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Wer kriegt die Wertheim-Millionen?

KarstadtQuelle und die Erben der jüdischen Kaufmannsfamilie Wertheim streiten um das Berliner Lenné-Dreieck

BERLIN taz ■ Der Streit zwischen dem KarstadtQuelle-Konzern und den Erben der jüdischen Kaufmannsfamilie Wertheim geht in eine neue Runde: Die Vertreter der Wertheim-Erben appellierten gestern öffentlich an die Vernunft und die Moral ihres Gegenspielers.

Seit Jahren streiten die Wertheim-Erben mit dem KarstadtQuelle-Konzern um den ehemaligen Wertheim-Grundbesitz. Gestern stellte die Jewish Claims Conference (JCC), die die Erben vertritt, öffentlich „Fragen an Karstadt“.

Roman Haller, Direktor der JCC, forderte den KarstadtQuelle-Vorsitzenden Thomas Middelhoff auf, die Gerichtsurteile zu den Besitzverhältnissen anzuerkennen. „Das wäre gut für die Erben, die Überlebenden, für Deutschland und letzten Endes auch für die Firma Karstadt“, sagte er.

Es ist eins der geschichtsträchtigen Grundstücke Berlins, um das hier gestritten wird: das Lenné-Dreieck im Bezirk Mitte. Es gehörte bis 1988 zu Ostberlin, wurde dann aber im Rahmen eines Tauschgeschäfts an den Berliner Senat übergeben. KarstadtQuelle-Vorgänger Hertie hatte das Grundstück anfang der Neunziger zum symbolischen Preis von einem Euro von der Stadt bekommen. Für etwa 145 Millionen Euro hat Karstadt es dann weiterverkauft. Das Bundesvermögensamt entschied Ende August, dass die Nachfahren der während des Nationalsozialismus enteigneten Wertheim-Familie Recht auf das Grundstück haben. Daraus ergeben sich Schadensersatzansprüche im Wert von mindestens 145 Millionen Euro. Der KarstadtQuelle-Konzern kündigte an, dagegen bis zur letzten Instanz zu klagen.

Unterstützt wurden die Erben bei ihrer Forderung gestern von dem jüdischen Publizisten Henryk M. Broder und dem ehemaligen Innenminister Gerhart Baum (FDP). „Karstadt hat das Gelände für nichts bekommen“, sagte Baum. „Ich appelliere an Karstadt, dieses Trauerspiel zu beenden.“ Es sei in diesem Fall nicht hinzunehmen, dass „hier auf Zeit“ gespielt werde, sagte Baum. „Das ist bei Wiedergutmachungsprozessen schlicht nicht moralisch.“ Auch Broder kritisierte den Karstadt-Konzern als „kleinlich“.

Eine inhaltliche Erklärung für seinen Widerstand gab der KarstadtQuelle-Konzern nicht. Er kritisierte aber, dass die JCC nun versuche, „emotionalen Druck“ auszuüben. Man strebe, meinte Sprecher Jörg Howe, „eine präzise juristische Lösung“ an. SOPHIE HAARHAUS

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