DER RECHTE RAND WIE DIE RECHTE SZENE DEN „FALL EDATHY“ KOMMENTIERT
: Gestürzter Lieblingsfeind

In der rechtsextremen Szene stellte er schon immer ein Feindbild erster Güte dar: nicht deutsch genug, und „deutschtreu“ schon gar nicht. Im Internet feindete man den SPD-Politiker Sebastian Edathy offen an, sei’s wegen seiner „indisch-stämmigen“ Herkunft oder seiner angeblich „dumpfen antideutschen Parolen“. Angesichts der Affäre um den Erwerb von Bildern nackter Jungs verunglimpft die Szene den früheren SPD-Obmann im NSU-Untersuchungsausschuss nicht mehr nur als Parteikader des BRD-Systems – sondern als einen, der auch noch pädophil sei.

„Wir geben zu, dass diese Ermittlungen gegen Edathy uns erfreuen“, hieß es am 13. Februar auf der Website des niedersächsischen NPD-Landesverbandes – sei da doch eine „‚moralische Instanz’ Deutschlands“ lächerlich geworden. Zwei Tage zuvor war dort spekuliert worden, ob das „Material“ den „Halb-Ausländer“ aus Niedersachsen wohl einen Posten in der GroKo gekostet habe. Und am 17. Februar hieß es, in der „vergangenen Woche haben sich die Systempolitiker erneut von ihrer ganz besonders unappetitlichen Seite gezeigt“. Selbst die NPD lobt aber die „überraschend gute Berichterstattung der BRD-Medien“.

Die rechte Partei warnt aber gleich wieder vor einem „Mafiastaat“, in dem „das Böse politisch gut organisiert“ sei. Ihre Botschaft: Einzig die NPD schütze Kinder vor sexuellen Übergriffen, „Politiker von CSU bis SPD“ dagegen träten nicht für „härte Strafen für Kinderpornographie und Kinderschänder“ ein.

Das rechtsextreme Internetportal Altermedia präsentierte die Affäre um die problematischen Bilder am 18. Februar als „perfides Husarenstück des Terrornetzwerkes NSU“, das den „Chefaufklärer im Antiterror-Untersuchungsausschuss“ belasten solle. Entsprechend höhnisch sind die Kommentare: „Ein Herz für Inder“ heißt es da, „und Schmerz für Kinder“.

Schwerpunkt SEITE 4

ANDREAS SPEIT ■ arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland