TAZ SALON: HATE POETRY : Hass weggelacht
Özlem Gezer vom Spiegel sowie Yassin Musharbash und Özlem Topçu von der Zeit (v. l.) gaben beim gestrigen taz Salon ihre krassesten LeserInnenbriefe zum Besten – und gewährten Einblick in eine Welt verquerer Logik, tief sitzender Ressentiments und falscher Grammatik. Moderiert von taz-Redakteurin Doris Akrap (r.) zelebrierten sie Hass und Beschimpfungen als karnevaleskes Spektakel mit Konfetti, Getröte und Alkohol.
Im Laufe des Abends gelang es auch dem großen Publikum immer besser, die Anfeindungen wegzulachen. Deren Urheber waren je nach Thema türkische Nationalisten, Islamisten oder deutschnationale Fremden-Phobiker. Özlem Gezer wurde gerne als „Herr Gezer“ angesprochen. Ein Leser drohte: „Wir kennen Sie.“ Yassin Musharbash war Schimpfwort-Kaskaden ausgesetzt und musste sich oft für sein Y im Namen rechtfertigen. Özlem Topçu wurde geschmeichelt, sie sei ja eine sehr schöne Frau, gebe aber nichts weiter von sich als „Gewäsch“. Es sei nicht leicht, mit den Beschimpfungen fertig zu werden, sagte Musharbash. Aber statt sich einschüchtern zu lassen, geben er und seine Kolleginnen den Hass lieber der Lächerlichkeit preis. Die Hate-Poeten kommen am 2. April erneut nach Hamburg, der Ort steht aber noch nicht fest.
Im nächsten Salon (18. März, Kulturhaus 73): Friederike Gräff (taz) spricht mit Maximilian Probst über ihr Buch „Warten. Erkundungen eines ungeliebten Zustands“. FOTOS: ULRIKE SCHMIDT