: „Ein Fest lebt vom Wir“
EVENT Die Feste feiern, wie sie fallen, und Günter Schenck berichtet darüber
INTERVIEW GÜNTER ERMLICH
taz: Herr Schenk, Sie schreiben fast nur über Feste. Gratuliere, ein toller Job!
Günter Schenk: Ja, aber feiern ist nicht!
Wie sind Sie Festschreiber geworden?
Ich bin studierter Volkskundler. Zunächst habe ich Bücher über die Mainzer Fastnacht geschrieben, dann Städte und Regionen über ihre Feste porträtiert.
Sollen die Feste den Tourismus ankurbeln?
Die Städte wollen mit den Geschichtsfesten den Sommer beleben. Aber hinter der szenischen Nachstellung eines geschichtlichen Ereignisses steckt auch die Suche der Bevölkerung nach ihren Wurzeln.
Haben viele Feste aber nicht religiöse Wurzeln?
Die alten Feste haben ausnahmslos religiöse Wurzeln, erst im 19. Jahrhundert kamen große bürgerliche Feste hinzu wie der Karneval oder die Turnfeste.
Überlagert die Praxis von Party und Kommerz den ursprünglichen Anlass vieler Feste?
Ja, die großen, auf Massenwirkung angelegten Feste werden immer kommerzieller. Das hat mit Festkultur nichts mehr zu tun, weil es dabei nur noch um das Ich geht. Dagegen lebt ein Fest vom Wir, vom Austausch und der Kommunikation. Aber zum Glück gibt es immer mehr demokratisch organisierte Feste,die vielen kleinen Straßen- und Stadtteilfeste.
Geben Sie einen Geheimtipp für ein besonders tolles Fest preis?
Da werde ich einen Teufel tun!
■ Günter Schenk, 61, hat mehrere Bücher zu Festen veröffentlicht, u. a. „Europas schönste Feste erleben“, Reise Know-How Verlag, Bielefeld 2005, 160 S., 8,90 Euro