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Archiv-Artikel

Bauen, was das Zeug hält

Kochs Lieblingsbauobjekt war stets die neue Landebahn am Frankfurter Flughafen, wo auch Bilfinger Berger tätig ist

FRANKFURT taz | Roland Koch und Bilfinger Berger: das passt. Auf der einen Seite der in seinem Ruf beschädigte Baukonzern, dessen noch bis zum März 2001 amtierendem Vorstandsvorsitzenden Herbert Bodner (62) vorgeworfen wurde, nach dem Desaster beim Kölner U-Bahn-Bau zu zögerlich gehandelt und viel zu spät die Mitverantwortung für den Pfusch am Bau übernommen zu haben. Dort der zukünftige Boss Roland Koch, dessen Credo immer noch das seiner (politischen) Vorbilder aus der Nachkriegszeit ist: Ärmel aufkrempeln, zupacken, aufbauen.

Er wolle „Spuren hinterlassen“, hatte Koch zu seinem Abschied aus der Politik Ende August angemerkt. Seine Abschiedstournee führte ihn denn auch zu den hessischen Großbaustellen: zu unvollendeten Autobahnteilstücken, zu dem für Grüne und Umweltschützer höchst überflüssigen Regionalflughafen Calden bei Kassel und – natürlich – zum Frankfurter Flughafen mit seinem Lieblingsbauprojekt Landebahn Nordwest. Für die muss sogar das Chemiewerk Ticona abgerissen und an anderer Stelle wiederaufgebaut werden. Da werden „Spuren hinterlassen – für die Ewigkeit“.

Zur Kasse gebeten wurde und wird dabei der Steuerzahler. Und Kasse macht auch Bilfinger Berger. Unter anderem die gigantische Flugzeugbrücke über die A3 und die ICE-Trasse Frankfurt–Köln gehört neben der eigentlichen Betonpiste für die Landebahn zum Auftrag. Und alles ist Kochs Werk. Gegen alle Flaggen hat er die Ausbaupläne für den Flughafen durchgesetzt und versucht, die Ausbaugegner in den von neuem Fluglärm bedrohten Kommunen in der Anflugschneise – vor allem in Hochheim und Flörsheim – mit dem Verweis auf ein striktes Nachtflugverbot zu ködern. Als das Nachtflugverbot dann vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof tatsächlich bestätigt wurde, legte die Regierung Koch beim Bundesverwaltungsgericht schnell Revision dagegen ein.

Jetzt darf Roland Koch bei Bilfinger Berger bald tatsächlich den Wirtschaftsboss geben, ganz ohne politische „Beschränktheit“. Und aufbauen, was das Zeug hält: Am Gotthardtunnel, beim Autobahn- und Gasanlagenbau in Norwegen, beim AKW-Bau in Finnland, beim Großbauprojekt Bundesautobahn 1, beim Stadtbahnbau in Edinburgh, beim Bau einer neuen JVA in Magdeburg. Sein Berater und Freund Dirk Metz ist übrigens schon Coach beim baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT