: Neonazi-Marsch in Prenzelberg
Zum Gedenken an Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß wollen Neonazis heute in Mitte und Prenzlauer Berg aufmarschieren. Bezirksämter und Antifas haben Protest angekündigt
Antifas müssen sich heute auf einen langen Tag gefasst machen. Unter dem Motto „Meinungsfreiheit für alle – Gesinnungsjustiz stoppen“ haben Neonazis einen Aufmarsch von 11 bis 24 Uhr angemeldet. Der Anmelder hat den Zeitraum bei der Versammlungsbehörde mit Absicht so weit gestreckt. „Damit können sie selbst bestimmen, wann sie mit ihrem Aufmarsch beginnen“, sagte ein Polizeisprecher.
Die Neonazis wollen sich um 11 Uhr auf dem Alexanderplatz treffen und von dort aus zum S-Bahnhof Bornholmer Straße ziehen. Aber auch die GegendemonstrantInnen sind gewappnet. Sie wollen bereits um 10 Uhr auf der Straße sein. Ein Berlin-Brandenburger Antifa-Bündnis ruft zu einer Kundgebung an der Memhardstraße auf. Die Bezirksämter Pankow und Mitte haben eine Kundgebung an der Prenzlauer Allee angemeldet. Weitere Antifa-Gruppen wollen die obere Schönhauser Allee als Anlaufstelle für Gegenaktionen nutzen.
Insgesamt seien bei den Neonazis 400 bis 600 TeilnehmerInnen angemeldet, sagte ein Sprecher der Versammlungsbehörde. Die linke Seite rechnet auf ihren Veranstaltungen mit insgesamt rund 1.500 TeilnehmerInnen.
Die Innenverwaltung bestreitet, dass es sich bei dem Aufmarsch um eine Ersatzveranstaltung für den verbotenen Heß-Gedenk-Aufmarsch handelt. Es gebe keine Hinweise darauf, so ein Innenverwaltungssprecher.
Auf linker Seite stößt diese Haltung auf Unverständnis. Auch wenn die Neonazis anderes behaupten – rechten Internetseiten ist zu entnehmen, dass es sich offensichtlich um eine Ersatzveranstaltung handelt, sagte ein Aktivist. Neben Berlin soll es Aufmärsche auch in Jena, Altenburg, Fulda und München geben.
Ein Sprecher der bundesweiten Kampagne „NS-Verherrlichung stoppen!“ bewertete es als Erfolg, dass es in diesem Jahr keinen zentralen Aufmarsch in Wunsiedel geben wird. Die Heß-Märsche seien wichtige Großereignisse der Neonaziszene. Die dezentralen Anmeldungen hätten diese „identitätsstiftende Funktion“ nicht. FLEE