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Archiv-Artikel

A 380: Abwicklung ins Ungewisse

Sparprogramm „Power 08“ soll Verluste bei Airbus auffangen. Ab heute werden Standort-Manager und die Politik informiert. In Hamburg steht die Auslieferung des A 380 auf der Kippe – und damit die juristische Grundlage für die Werkserweiterung

von SVEN-MICHAEL VEIT

Die Ungewissheit über das Schicksal der Airbus-Standorte in Hamburg-Finkenwerder und an fünf weiteren norddeutschen Standorten hat am Wochenende angehalten. Heute und morgen will die Chefetage des Mutterkonzerns EADS die Leitungen der 17 europäischen Airbus-Werke über einzuleitende Maßnahmen informieren. Der EADS-Verwaltungsrat hatte am Freitag in Amsterdam darüber beraten, wie der zweitgrößte Flugzeugbauer der Welt aus der Krise zu führen sei, die durch technische Probleme beim Bau des Riesenjets A 380 entstanden sind.

Welche Beschlüsse hinter verschlossenen Türen gefasst wurden, soll nun den regionalen Managements mitgeteilt werden. Auch die Bundesregierung und der Hamburger Senat sollen informiert werden. Gewerkschaftskreise munkeln über ein „Power 08“ genanntes Sparprogramm, das Einsparungen von mindestens zwei Milliarden Euro vorsehe.

Nach unbestätigten Informationen sollen die Arbeitsanteile am A 380 jedoch in der Deutschland-Zentrale Hamburg erhalten bleiben. Dafür ist das Werk an der Elbe zweimal erweitert worden. Auch hier allerdings ist mit Personalabbau zu rechnen. Für Hamburg ist von etwa 300 Stellen die Rede, ob auch die Werke in Buxtehude, Stade, Bremen, Nordenham und Varel betroffen sind, ist noch unklar. In Finkenwerder arbeiten etwa 12.000 Menschen bei Airbus, weitere 10.000 in den fünf anderen Werken.

Die Probleme bei Airbus bringen auch zunehmend Zulieferer in Gefahr. Viele sind Risikopartnerschaften eingegangen und haben einen Teil der Entwicklungskosten und der Fertigung von Komponenten vorfinanziert. Sie erhielten ihr Geld nun später als geplant, da Airbus in der Regel erst beim Einbau der Komponenten zahle. Der Konzern dürfte nun weitere Zugeständnisse fordern, fürchtet der Chef eines Zulieferbetriebs.

Ausgesetzt wurde vom EADS-Verwaltungsrat die Investitionsentscheidung für den Bau des Auslieferungszentrums in Finkenwerder. Das eröffnet die Möglichkeit, die Kundenübergabe der A 380 im französischen Toulouse zu konzentrieren. Geplant war bisher, in Hamburg die Flugzeuge für Airlines aus Europa und dem Nahen Osten auszuliefern.

Dies war in zahlreichen Gerichtsverfahren als ein wesentlicher Grund für den Ausbau des Werks und die erneute Verlängerung der Start- und Landebahn akzeptiert worden. Sollte die Auslieferung entfallen, wollen Umweltschützer und Anwohner vor dem Hamburger Verwaltungsgericht einen sofortigen Baustopp beantragen. Sogar der Rückbau der bisherigen Werkserweiterungen wäre dann möglich.

„Ich befürchte Schlimmes“, gesteht der grüne Wirtschaftspolitiker Jens Kerstan. Vor wenigen Wochen erst hatte der Wirtschaftsausschuss der Hamburger Bürgerschaft den neuesten Sachstandsbericht des Senats über den Werksausbau beraten. 650 Millionen Euro hat demnach der Stadtstaat bereits in den vergangenen fünf Jahren in Finkenwerder verbuddelt. Seitdem seien die Arbeitsplätze dort um 3.800 gestiegen, bei Zulieferern in der Metropolregion um weitere 6.800. „Die A 380 hat sich am Markt durchgesetzt“, schwärmt der Senat, und „der Standort Hamburg ist im internationalen Wettbewerb strategisch hervorragend positioniert.“

In zehn Tagen soll die Drucksache mit dem Titel „Abwicklung der Maßnahme ‚Hamburg als Standort des Airbus A 380‘“ im Landesparlament debattiert werden. Im Lichte des EADS-Sparprogramms könnte der Begriff „Abwicklung“ bis dahin eine gänzlich andere Bedeutung erlangt haben.