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Archiv-Artikel

Der Klüngel-Experte

Heinrich Pachl macht sich in seinem neuen Theaterstück über Kölner Skandale her. Das hat man dort nicht so gern

Wer so ausdauernd die Kölner Verhältnisse anprangert, der muss diese sonderbare Stadt am Rhein schon ungemein lieben. Seit über einem Vierteljahrhundert spürt der Wahlkölner Heinrich Pachl nun bereits bissig und böse den Untiefen des kölschen Klüngels nach. Kein leichtes Unterfangen, schließlich lautet das Grundrezept dieser speziellen rheinischen Korruptionsvariante: „legal konstruieren“, wie der Kabarettist weiß.

Denn in der Domstadt verfährt man nicht wie die Mafia: „Hier will man an das Geld aller Leute, und dafür bricht man in der Regel keine Gesetze, sondern man lässt sie machen – in Düsseldorf.“ Zwar haut das mit der legalen Bereicherung nie hundertprozentig hin, und ab und zu werden ein paar Bestecher und Bestechliche geoutet und geopfert – aber dann läuft alles weiter wie bisher in der selbst ernannten nördlichsten Stadt Italiens.

Das einzige, was sich nach jedem Skandal verändert: Pachl hat neuen Stoff für seine ätzenden Soloprogramme – oder auch mal für ein Theaterstück. „Köln ist Kasse“ heißt sein neues. An diesem Samstag findet es seine Uraufführung im Kölner Theater im Bauturm.

Mit seiner „realsatirischen Charakterkomödie“ knüpft Pachl an jene legendäre Produktion an, die ihm Anfang der 1980er Jahre zusammen mit Richard Rogler den Deutschen Kleinkunstpreis eingebrachte: „Absa(h)nierung“. Diesmal allerdings könnte ihm das Stück anderes einbringen.

Denn der Grimmepreisträger verspricht Ross und Reiter zu nennen: „Da wird Tacheles geredet, wie man es nur kann, wenn man nichts mehr zu verlieren hat, und die Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist quasi Sachzwang.“ Ein Thema sei beispielsweise „der Oppenheim-Esch-Fonds und dessen Rezepte – Beispiel Kölner Messehallen: wie man an eine Ausschreibung ohne Ausschreibung kommt.“

Wozu solche Despektierlichkeiten führen können, haben in den vergangenen Monaten zahlreiche Zeitungen quer durch die Republik erleben müssen. Sie lernten die „neue Kölner Recht-s-Schreibung“ (Pachl) kennen: „Oppenheim und NevenDuMont wirken per Unterlassung meinungsbildend.“

Dass es ihm ebenso ergehen wird, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Ist ja nur Satire. Und die kann ja auch einfach totgeschwiegen werden. Auch das geht in Köln ganz einfach. Denn das gibt es schließlich hier auch noch: ein Zeitungsmonopol.

Pascal Beucker