Joschka und Angela

GRÜNE Der Exaußenminister Fischer trifft den Superkapitalisten Soros. Beide loben die Kanzlerin

BERLIN taz | Als draußen dicke Limousinen vorfahren, ist drinnen im großen Saal der Heinrich-Böll-Stiftung längst kein Stuhl mehr frei. Der Vizekanzler a. D. und Großgrüne Joschka Fischer hat sich angesagt – und eine nicht minder schwergewichtige Duz-Bekanntschaft dabei: den Mäzen und Milliardeninvestor George Soros. „Joschka“ und „George“ wollen über die Ukraine diskutieren. Und weil gerade der Europawahlkampf anläuft, redet auch noch Rebecca Harms mit, die Antiatomkraftveteranin und grüne Spitzenkandidatin für die Europawahl.

Eine in vielerlei Hinsicht ungewöhnliche Runde. Eine Dreiviertelstunde debattiert man sich warm, bis der 83-Jährige New Yorker und der 65-jährige deutsche Exaußenminister zu einem erstaunlichen Konsens finden. Angela Merkel mache das gerade prima. Fischer formuliert das Kompliment natürlich staatsmännischer. Und auch ein wenig vergiftet. Er habe die EU-Politik der Kanzlerin oft scharf kritisiert, erinnert er. Er habe Merkel Mutlosigkeit vorgeworfen, eine Strategie vermisst. „Aber jetzt muss ich sagen: Sie ist auf einem anderen Weg – ich denke, auf einem sehr positiven.“ Er hoffe also, dass sich Merkels Sicht auf Europa wandeln und sie die Chancen der europäischen Einigung erkennen werde.

Das gefällt Soros, der gerade in Deutschland ein Interviewbuch über die Europäische Union veröffentlicht hat. „Ich stimme Joschka zu“, bekräftigt er. „Merkel wählt die richtigen Schritte.“

Ihr Lob bleibt vage, aber vielleicht bringen beide in diesem Moment etwas auf den Punkt, was prominente grüne Parteifreunde ohnehin ähnlich sehen. Schließlich trennten Grüne und Linkspartei in den vergangen Wochen in der Außenpolitik tiefe Gräben. Kaum erkennbar war hingegen, was ein grüner Außenminister in der Ukraine-Krise überhaupt anders machen würde als die Große Koalition.

ASTRID GEISLER