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Archiv-Artikel

Bei den Besten

BASKETBALL Zum Beispiel der TuS Lichterfelde: das Frauenteam spielt erfolgreich in der zweiten Bundesliga und zählt damit zu Berlins Basketballerinnen-Elite. Für den Sprung ganz an die Spitze fehlt es aber an Sponsorengeld

Die Elite von morgen

■ Intensive Basketball-Nachwuchsarbeit ist das Anliegen beim TuS Lichterfelde (TusLi). Mit Erfolg: in den Altersklassen U13, U15 und U17 sind die TusLi-Jugendteams in der höchsten Berliner Spielklasse (Oberliga) vertreten, in dieser Saison stehen sie dort alle an der Tabellenspitze. Die drei Teams spielen aktuell auch um die Norddeutsche Meisterschaft, die im Mai zum Teil in Lichterfelde stattfinden wird. U13 und U17 wurden jüngst Ostdeutsche Meisterinnen.

■ Die ältesten Mädchen spielen in der deutschlandweiten Jugendbundesliga WNBL. Berliner Konkurrenz kommt dort von den Albatrossen und BG 2000 aus Charlottenburg. Zu den besten Hauptstadtklubs im weiblichen Jugendbereich gehören außerdem der TSV Spandau 1860 und die Basketballgemeinschaft Zehlendorf.

VON BEN MENDELSON

Zöpfe fliegen durch die Luft, die Spielerinnen in den bunten Trikots verfolgen sich und setzen zu 3-Punkte-Würfen an. Zehn junge Basketballerinnen jagen durch die Halle. Die Geräusche ihrer Bewegungen füllen den Raum: das dumpfe Prellen, das Quietschen beim Abbremsen der Sprints und der unverwechselbare Klang, wenn der Ball durch das Netz geht.

Die Frauen, die hier gerade trainieren, gehören zu Berlins besten Basketballerinnen. Sie gehen für den TuS Lichterfelde – kurz: TusLi – in der zweiten Basketball-Bundesliga auf Punktejagd. Die aktuelle Saison haben sie auf dem achten Platz beendet. Timur Topal, einer der beiden Trainer der Frauen, ist mit seinen Spielerinnen zufrieden und bezeichnet die Spielzeit als „megaerfolgreich“. Der Zuschauerandrang blieb dennoch oft mäßig: meist kamen weniger als 80 Leute zu den Spielen.

An Talenten – die meisten der Spielerinnen sind noch unter 20 Jahre alt – mangelt es im Berliner Frauenbasketball nicht. Mit dem TuS Lichterfelde spielt bereits im dritten Jahr in Folge ein Berliner Team in der zweiten Bundesliga der Frauen. Doch für die ganz großen Sprünge wie bei den Männern im Basketball mit dem Erstligisten Alba fehlt in Lichterfelde das Geld: TusLi findet keinen Sponsor. In der Hauptstadt der Albatrosse, Eisbären und Herthaner werden die Top-Sportlerinnen oft stiefmütterlich behandelt. Ein Trainingslager im Frühjahr etwa war so bei TusLi nicht drin.

Timur Topal, neben der früheren Nationalspielerin Anne-Kathrin Dröll für die sportliche Leitung zuständig, beklagt sich auch über die mangelnde Unterstützung seitens der Verbände: „Im Frauenbereich wird immer weiter gespart, die Jugendnationalmannschaften sind unterfinanziert. Dennoch erwartet man von ihnen Erfolge“, sagt Topal.

Erfolg kostet auch Geld

Erfolge seien auch bei den Vereinen nur bis zu einem gewissen Level ohne Geld möglich – danach „müssen auch die finanziellen Strukturen und Mittel stimmen“, so Topal. Hauptamtliche Trainer müssten her, und die kosteten eben Geld. Die erschwerte Förderung der Frauen ziehe sich bis zum Deutschen Basketball-Bund (DBB) durch.

Dort sieht man die Situation gelassener. Pressesprecher Christoph Büker erklärt, die Finanzierung der weiblichen Nationalteams reiche „grundsätzlich für künftige Erfolge aus“. Viel wichtiger sei es, mehr gut funktionierende Stützpunkte für den weiblichen Basketball zu entwickeln. Auch würde man sich sicher „bei den Damenclubs ähnliche Etats wünschen wie bei den Männern“, das sei aber „komplett unrealistisch“. Wenige Zuschauer, geringes Medieninteresse – nicht gerade das, was zahlungskräftige Sponsoren anlockt. Es helfe nichts, das zu bemängeln: „Man muss in seiner jeweiligen Nische das Beste aus den vorhandenen Mitteln machen.“

Was man bei TusLi eben auch versucht. Doch mit dem Training ist Trainer Topal heute nicht zufrieden: viele Fehlpässe, technische Fehler. Er unterbricht die Übung, mahnt zu mehr Konzentration.

In der Vereinsgeschichte TuS Lichterfeldes gab es bereits viele Erfolge zu feiern: Schon 1987 gelang den Frauen mal der Sprung in die zweite Bundesliga, zwei Jahre später ging es zwischendurch sogar in die erste Liga. Obwohl es für die TusLi-Spielerinnen im Oberhaus nicht viel zu holen gab, standen sie 1992 im Halbfinale des DBB-Pokals.

Inzwischen aber gewinnen die Titel vor allem die Mädchen- und Jungenteams im Verein. Die TusLi-Nachwuchsteams holten so bis jetzt allein 28 deutsche Meistertitel, und in Berlin wurde der Klub in den Jungen- und Mädchenabteilungen je über hundert Mal Meister und Pokalsieger. Aber im Jugendbereich ist die Unterstützung durch die Eltern eben auch noch größer, zudem müssen deutlich weniger Auswärtsfahrten zu größeren Turnieren organisiert werden als bei den Frauen. Seit 1979 wurde der Verein nahezu jährlich vom Berliner Senat für „die beste Basketball-Nachwuchsarbeit“ in der Stadt ausgezeichnet.

Den letzten Aufstieg in die zweite Bundesliga verdankte Lichterfelde dennoch nicht dem eigenen Frauenteam – sondern der innerstädtischen Konkurrenz aus Moabit. Denn es war das Team des ASV Moabit Basketball, das noch im vergangenen Jahr in Liga zwei stand und dort auch überraschend die Vizemeisterschaft holte. Nach zwei Jahren in dieser Spielklasse ging Moabit jedoch finanziell die Puste aus. Nicht einmal den Zweitliga-Etat, der im fünfstelligen Bereich liegt, konnte man dort aufbringen. Der Frauenbasketball-Verband DBBL genehmigte aufgrund der geringfügig besseren ökonomischen Situation in Lichterfelde dann einen „Tausch“ der Teams. TusLi bekam die Liga-Lizenz und einige ehemalige ASV-Spielerinnen wechselten in den Süden der Stadt.

Trainer Timur Topal freut sich über „megaerfolgreiche“ Saison seines Teams

Was alles noch fehlt

Wenig Aufmerksamkeit und wenig Geld trotz Top-Leistungen – weshalb nehmen die Spielerinnen den Aufwand auf sich? Die Liebe zum Sport und der Zusammenhalt im Team seien wichtig, erklären sie. Da viele der Spielerinnen hier studieren oder zur Schule gehen und die Ausbildung vorgeht, kommt ein Wechsel zu anderen Klubs im Bundesgebiet für die meisten nicht in Frage.

Co-Trainerin Anne-Kathrin Dröll kann viele Dinge aufzählen, die in Berlin und in Lichterfelde noch fehlen, um auch bei den Frauen mit den Besten der Republik mithalten zu können. Sie spricht von einem ganzen Pool an Sponsoren, der nötig wäre. Sie spricht von verbesserter Kooperation mit Schulen und Universitäten. Und sie spricht von Mitarbeitern, die sich um die Organisation der Spiele, um die Öffentlichkeitsarbeit und weitere Aufgaben kümmerten. Aufgaben, die aktuell unter Trainerteam, Vorstand und Fans aufgeteilt werden.

Fans und Vereinsvorstand übernehmen so das unterbesetzte Kampfgericht bei den Heimspielen, mehrmals half auch ein Vorstand des ASV Moabit aus. Spielberichte schreiben die Trainer, auch an Heimspiel-Infoheftchen arbeiten sie mit. Das Basketball-AG-Angebot an den Schulen könnte deutlich ausgebaut werden und zum Verein hinführen. Die Physiotherapeuten sollten deutlich besser bezahlt werden. Manche Spielerin würde schlicht neue Basketballschuhe brauchen. Es sind unzählige Kleinigkeiten wie diese, bei denen es beim TuS Lichterfelde hakt.

Anne-Kathrin Dröll kennt noch die besseren Zeiten des Berliner Frauenbasketballs: mit Wemex Berlin spielte sie, Mitte der 90er Jahre, in der ersten Bundesliga. Damals hatte ein Sponsor sich die Namensrechte am Klub gesichert, die Berlinerinnen spielten einige Jahre im Oberhaus – einmal holten sie die Vizemeisterschaft. Davon aber ist man in Berlin derzeit beim Frauenbasketball weit entfernt.