agresti, D: Keanu Reeves, Sandra Bullock

„Die junge Ärztin Kate lernt via magischer Briefpost den Architekten Alex kennen und lieben, als dieser in das gleiche Haus am See nördlich von Chicago zieht, das sie jüngst verlassen hat. Allerdings trennt die beiden die Kleinigkeit von zwei Jahren: Während sie sich in der Gegenwart gelangweilt durchs Leben treiben lässt, zermartert sich Alex im Jahr 2004 den Kopf, auf welchem Weg er sich der vertrauten Unbekannten trotz der Zeitdifferenz nähern kann. Melancholisch gefärbter Liebesfilm, über dessen logische Brüche man tunlichst nicht nachdenken sollte, wobei gerade die Unmöglichkeit ihrer Beziehung durchaus in Bann ziehen kann.“ (Rheinischer Merkur) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Hui Buh, das Schlossgespenst Deutschland 2006, R: Sebastian Niemann, D: Michael „Bully“ Herbig, Christoph Maria Herbst

„‚Hui Buh – Das Schlossgespenst‘ durchdringt im Nu dicke Burgmauern, rennt aber gegen Wände, sobald es Angst und Schrekken verbreiten will. Unter Sebastian Niemanns Regie leiht Michael ‚Bully‘ Herbig dem computeranimierten Quälgeist ohne Fortune, der in den siebziger Jahren durch Hörspiele populär wurde, Gesicht und Stimme. Die hysterischen Grimassen und die nervöse Zappelei der Figur erwecken den Eindruck, als müsse das Gespenst beruhigt werden. Allein der große Hans Clarin, der kurz nach den Dreharbeiten starb, schreitet als Kastellan und guter Geist würdevoll durchs phantasierarme Spektakel.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Hwal – Der Bogen Südkorea 2005, R: Ki-duk Kim, D: Han Yeo-reum, Jeon Sung-hwan

„‘Hwal – Der Bogen‘ dient im Film des südkoreanischen Regisseurs Kim Ki-duk (‘Bin-jip‘) vor allem dazu, Amors Pfeile zu verschießen – auf erotische Rivalen. Ein 60-jähriger Fischer verteidigt die Unschuld einer 16-Jährigen, die er auf seinem Kutter großgezogen hat, mit Pfeil und Bogen gegen Jungspunde. Da er die hübsche Frau selbst deflorieren möchte, zeigt er ihr auch die sanfte Saite – und fiedelt sich in ihr Herz. Kim inszeniert ein berührendes Kammerspiel auf offenem Meer, das zwar bisweilen Kurs auf eine Altherrenphantasie zu nehmen droht, aber in einer der großartigsten Entjungferungsszenen der Filmgeschichte kulminiert.“ (Der Spiegel) HH

I

Ice Age 2 – Jetzt taut‘s USA 2006, R: Carlos Saldanha

„Die Komödie zur Klimakatastrophe: Am Ende der Eiszeit müssen sich die Urzeitviecher vor einer Flutwelle in Sicherheit bringen. Auf der Flucht begegnen Mammut Manny, Säbelzahntiger Diego und Faultier Sid, die Helden des ersten ‚Ice Age‘-Spektakels, allerlei Getier, darunter zwei hyperaktiven Opossums sowie ein hübsches Mammut-Weibchen. Im US-Original beeindruckt das Trickfilmabenteuer von Regisseur Carlos Saldanha durch rasanten Wortwitz und absurden Humor. Entsprechend wurden die deutschen Synchronstimmen ausgewählt: Das Faultier spricht Otto Waalkes.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI

Ich und Du und Alle, die wir kennen USA/Großbritannien2005, R: Miranda July, D: John Hawkes, Miranda July/ Originalfassung mit Untertiteln

“Eine impulsive Künstlerin, die sich ihr Geld mit Gelegenheitsjobs verdient, verliebt sich in einen frisch geschiedenen Schuhverkäufer, was sie mit neuen Erfahrungen, Kindern und Heranwachsenden konfrontiert. Ein interessanter multiperspektivisch angelegter Blick auf die Glanzlosigkeit des Alltagslebens mit seinen kleinen und großen Überraschungen. Überzeugende Darsteller und eine intelligente Inszenierung sichern den unspektakulären Geschichten ihren Reiz.“ (filmdienst) HH

Indian Love Story (Kal Ho Naa Ho) Indien 2003, R: Nikhil Advani, D: Sahah Rukh Khan, Preity Zinda / Originalfassung mit Untertiteln

„,Indian Love Story‘ könnten alljährlich wohl ein paar hundert Bollywood-Rührstücke aus der indischen Schnulzenmetropole Mumbai heißen. Der melodramatische Glamour-Knüller ist die erste indische Großproduktion (mit der obligaten Drei-Stunden-Dauer), die mit allen Shownummern komplett in New York gedreht wurde – nicht um den Weltmarkt zu erobern, sondern damit das Publikum zu Hause nicht in Hollywood-Filme laufen muss, um Amerika kennen zu lernen. Hier begegnet es – im Umkreis einer indischen Großfamilie, die ein Imbisslokal in Brooklyn betreibt – einem New York, das eigentlich nur von Indern bevölkert wird, von Indern allerdings, die sich bei jeder Gelegenheit zu frenetischen Tanz und Gesangsnummern zusammenrotten – mit einem Superkitsch-Potenzial, das auch eiskalte Kostverächter zum Schmelzen bringt.“ (Der Spiegel) HB

K

Kinky Boots - Man(n) trägt Stiefel Großbritannien/USA 2005, R: Julian Jarrold, D: Joel Edgerton, Chiwetel Ejiofor / Originalfassung mit Untertiteln

„Angekündigt als eine Mischung aus ‚Ganz oder gar nicht‘ und ‚Priscilla - Königin der Wüste‘, hält die Komödie von den Machern der ‚Calender Girls‘, was sie verspricht. Inspiriert von einer wahren Geschichte, folgt der Film den Wegen des jungen Schuhfabrikanten Charlie. Der möchte seinen kurz vor dem Bankrott stehenden Familienbetrieb durch eine bahnbrechende Marketing-Idee retten: High Heels und Stiefel ab Schuhgröße 43 - designed für Drag Queens. Bis die Fabrikarbeiter in dem kleinen nordenglischen Southampton von der Idee überzeugt werden können und die ersten Rückschläge überstanden sind, müssen Charlie und die Queen Lola einiges an Überzeugungsarbeit leisten.“ (Metropolis) HH

Klimt Deutschland/Österreich 2006, R: Raoul Ruiz, D: John Malkovich, Veronica Ferres

“Moment, das soll der Jugendstilmaler Gustav Klimt sein? Dieser selbstgefällige, unsympathische Fatzke, der noch als Mittvierziger unter Mamas Fuchtel steht und von einem lustlosen John Malkovich mit affektiert geschürzten Lippen gespielt wird? Okay, es ist das gute Recht des Regisseurs, seine subjektive Sicht auf den berühmten Wiener Künstler (1862 - 1918) zu präsentieren. Doch tut er dies mit einer wirren Story, deren prätentiöse Dialoge über Kunst nerven und Laien geradezu ausgrenzen. Die Nacktmodelle, die dröge in den Kulissen herumstehen, machen den Film auch nicht aufregender.“ (Cinema) H, HH

L

L.A. Crash USA 2004, R: Paul Haggis, D: Don Cheadle, Sandra Bullock

Als Oscargewinner wieder im Kino: „Bittere Bestandsaufnahme eines der Selbstzerstörung ergebenen gesellschaftlichen Ist-Zustandes. 36 Stunden, in denen er ein gutes Dutzend Figuren stellvertretend durch exemplarische Situationen jagt, reichen Regisseur Paul Haggis, um einen seelenvergiftenden Mechanismus zu beschreiben, einen Teufelskreis aus oberflächlicher Wahrnehmung, rassistischen Kurzschlussurteilen und menschlichem Versagen. Dass seine Analyse nicht im Plakativen versandet, dafür sorgt die Besetzung mit durchweg glänzend agierenden Schauspielern, die ihren Charakteren eine Glaubwürdigkeit und Komplexität verleihen, die über den ideellen Auftrag der jeweiligen Figur weit hinausreicht.“ (tip) H

Lady Henderson präsentiert Großbritannien 2005, R: Stephen Frears, D: Dame Judi Dench, Bob Hoskins

„Mit einer ‚Revuedeville‘ eröffnet Vivian Van Damm 1937 das Londoner Windmill Theatre, das sich die glücklich verwitwete Mrs. Henderson als exzentrisches Hobby zugelegt hat. Die Bühne der energischen Upper-Class-Lady wird in den folgenden Jahren zur Zuflucht amüsierwilliger Londoner und der Soldaten, die sich in der Stadt aufhalten: Denn wie in Paris treten hier – Nackttänzerinnen auf! Stephen Frears‘ glänzend besetzte und glanzvoll ausgestattete Komödie bezieht ihre Attraktion aus ihren scharfzüngigen Protagonisten und dem Umstand, dass hier ein wahres Stück britischen Widerstandskampfes ans Licht gehoben wird: im ‚Moulin Rouge an der Themse‘, das im Zweiten Weltkrieg als Speerspitze gegen die Lustfeindlichkeit agitierte.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

Lawrence von Arabien Großbritannien 1962, R: David Lean, D: Peter O‘Toole, Alec Guiness

„Lawrence von Arabien, das ist ein Monumentalschinken, ein Kolonialepos, ein Filmklassiker, eine Helden, Ruhm und Gloriensaga, ein Selbsterfahrungstrip, ein Kriegsspektakel, ein multikulturelles Aufeinandertreffen, ein Wüsten-Mythos, eine Bilderorgie, ein Nahost-Drama, ein Männer-machen-Geschichte-Ding, eine gigantische Überwältigung und überhaupt eine Legende. Und es ist die Geschichte einer Männerliebe ohne Coming-out, die 1962 allerdings nur äußerst latent daherkommen durfte.“ (taz) HH

Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch

„‚Das Leben der Anderen‘ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachung leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die DDR, stattdessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt.“ (hip) H, HH, KI, OL

Lemming Frankreich 2005, R: Dominik Moll, D: Charlotte Gainsbourg, Charlotte Rampling

Die suizidäre Wühlmaus gibt diesem Psychodrama nicht nur seinen Titel, sondern sie verstopft auch zum Beginn des Films den Abfluss in dem adretten kleinen Haushalt eines scheinbar glücklichen Ehepaares. Aber wie kommt ein Nagetier, das nur in Skandinavien lebt, in eine schicke südfranzösische Wohnsiedlung? Und warum wirkt der Eindringling wie eine böse Saat in dieser Idylle, die schnell bedrohlich hässliche Blüten treibt und den Ingenieur Alain sowie seine Frau Bénédicte schließlich an den Rand eines existenzialistischen Abgrunds treibt? Gleich vom Anfang an baut Dominik Moll mit diesem irritierenden Rätsel eine eigenartige zweite Ebene in seinen Film ein, bei der sich das Irreale mit dem Alltäglichen mischt. ‚Lemming‘ bietet ein subtil, subversives Kinovergnügen – und ewig droht das Nagetier. (hip) H, HB, HH, KI, OL

Lohengrin Österreich 1990, R: Wolfgang Weber, Brian Large, D: Plácido Domingo, Robert Lloyd

„Die Handlung seiner ‚romantischen Oper‘ siedelte Wagner in der ‚ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts‘ an - eine Zeitangabe, die Regisseur Wolfgang Weber und seine Bühnenbildner Rudoder Wiener Staatsoper im Jahre 1990 offenbar sehr ernst nahmen. Wir erleben tatsächlich ein frühes, düsteres Mittelalter: gedeckte Farben, dunkle Wolken, karge Landschaften und einfache Formen beherrschen die Szene. Webers Schlichtheit ermöglicht eine klare Symbolik; seine Inszenierung macht sich nicht durch Spektakuläres wichtig, sondern unterstreicht die von der Musik vorgegebene Dramaturgie und lässt den hervorragenden Sängerdarstellern dieser denkwürdigen Aufführung unter Leitung von Claudio Abbado genügend Raum zur Entfaltung.“ (bremerfilmkunsttheater) H, HB, HH

M

Malen oder lieben Frankreich 2005, R: Jean-Marie Larrieu, Arnaud Larrieu, D: Daniel Auteuil, Amira Casar

„Eine Komödie über die Entdeckung der freien Liebe im Vorruhestand, über Großzügigkeit, Schönheit und genießerische Frivolität, kurz: die Leichtigkeit des Seins. Die filmenden Brüder Arnaud und Jean-Marie Larrieu erzählen von dem Best-Ager-Paar Madeleine und William, das mit einem blinden Dorfbürgermeister und seiner Frau die Sinnlichkeit wiederentdeckt.“

(tip) HB, HH, HL

Man muss mich nicht lieben Frankreich 2005, R: Stéphane Brizé, D: Patrick Chesnais, Anne Consigny

„Der 50-jährige Gerichtsvollzieher Jean-Claude führt ein einsames Leben. Doch dann lässt er sich dazu hinreißen, sich für einen Tangokurs anzumelden. Die lateinamerikanischen Rhythmen bringen Schwung in sein Dasein – und führen zur Bekanntschaft mit der jungen Françoise, in die sich der Einzelgänger verliebt. Auch Françoise fühlt sich zu ihm hingezogen. Die Gefühle kommen jedoch reichlich ungelegen. Denn was Jean-Claude nicht weiß, ist, dass die Schöne die Tangoschritte für ihre Hochzeit einübt. Zauberhafte, melancholische Tragikomödie über eine zarte Amour fou.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL

N

Niagara USA 1953, R: Henry Hathaway, D: Marilyn Monroe, Joseph Cotton / Originalfassung mit Untertiteln

„20th Century-Fox schert sich offenbar nicht darum, dass es nur sieben Weltwunder gibt, denn sie hat zwei weitere entdeckt und stellt diese in dem Film „Niagara“ vor. Die Aussicht ist in beiden Fällen atemberaubend. Und wenn einer bemängeln wollte, dass das Melodram, in das die Wasserfälle und Misses Monroe verstrickt werden, doch wohl nicht gerade von der spektakulärsten Sorte ist, so hätte er da völlig recht.“ (New York Times, 1953) HH

O

Offside Iran 2006, R: Jafar Panahi, D: Safar Samandar, Shayesleh Irani

„Halbdokumentarisch am Rand eines Länderspiels der iranischen Nationalmannschaft in Teheran gedreht, erzählt ‚Offside‘ mit bitterem Humor von einer kleinen Gruppe von Frauen, die bei ihren Versuchen, sich unerkannt unter die Männer zu mischen und so ins Stadion zu gelangen, erwischt wird. Die weiblichen Fans werden hinter einer Absperrung festgehalten, bewacht von jungen Soldaten, die selbst lieber dem Spiel zusehen würden. Die besonderen Abseitsregeln werden zu einer Metapher für die politische Situation im Iran, in dem eine vielfältige Zivilgesellschaft von den islamistischen Machthabern ins Abseits gestellt wurde.“ (tip) HH

Das Omen – 666 USA 2006, R: John H. Moore, D: Liev Schreiber, Julia Stiles

„30 Jahre nach Richard Donners Grusel-Klassiker ‚The Omen‘ wagt sich der irische Actionregisseur John Moore an ein – beinahe gelungenes – Remake. Dabei versucht seine Version, die zum Teil wörtlich auf dem Originaldrehbuch von David Seltzer basiert, eine sanfte Verankerung des Stoffs in unsrer (apokalyptischen?) Gegenwart. Wie schon bei Donner beginnt das Unheil damit, dass das Diplomatenpaar Robert und Katharine Thorn nach einer Fehlgeburt ein elternloses Baby zu sich nimmt, das in der selben Nacht wie ihr tot geborener Sohn zur Welt kam. Doch der kleine Damien erweist sich je länger, desto grausamer als veritabler Satansbraten.“(Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, HL, KI

Open Water 2 Deutschland 2006, R: Hans Horn, D: Susan May Pratt, Eric Dane

„‚Open Water 2‘ zeigt anschaulich, dass bei einem Segeltörn der Verstand bisweilen als Erstes über Bord geht. Ein paar Freunde feiern feuchtfröhlich auf einer Yacht, springen ins Meer und stellen verblüfft fest, dass sie vergessen hatten, die Leiter auszuwerfen. Feucht ist es jetzt immer noch, aber nicht mehr fröhlich. Aus den verzweifelten Versuchen der Helden, das Boot wieder zu erklimmen, macht der deutsche Werbefilmer Hans Horn in seinem Kinodebüt eine existentielle Denksportaufgabe. Irgendwann möchte der Zuschauer den Figuren die Lösung zuwerfen wie einen Rettungsring, doch stattdessen stellen sie weiterhin fest, dass Wasser keine Balken hat. Zum Glück hat‘s auch keine Zähne, denn dieser Film segelt unter falscher Flagge und hat mit dem Hai-Spektakel ‚Open Water‘ nichts zu tun.“ (Der Spiegel) HH

P

Peter Zadek inszeniert Peer Gynt Deutschland 2005, R: Alexander Nanau

„Zadeks Inszenierung von Henrik Ibsens ‚Peer Gynt‘ mit Uwe Bohm in der Titelrolle erlebte ihre Premiere im April 2004 am Berliner Ensemble. Alexander Nanau, der als Regieassistent Erfahrungen mit Zadek sammeln konnte, durfte bei den Theaterproben filmen. Herausgekommen ist die Dokumentation eines schwierigen Prozesses. Die Hauptfigur des Stücks, ein neuzeitlicher Faust, stellt die Frage nach dem Wesen des ‚Ich‘ - und diese Frage richtet sich, über die Arbeit am Text, schließlich auch an die Schauspieler und den Regisseur.“ (tip) HH

Phat Girlz USA 2006, R: Nnegest Likké, D: Mo‘Nique, Jimmy Jean-Louis

„Lahmer Slapstick mit US-Komödiantin Mo‘Nique: Beim Kampf gegen die Pfunde trifft eine propere Modedesignerin endlich jemanden, der sie liebt, wie sie ist.“ (Cinema) HH

Pirates of the Caribbean: Fluch der Karibik 2 USA 2006, R: Gore Verbinski, D: Johnny Depp, Keira Knightley

Ob dies nun tatsächlich „ein Schiffsuntergang von einem Film“ ist, wie der Kollege Tobias Rapp höchst originell schrieb, interessiert eigentlich wenig. Auch der Vorgänger war mit seinen endlosen Schwertkämpfen und Enterangriffen alles andere als gelungen, aber Johnny Depp riss alles heraus, und das tut er diesmal wohl auch wieder. Seine Idee, den Piratenkapitän Jack Sparrow mit den Macken, Manien und Manierismen von Keith Richards zu schmücken, bleibt eine der originellsten und witzigsten schauspielerischen Inspirationen der letzten Jahre. (hip) BHV, DEL, H, HB, HH, Hl, KI, OL

Poseidon USA 2006, R: Wolfgang Petersen, D: Josh Lucas, Kurt Russell

„Wolfgang Petersen setzt Monsterwellen-Fetischismus und Desinteresse an halbwegs fesselndem Personal nach ‚Der perfekte Sturm‘ mit einem Remake von ‚Die Höllenfahrt der Poseidon‘ fort, das nun wahrlich keiner herbeisehnte. Wenn die Figuren in der zweiten Hälfte meist schweigen, stapeln sich Action-Sequenzen recht ansehnlich, doch letztlich bleibt ‚Poseidon‘ eine dieser rein wirtschaftlichen Interessen geschuldeten Protz-Produktionen, bei denen man nach 120 Sekunden im Detail weiß, wie das alles 120 Minuten später endet: als kreativer Schiffbruch.“(tip) DEL, H, HB, HH, Hl, KI, OL

R

Rachida Algerien/Frankreich 2002, R: Yamina Bachir Chouikh, D: Ibtissem Djouadi, Bahia Rachedi / Originalfassung mit Untertiteln

„Eine junge Lehrerin wird Opfer eines Terroranschlags in Algier. Um den Terror zu entgehen, zieht sie mit ihrer Mutter aufs Land, doch dessen Idylle ist trügerisch. Auch hier werden Frauen entführt, vergewaltigt, ermordet oder von der eigenen Familie verstoßen. Ein einfacher und bewegender Film über Frauen in einer islamisch geprägten Gesellschaft. In ruhigen Bildern handelt die Autorin vom Eindringen des Terrors in den Alltag. Die Beiläufigkeit, mit der dies erzählt wird, die Atmosphäre des Dorfes und das zurückgenommene Spiel der Hauptdarsteller machen betroffen.“ (filmdienst) HH

S

Das Schloss im Himmel Japan 1986, R: Hayao Miyazaki

„Weil der japanische Kinomärchen-Erzähler Hayao Miyazaki, 65 (‚Chihiros Reise‘), Computer gering schätzt und seine phantastischen Szenerien noch immer in Handarbeit zeichnet, wird er nur alle paar Jahre mit einem neuen Werk fertig. Doch um seinen Fans die Wartezeit zu verkürzen, kommt nun das 20 Jahre alte Schloss-Märchen aus seinem Zauberladen in die deutschen Kinos. Die Abenteuerfabel um die kindliche Heldin Sheeta mag schlichter sein als die Storys manch späterer Filme des Meisters, doch seine visuelle Fabulierlust entfaltet sich in ihrer ganzen Virtuosität: Biedermeierliche Kulissen, bizarre Luftschiffe wie aus einem Jules-Verne-Roman und graziöse Roboter kommen in einem unverwechselbaren Universum zusammen, das irgendwo über allen Wolken dahinsegelt – doch Vorsicht: Die irdischen Kategorien von Gut und Böse gelten dort nur bedingt.“ (Der Spiegel) H

The Sentinel USA 2006, R: Clark Johnson, D: Michael Douglas, Kiefer Sutherland

„Ein lang gedienter Agent des Secret Service gerät in Verdacht, an einem geplanten Attentat auf den amerikanischen Präsidenten beteiligt zu sein. Sein ehemaliger Freund, ebenfalls ein Geheimagent, erweist sich als seine größte Gefahr. Solide konstruierter Thriller, der durch stärker vertiefte Psychologie der Charaktere viel hätte gewinnen können, aber auch so ein bezeichnendes Exempel für den neuen Hollywood-Trend ist, sich Anregungen bei Fernsehserien vom Schlage ‚24‘ zu holen.“ (filmdienst) HB, HH

T

Themroc Frankreich 1972, R: Claude Faraldo, D: Michel Piccoli, Beatrice Romand

„Ich habe schon lange keinen derart radikalen, im positiven Sinne geschmacklosen, befreienden, bis ins kleinste Detail witzigen und satirischen Film gesehen wie diesen. Wo Claude Chabrol behutsam und äußerst subtil mit dem Skalpell die dünne Haut der Zivilisation abtrennt, um den wilden Menschen darunter freizulegen, da bricht hier die kannibalische, getretene Kreatur vulkanartig und brutal durch die gelackte Oberfläche und zerfetzt zumindest für zwei Kinostunden den schlimmen Gang der Dinge. Anarchie sei der Terror der Starken und die Hoffnung der Schwachen, hat James Reston mal geschrieben. Die Farbe von ‚Themroc‘ ist vom Schimmer dieser Hoffnung.“ (Wolfgang Limmer) HH

Tod in Venedig Italien 1970, R: Luchino Visconti, D: Dirk Bogarde, Silvana Mangano

“Zur Erholung nach Venedig gekommener deutscher Künstler verfällt in platonische Liebe zu einem schönen polnischen Jüngling und erleidet in einer choleraverseuchten Stadt einen moralischen und psychischen Zusammenbruch. Eine in der Beschwörung der Atmosphäre großartige Verfilmung von Thomas Manns 1912 erschienener Novelle.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

U

Unbekannter Anrufer USA 2006, R: Simon West, D: Camilla Bell, Tommy Flanagan

„In der Einsamkeit eines versteckt am See gelegenen Luxusanwesens wird ein Babysitter, der zwei schlafende kranke Kinder betreuen soll, von einem psychopathischen Anrufer terrorisiert, der in dem großen Haus ein tödliches Katz- und Maus-Spiel arrangiert. Der mühsam auf Spielfilmlänge ausgedehnte Prolog des Horrorfilm-Klassikers ‚Das Grauen kommt um 10‘ (1978) verschenkt seine düstere Atmosphäre allzu schnell an etliche Längen und uninspiriert eingeflochtene Horror-Stereotype.“ (filmdienst) H, HB, Ol

Unter den Brücken Deutschland 1944, R: Helmut Käutner, D: Gustav Knuth, Hildegard Knef

„Zwei junge Binnenschiffer nehmen eine von der Liebe und vom Leben enttäuschte junge Frau an Bord ihres Schleppers und überreden sie, mit auf große Fahrt zu gehen. Beide verlieben sich in ihren reizvollen Passagier, aber ihre Freundschaft hält der Belastungsprobe stand und nachdem die Wahl gefallen ist, setzen die drei einmütig ihre Reise fort. Eine kleine alltägliche Geschichte mit Poesie, Realismus, viel Atmosphäre und einem Schuss Humor, unprätentiös und präzise inszeniert. In den letzten Tagen des ‚Dritten Reichs‘ unter primitiven Bedingungen entstanden, die sensible Kamera macht aus der Not eine Tugend und lässt die karge Landschaft eine tragende Rolle spielen.“ ( Lexikon des internationalen Films) HH

Urmel aus dem Eis Deutschland 2006, R: Holger Tappe, Reinhard Klooss

„‘Urmel aus dem Eis‘ ist ein aufgewecktes Dinosaurier-Baby, das auf einer Südseeinsel mit seinen tierischen Freunden und einem verschrobenen Sprachprofessor das Leben genießt, bis plötzlich ein Großwildjäger ins Paradies einfällt. Die temporeiche und gradlinige Leinwand-Adaption des Kinderbuch-Klassikers von Max Kruse erweckt die liebenswerten Charaktere der Vorlage, die 1969 durch einen TV-Vierteiler der Augsburger Puppenkiste legendär wurden, zu neuem digitalem Leben. Die Regisseure Holger Tappe und Reinhard Klooss verwandeln den Stoff in zeitgenössische kindgerechte Unterhaltung und verbreiten ungetrübt gute Laune.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, Hl, KI, OL

V

Volver – Zurückkehren Spanien 2006, R: Pedro Almodóvar, D: Penélope Cruz, Carmen Maura

„Es sind keine schrillen Weiber am Rand des Nervenzusammenbruchs, die Pedro Almodóvar hier inszeniert, sondern Frauen, die mitten im Leben stehen, lebende und höchst lebendige Tote . ‚Surrealistischen Naturalismus‘ nennt der Spanier sein Stilprinzip, das ihm erlaubt, mühelos zwischen der Welt der Lebenden und derjenigen der Toten zu wechseln und sein großartiges Frauenensemble durch eine Geschichte zu dirigieren, in der sich Witz und unvermittelter Ernst, Komik und plötzliche Beklemmung auf bezaubernde Weise die Hand reichen. Das kulminiert in den Szenen, in denen die tote Mutter (Carmen Maura) den Schwestern Sole (Lola Dueñas) und Raimunda erscheint, letztere verkörpert von einer hinreißend schönen Penélope Cruz, der der Regisseur auf erotische Weise huldigt.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, Hl, KI, OL

W

Wal-Mart: The High Cost of Low Price USA 2005, R: Robert Greenwald

„Der US-amerikanische Wal-Mart Konzern ist der größte Retailer der Welt. Die bisher vor allem auf dem amerikanischen Kontinent verbreitete Ladenkette mit dem Slogan ‚Always Low Prices. Always.‘ ist umstritten: der Gigant mit über 5.500 Läden weltweit und einem Nettoeinkommen im zweistelligen Billionenbereich wird von Befürwortern und Kritikern kontrovers beurteilt. In seinem Wal-Mart kritisch eingestellten Dokumentarfilm hinterfragt Robert Greenwald die Strategie des Konzerns und zeigt dabei verschiedene Aspekte auf, die ihm missfallen. Themen sind unter anderem die schlechten Arbeitsbedingungen der Angestellten (Löhne, Arbeitszeiten, Krankenversicherung, Diskriminierungen, fehlende Gewerkschaft), der nachlässige Umgang mit der Umwelt, mangelnde Kundensicherheit, die Zerstörung kleinerer Läden und die gleichzeitige finanzielle Unterstützung des Unternehmens durch den Staat sowie die geizige Arroganz der extrem reichen Besitzerfamilie. (outnow.ch) H

We feed the world Österreich 2005, R: Erwin Wagenhofer

„Dokumentarfilm, der die Abgründe industrialisierter Nahrungsmittelproduktion und die Folgen ihrer weltweiten Vernetzung thematisiert. Dabei kommen Bauern, Fischer, der UN-Sonderbeauftragte für das Menschenrecht auf Nahrung und der Konzernchef von Nestlé zu Wort. Der Film will aufrütteln, indem er die sozialen, politischen und ökologischen Folgekosten der Agrarindustrie auflistet, wobei er beim Versuch, für die vielen widersprüchlichen Aspekte eine konsistente Erklärung und Lösung zu finden, allzu simplen Erklärungsmustern erliegt.“ (filmdienst) H HH, HL

What the Bleep do we (K)now? USA 2004, R: Betsy Chasse, Mark Vincente, William Arntz

“Ver....., was wissen wir eigentlich?“, könnte der sinngemäß übersetzte deutsche Titel dieses seltsamen Films sein, in dem sich 13 Wissenschaftler und ein 35 000 Jahre altes Bewusstsein vom verschwundenen Kontinent Atlantis eben diese Frage nach dem Leben, dem Universum und allem stellen. Doch die drei Filmemacher konnten sich nicht auf eine Stilform einigen, mit der sie ihre Geschichte erzählen wollten, und so inszenierte jeder von ihnen ein Drittel des Films, ohne sich weiter darum zu kümmern, ob die drei Erzählebenen irgendwie zusammenpassen. Und so fragt sich der Zuschauer leider zu oft in diesem Film „What the Bleep are they doing?“ (hip) HH, KI

Wie im Himmel Schweden 2004, R: Kay Pollack, D: Michael Nyquist, Frida Hallgren

“Ein begnadeter Dirigent kehrt in seine schwedische Heimat zurück und wird zum Leitwolf des Provinzchors. Durch Musik die Herzen der Menschen zu öffnen, ist sein oberstes Ziel. In dieser Finde-dich-selbst-Stimmung liegt auch das Erfolgsgeheimnis von ‚Wie im Himmel‘. Virtuos spielt Pollak auf der Klaviatur der Emotionen und offeriert dem Zuschauer eine gestörte Welt, die am Ende durch die Kraft der Musik geheilt wird. Wo die Grenze zum Kitsch geschnitten oder sogar überschritten wird, muss jeder Zuschauer selbst beurteilen.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, Ol

Wie in der Hölle Frankreich/Italien/Belgien/Japan 2005, R: Danis Tanovic, D: Emmanuelle Béart, Karin Viard

“Die Schicksale von vier Frauen, die zusammenhanglos nebeneinander zu stehen scheinen, offenbaren sich durch das Einwirken eines jungen Mannes als tragische Verflechtungen, in denen ein unerbittliches Schicksal wirkt. Nach Tom Tykwers ‚Heaven‘ die zweite Verfilmung eines Drehbuchs aus Krzyzstof Kieslowskis ‚Himmel-Hölle-Purgatorium‘-Trilogie. Die kunstvoll konstruierte Handlung erweist sich als spannungsarm exekutierte philosophische Reflexion, deren Szenario mit erlesenen Mitteln durchgespielt wird, der es aber deutlich an Substanz mangelt.“ (filmdienst) HB, HH

Wolf Creek Australien2005 R: Greg McLean, D: John Jarratt, Cassandra Magrath

„Drei Urlauber erhalten nach einer Autopanne in den Outbacks von Australien Hilfe von einem kauzigen Einheimischen, der sich bald schon als sadistischer Mörder erweist. Handelsüblicher Slasherfilm vor der Kulisse der australischen Landschaft, der dramaturgisch schnell ermüdet. Formal nicht ohne Reiz, weil er durchaus geschickt eine suggestive Stimmung des Unbehagens aufzubauen weiß.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI

Y

Yoga Unveiled USA 2004, Regie: Gita Desai, Mukesh Desai / Originalfassung ohne Untertitel

„Erzählt die Geschichte einer uralten spirituellen Tradition, ihrer Anfänge und einer faszinierenden Reise von Ost nach West. Neben seiner Geschichte werden auch Potential und therapeutischer Nutzen des Yogas als Kernbestandteil vieler Behandlungsprogramme in der modernen alternativen Medizin dargestellt.“ (hamburg.de) HH